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Die Gebeine von Zora

Die Gebeine von Zora

Titel: Die Gebeine von Zora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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den ganzen Tag in seinem Harem verbracht und alle Insassen interviewt. Nachdem ich dich verlassen hatte, schrieb ich Frauen in einem khaldonischen Harem und schickte es an meinen terranischen Agenten. Natürlich wird es noch Jahre dauern, bis ich erfahre, ob das Buch veröffentlicht worden ist und wie es sich verkauft hat.«
    Reith schüttelte den Kopf. »Du bist wirklich die erstaunlichste Person, die ich je kennen gelernt habe.«
    Sie ging mit einem zufriedenen Lächeln in die Kajüte.
     
    Reith hatte, um seinen Gefährten das Klettern zu ersparen, eine der oberen Kojen belegt. In der Nacht ließ ihn eine plötzliche Veränderung in der Bewegung des Schiffes aus dem Schlaf hochfahren. In seiner Benommenheit glaubte er für einen Moment, sie wären in einen Hafen eingelaufen, aber nach kurzer Überlegung wurde ihm klar, dass das unmöglich war. Vorsichtig ließ er sich aus seiner Koje auf den Kajütenboden gleiten. Er zündete die Kerze in der kleinen Laterne an, schlüpfte in Hemd und Hose und ging nach draußen.
    Dichter Nebel lag wie eine Decke über dem ölig-glatten Wasser. Ein schwacher Wind, kaum mehr als ein Hauch, zupfte an den schlaff hängenden Segeln und verlieh dem Schiff gerade soviel Fahrt, dass sich links und rechts vom Bug ganz leicht das Wasser kräuselte.
    Achtern an der Heckreling stand Kapitän Gendu, neben ihm der Matrose an der Takelstange. Über ihren Köpfen hing an einem Pfosten eine Laterne, deren schwaches gelbes Licht wirkungslos im Nebel versickerte. Auf der Steuerbordseite, fern am Horizont, kündigte ein schwacher perlmuttfarbener Glanz die Morgendämmerung an.
    »Keine Angst; der Nebel wird sich auflösen, sobald die Sonne aufgeht«, knurrte der Kapitän, als Reith zu ihm trat. »Dann können wir auch hoffen, dass der Wind wieder auffrischt.«
    Reith spazierte ein bisschen auf dem Deck herum, um seine Muskulatur aufzuwärmen, und machte ein paar Kniebeugen und Liegestütze. Allmählich wurde das Licht am östlichen Horizont heller, und der Nebel begann, eine rosafarbene Tönung anzunehmen.
    »Die Sonne geht auf«, sagte Gendu. »Bald wird sie den Dunst vertreiben.«
    Reith ging wieder in die Kajüte zurück, um sich noch ein Stündchen aufs Ohr zu legen. Marot schnarchte in seiner Koje; aus der anderen Koje kamen die regelmäßigen Atemzüge Alicias. Reith setzte die Laterne ab und wollte gerade aus seiner Hose steigen, als ein Geräusch von draußen ihn hochschrecken ließ. Es war ein Schrei. Er schien nicht von Bord der Kubitar zu kommen, sondern von irgendwo anders her übers Wasser.
    Unmittelbar danach erscholl wieder ein Schrei, diesmal jedoch aus nächster Nähe. Reith erkannte Kapitän Gendus Reibeisenstimme. Jetzt kamen auch Schreie von den Matrosen, gefolgt von dem Getrappel nackter Füße auf Deck. Dann hörte Reith das Klirren von Metall. Etwas Metallenes krachte auf Holz, mit einem Geräusch, wie wenn eine Axt in ein Scheit fährt. Durch das hektische Stimmengewirr drang ein mahlendes Knirschen, begleitet von dem Knacken und Ächzen berstenden Holzes. Ein heftiger Ruck ließ das Schiff erzittern, und Reith taumelte gegen die Kajüten wand.
    In den Sekunden zwischen dem ersten Schrei und dem Ruck der Kollision hatte Reith im Dunkel der Kajüte sein Schwert ertastet und war zur Tür der Kajütenseite gegangen, von welcher der Lärm zu kommen schien. Während Reith noch haltsuchend nach dem Bettpfosten angelte, sah er aus dem Augenwinkel, wie Marot und Alicia hochschossen und die Beine über den Rand ihrer Kojen schwangen.
    »Qu’est ce qu’il y a?« murmelte schlaftrunken Marot, im Chor mit Alicias Sopran: »Was ist los?«
    »Schnell, Aristide, die andere Tür!« brüllte Reith. »Alicia, zieh dir was an!«
    Er hatte den Satz noch nicht ganz zu Ende gesprochen, als die Tür auf seiner Seite der Kajüte aufflog. Im Rahmen stand ein Krishnaner in einem schmutzigen Lendenschurz und einem zerbeulten rostigen Brustpanzer. Der Eindringling schwang ein Krummschwert und drang damit auf Reith ein.
    Reith schaffte es gerade noch mit Mühe, seine Klinge hochzureißen und den Vorhandhieb zu parieren. Die Wucht, die hinter dem Schlag seines Gegners saß, war so groß, dass Reith fürchtete, ihm werde das Handgelenk gebrochen. Der Krishnaner riss seine schwere Klinge sofort wieder hoch, so mühelos, als wäre sie federleicht, und beantwortete Reiths Parade mit einem mörderischen Rückhandstreich. Wieder gelang es Reith nur mit größter Mühe, den Hieb abzublocken.
    Im selben Moment

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