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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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vorzugehen, die … Sterne und Steine verehren.»
    «Die Maden», sagte ich.
    «Bitte?»
    Ich schüttelte den Kopf.
    «Falls also die Konstabler jetzt ins George Inn gegangen sind …?»
    «Darüber macht Euch keine Sorgen», sagte Monger. «Mit denen wird Cowdray schon fertig. Sobald sie feststellen, dass Nels Patient einer der Männer aus London ist, werden sie schnell Ruhe geben. Eine Konfrontation mit einem Diener der Krone als Zeugen werden sie nicht riskieren.»
    Mir machte es noch immer zu schaffen, was die Konstabler Joan Tyrre angetan hatten. Und mich plagte das schlechte Gewissen, weil ich Fyche erzählt hatte, dass ich Martin Lythgoe zuletzt gesehen hatte, als ich in Gesellschaft von Mistress Borrow war. Ich berichtete Monger, was sich oben auf dem Tor zwischen Nel Borrow und Fyche zugetragen hatte.
    «Und dort habt Ihr sie zum letzten Mal gesehen?»
    «Danach habe ich noch nach ihr gesucht, aber …»
    Ich fühlte mich wie der letzte Dreck. Aber wie um alles in der Welt konnte Fyche ernsthaft behaupten, dass eine Frau Martin so zugerichtet hatte?
    «Master Monger, weshalb hat Fyche Mistress Borrows Mutter an den Galgen gebracht?»
    «Hat er Euch das erzählt?»
    «Ja, aber ohne mir Näheres darüber zu sagen.»
    Monger ging los und überquerte die Straße.
    «Glastonbury ist nicht London», sagte er. «Hier geht das schneller.»
    Ich war entschlossen, dieser Sache auf den Grund zu gehen, und folgte ihm den Hügel hinab bis zur Stadtmitte. Er hielt sich dicht an der Mauer, die die Abtei umgab, und schließlich kamen wir am Empfangshäuschen vorbei.
    «Wo wollt Ihr hin?»
    Er deutete auf die neuere Kirche am Ausgang der Stadt, deren Turm bescheidener ausgefallen war als der der Johanniskirche. Der Himmel über uns war nun mit schwarzen Wolken verhangen und wirkte so fleckig wie eine mit Ziegenleder bespannte Trommel.
    «Erzählt mir von Fyche, Meister Hufschmied.»
    «Ich kenne Fyche nicht.»
    «Wart Ihr nicht zur gleichen Zeit wie er Mönch in der Abtei?»
    «Das macht ihn nicht zu einem meiner Freunde. Dem Abt hat es gefallen, mich zum Hufschmied zu bestimmen. Meine Esse verließ ich nur beim gemeinsamen Gebet. Dabei reden Mönche nicht viel miteinander.»
    «Jetzt ist er Protestant.»
    «Oder hält es für opportun, den Anschein zu erwecken. Zur Zeit von Marias Regentschaft, als Hoffnung bestand, genug Geld für den Wiederaufbau der Abtei zu sammeln, ist er wieder zum guten Katholiken geworden. Man ist doch überrascht, wie schnell so ein Übertritt vonstattengehen kann. Aber das wisst Ihr sicher.»
    Wir befanden uns nun in einer schmalen Gasse hinter der Kirche. Die Häuser hier waren ärmlich, dennoch kam man trockenen Fußes voran, in London wären die Kloaken übergequollen.
    «Euch hat man nicht gebeten, in Fyches geplantem College zu arbeiten?»
    «Braucht man dort einen Hufschmied?» Monger schnaubte. «Nun ja, ein paar Mönche aus der Abtei sind bei ihm in Meadwell. Aber die meisten stammen aus anderen Klöstern – gebildete Männer. Große Männer. Gottes Armee für den Krieg gegen ein Übel, das älter ist als das Christentum, wie Fyche Euch erklären würde.»
    «Welches Übel? Joan Tyrre und ihre Feen? Wünschelrutengänger? Wieso fürchtet er diese Leute?»
    «Wie kommt Ihr denn darauf, dass Angst im Spiel ist?»
    «Vertraut mir, Meister Monger», sagte ich. «Dabei geht es immer um Angst.»
    Wir waren beim letzten Haus angekommen, es lag ganz nah bei der Kirche. Es war größer und nicht ganz so heruntergekommen wie die anderen, sein Holz mit Öl behandelt. Der Mann in der Tür trug eine Schürze, alt, aber sauber, und auf seinem weißen Haar saß eine Kappe in der Farbe verblichenen Pergaments.
    «Dann waren sie also schon hier?», fragte Monger.
    Die Lippen des Mannes wurden schmal, und er nickte so vorsichtig, dass es kaum zu erkennen war.
    «Wie viele, Matthew?»
    «Drei, Fyche selbst mit eingerechnet.»
    Die Stimme des Mannes klang trocken wie Asche, die Haut spannte sich über sein hageres Gesicht, der Blick war misstrauisch.
    «War Nel bei Euch?»
    «Muss schon früh fortgegangen sein, Joe. Wohin, weiß ich nicht.»
    «Aber die Nacht hat sie hier verbracht?»
    «Das weiß ich nicht …» Der Mann ließ die Schultern sinken. «Ich war bis spät in die Nacht unterwegs. Eine Zwillingsgeburt auf einem Hof in der Nähe von Butleigh. Ich musste die beiden herausschneiden, sonst wären sie zusammen mit ihrer Mutter gestorben. Als ich zurückkam, nahm ich an, dass Nel schon schlief.

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