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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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zerschellte an der Wand hinter ihr.
    «Wo steckt die Frau, die sich Doktor schimpft?»
    Ich erstarrte.
    «Du warst vorhin mit ihr zusammen, so viel wissen wir.
Wo steckt sie?
»
    «Wie soll ich das ahnen?», fragte Joan Tyrre. «Wovon soll so eine arme alte Schachtel sich denn einen Doktor leisten können?»
    «Entweder machst du jetzt den Mund auf, oder ich …»
    Er griff nach ihr, Joan sprang zurück, war dabei aber nicht schnell genug.
    «Nimm deine schmierigen Hände von mir, du …
ah!
»
    Ihr Schädel flog zur Seite, als der andere Mann ihr einen kräftigen Faustschlag ins Gesicht verpasste.
    Joans Kopf hing nun schlaff herunter wie bei einer kaputten Puppe. Ich sprang auf, aber Monger packte meinen Arm und zischte mir ins Ohr: «Macht es nicht noch schlimmer …»

XXIII Die niederste Form der Heilkunst
    I n der Stille war nur zu hören, wie das Ale aus einem umgefallenen Krug von unserem Tisch tropfte. Joan Tyrre lag am Boden, wand sich und hielt einen Arm schützend vors Gesicht.
    Die beiden Konstabler standen neben ihr – schweigend.
    «Das Doktorweib, Mistress Tyrre. Wird’s bald?», fragte der Jüngere von beiden, der sie geschlagen hatte. Er war kaum mehr als ein Jüngling und hatte auch eine Knabenstimme.
    «Hab sie nicht gesehen», murmelte Joan. Ihre Augenklappe war verrutscht. «Ich schwör’s bei Gott.»
    «Wo hast du sie zuletzt gesehen?»
    «Weiß ich nicht mehr.»
    «Dann denk mal angestrengt nach.» Er trat zu. «Hilft dir das auf die Sprünge?»
    «Schon gut! Mistkerl! Sie wollte den Fremden im George Inn besuchen.»
    «Welchen Fremden?»
    «Den, der dort krank in seiner Kammer liegt.»
    «Wie heißt er?»
    «Keine Ahnung, das schwör ich bei Gott.»
    «Wäre besser für dich, wenn das auch stimmt.»
    «Ist wirklich wahr!»
    Er trat ihr hart in die Seite. Von der Tür her fiel Licht auf sein Gesicht. Sein kaltes Grinsen wirkte wie eine blutige Schnittwunde. Mir kam es so vor, als hätte ich ihn schon einmal gesehen.
    Joan stöhnte leise, blieb aber liegen und bewegte sich nicht, bis die beiden weg waren. Die Tür der Schenke fiel zu, und die Bauern verließen in aller Ruhe ihren Platz an der Wand und setzten sich wieder hin, als wäre dergleichen ganz alltäglich. Was es ja möglicherweise auch war.
    «Der Fremde mit dem Fieber!», schrie Joan. «Bei Gwyn, er soll euch alle beide damit anstecken, damit ihr heute Nacht daran krepiert!»
    Monger half ihr auf, und sie befühlte vorsichtig ihren Kiefer.
    «Wenigstens nicht gebrochen. Sieht er gebrochen aus?»
    «Du musst zu Nel.»
    «Jeder Mistkerl will heute zu Nel.»
    «Und wo steckt sie nun?»
    «Weiß nicht, Joe. Jedenfalls nicht hier in der Stadt, wenn sie noch bei Verstand ist.»
    «Was wollten die von ihr?»
    «Glaubt Ihr, das haben die mir erzählt?»
    «Ist sie vielleicht wirklich zurück ins George Inn gegangen, um nach dem Kranken zu sehen?»
    «Weiß ich nicht. Das ist doch einer von den Kerlen aus London, oder? Sollen die beiden meinetwegen den windelweich prügeln, mir egal!»
    «Verstehe.» Monger sah zu mir. «Nach Hause ist sie bestimmt nicht. Falls sie weiß, dass man nach ihr sucht, wird sie alles tun, um ihren Vater aus der Sache herauszuhalten. Wo könnte sie sonst noch sein, Joan?»
    «Wo bleibt mein Drink?», murrte Joan Tyrre.
     
    †
     
    Sie hatte schon zwei Becher Cider hinuntergekippt, ohne ihr Kinn noch einmal zu berühren. Dort bildete sich ein grün und violett verfärbter Bluterguss.
    Joe Monger drängte sie, ihm auf jeden Fall Bescheid zu geben, falls sie nach dieser Tracht Prügel weitere Beschwerden feststellte. Er fragte Joan, wie viele Konstabler auf den Straßen unterwegs waren. Sie war sicher, dass es Dutzende sein mussten, und man wollte gesehen haben, dass weitere über die Mendip Hills herübergeritten kamen.
    «Kann gut sein, dass Joan dreimal dieselben Männer gezählt hat», sagte Monger. «Trotzdem sieht das alles nicht gut aus. Falls wir eben eingegriffen hätten, wären die beiden nur mit Verstärkung zurückgekehrt. Und dann hätte man uns alle verprügelt, eingesperrt und … die Schenke kurz und klein geschlagen.»
    Er gab mir einen Wink, ihm nach draußen zu folgen. Vor der Tür blieben wir wegen des plötzlichen grellen Lichts einen Augenblick lang stehen. Die Marktstände wurden gerade eilig abgebaut und Karren beladen.
    All das geschah in fast völligem Schweigen. Monger schaute sich um.
    «Dahinter steckt Fyche. Er sucht schon lange nach einem Vorwand, um gegen all die Leute hier

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