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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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bei Neumond und erntet es dann bei Vollmond … Ich meine, dass ihm Kräfte innewohnen … Führt mich das etwa auf den Pfad der Ketzerei?
    Und Monger … der hätte Emmanuel Worthys Zauberbibliothek wohl kaum jemandem vorgeführt, der diese Bücher für ketzerisch hielt. Auch die Wahrsager auf dem Markt hätte er mir nicht gezeigt, wenn er sich meiner wahren Identität nicht sicher gewesen wäre.
    «Nel und ich, wir beide halten John Dee eher für einen Mann der Wissenschaft als für einen Totenbeschwörer, und so kommt es uns merkwürdig vor, dass er in diese verarmte Stadt gereist sein soll … nur um die paar kümmerlichen Altertümer zu erfassen, die es hier jetzt noch gibt.»
    Langsam wurde es brenzlig. Wenn ich dem Hufschmied darauf eine Antwort schuldig blieb, könnte er herumerzählen, wer ich wirklich war. Vielleicht würde er es sogar Sir Edmund Fyche sagen, den der feine Unterschied zwischen Wissenschaft und Zauberei nicht scherte.
    «Damit habt Ihr nicht ganz unrecht», gestand ich.
    Im Stillen hoffte ich nur, dass Dudley sich nicht auch noch als Oberstallmeister der Königin verraten hatte. Gerade wollte ich Monger etwas mehr über den Grund meines Aufenthalts hier anvertrauen, als ein Knarren von der schlecht gezimmerten Eingangstür ertönte und ein schmaler Lichtstreifen ins Innere der Schenke fiel.
    Sogleich wurde er von einem Schatten verdrängt, als werfe jemand einen schnellen Blick in die Runde, und dann öffnete sich die Tür gerade weit genug, um eine Frau hereinschlüpfen zu lassen.
    Schnell schloss sie die Tür wieder hinter sich und drückte sie mit dem Hintern fest zu. Unter ihrer ausgefransten Haube quoll wildes graues Haar hervor.
    «Schenk uns kräftig ein, Sal! Vielleicht sitzen wir bald ganz schön in der Scheiße, Mädel!»
    Augenklappe.
    Monger erhob sich von seinem Hocker.
    «Joan! Hier drüben!»
    «Seid Ihr das, Bruder Joe? In diesem Loch könnte man nicht mal mit zwei gesunden Augen was sehen.»
    «Einen Becher Cider für Mistress Tyrre!», rief Monger, als sie zu uns an den Tisch kam. Ihre weißen knochigen Hände tasteten die Luft ab, als würden sie ein Stück Musselin prüfen. «Alles in Ordnung, Joan?»
    «Konstabler. Sogenannte. Überall Konstabler. Große Scheißkerle auf großen Pferden. Mit denen ist heute nicht gut Kirschen essen, Joe.»
    Ich zog ihr einen Hocker heran, sie schaute sich mit ihrem gesunden Auge im Raum um, raffte die Röcke und nahm mit schamlos gespreizten Knien Platz.
    «Normalerweise legst du ihnen einfach umsonst die Karten oder lässt sie deine Titten begrapschen, wenn sie Ärger machen, und schon fressen sie dir aus der Hand. Heute hat mir das alles nicht geholfen.»
    «Ein Mann ist ermordet worden, Joan», sagte Monger. «Daran liegt es wahrscheinlich …»
    «Was hat denn das mit unsereins zu tun? Ich hab den doch nicht abgemurkst.» Als sie mich bemerkte, hielt sie inne. «Wer ist das denn?»
    «Ein Freund. Dr. John, kommt aus London.»
    «Was macht der?»
    «Arbeitet für die Königin, Joan.»
    «Ach ja? Ist ja alles gut und schön, Joe, aber heute traue ich niemandem von rechts nach links. Merkwürdige Stimmung in der Stadt. Todtrübe.» Sie schlang die spindeldürren Arme um sich, als wäre auf einmal alle Wärme aus dem Schankraum gewichen. «Über dem Tor zieht es pechschwarz herauf. Da kommt was auf uns zu. Glaubst du’s? Glaubst du, das was raufzieht? Oh verdammter Katzendreck …»
    Die Tür flog auf, ein heller Lichtschein. Im selben Moment setzten ein paar der Bauern ihre Becher ab, standen leise auf und stellten sich dicht vor die Wand.
    Die Umrisse zweier Männer, schwarz gegen das Licht.
    «Joan Tyrre?»
    «Verdammt», flüsterte Joan. «Hätte schwören können, dass die beiden mir nicht gefolgt sind.»
    «Dort hinten.»
    Einer der Männer zeigte auf unseren Tisch. Der andere kam langsam zu uns herüber. Joan Tyrre stand auf und hielt den Hocker dabei schützend vor sich.
    «Hört mal, Jungs, lasst mich in Ruhe, ihr wisst, dass ich nichts gemacht habe …»
    «Aber vor uns abgehauen bist du, und wir durften hinter dir herjagen, verdammte alte Hippe …»
    Er streckte die Arme aus, während Joan hin und her tänzelte, lachte und mit dem Hocker nach ihm schlug, bis er ihn ihr schließlich entwand.
    «Das reicht! Versuch nur nicht abzuhauen, Joannie. Du weißt genau, was wir von dir wollen.»
    «Was denn? Vor all diesen Leuten?»
    Joan lachte keckernd und wich geschickt aus, als der Mann den Hocker nach ihr warf. Er

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