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Die Gebeine von Zora

Die Gebeine von Zora

Titel: Die Gebeine von Zora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Wenige Minuten später schlugen die ersten Flammen aus der Kubitar. Die Segel loderten auf wie Fackeln und wetteiferten für einen Moment mit der dunstverschleierten Sonne an Glanz.
    Reith hörte Kapitän Gendu murmeln: »Ich habe den Besitzern geraten, bewaffnete Wachen einzusetzen. Aber nein, sie sträubten sich mit Händen und Füßen dagegen. Die Piratengefahr sei gebannt, sagten sie, und gute Wachmänner kosteten gutes Silber.«
    Die Sonne wurde heller, und der Wind frischte auf. Die letzten Dunstschwaden wehten davon wie Geister, die sich auf den Heimweg machten. Die Temperatur begann zu steigen.
    »Und nun«, bellte Tondi, »schauen wir uns unsere Gäste einmal näher an!«
    Mit Schlägen, Drohungen und Flüchen zerrten die Piraten die Gefangenen auf die Beine und stießen sie zum Schandeckel, wo sie sich in einer Reihe aufstellen mussten. Oben füllten sich die beigefarbenen Segel mit Wind; unten wurden die Riemen eingezogen, und die Ruderer kamen auf Deck und gesellten sich zu ihren Kumpanen.
    Tondi verschwand in ihrer Kabine, tauchte aber kurz darauf wieder auf. Sie hatte Helm und Brustpanzer abgelegt und war nur noch mit einem kurzen Kilt bekleidet, der früher einmal weiß gewesen sein musste. Sie war tonnenförmig, flachbrüstig und hässlich sowohl nach krishnanischem als auch nach terranischem Standard. Nach der Dreckschicht zu urteilen, die ihren Körper bedeckte, hatte sie seit mindestens einem Jahr kein Bad mehr genommen. Ihr langes fettiges Haar hatte den bläulichen Schimmer der Krishnarassen, die in dem Gebiet östlich der Drei Meere wohnten.
    Sie begann die Reihe der Gefangenen abzuschreiten. Der erste Gefangene, ein Matrose, wurde grau im Gesicht, und seine Antennen begannen vor Angst zu zittern, als sie ihn mit prüfendem Blick musterte. Dann sagte sie: »Der Kerl ist nutzlos; den brauchen wir nicht.«
    Sie machte eine knappe Bewegung mit dem Daumen. Sofort sprangen zwei Piraten herbei, packten den Matrosen und wuchteten ihn auf die Reling. Der Matrose kreischte in Panik: »Tondi! Du hast versprochen, uns kein Haar zu krümmen! Ich schwöre dir …« Ein platsch!, und er verstummte.
    Tondi stieß ein schnaubendes Lachen aus und ging weiter zum nächsten Matrosen, der mit grauem Gesicht stammelte: »T-tondi, i-ich m-möchte mich g-gern deiner M-mannschaft anschließen.«
    »Wir sind bereits vollzählig.« Wieder deutete sie mit dem Daumen Richtung Reling, und der Matrose ging zappelnd und kreischend über Bord wie sein Vorgänger.
    Der nächste in der Reihe war Chindor, der Steuermann. Als Tondi vor ihn trat, schnatterte er hektisch: »Wage es nicht, mich zu ertränken, Tondi! Mein Bruder ist Großadmiral der ulmanaghischen Kriegsflotte. Er würde dich verfolgen bis zum Südpol …«
    »Du drohst mir?« kreischte Tondi. »Über Bord mit ihm!«
    »Verdammter Narr!« murmelte Gendu. »Wenn er statt mit seinem Bruder mit seinem seemännischen Können geprahlt hätte, wäre er vielleicht mit dem Leben davongekommen.«
    Das muntere Über-Bord-Werfen ging weiter, bis nur noch Kapitän Gendu und die drei Terraner übrig waren. Gendu knurrte: »Wie habt Ihr es geschafft, uns so leicht zu kriegen, Kapitän Tondi?«
    »Wir sind euch die ganze Nacht hindurch gefolgt. Eure Hecklaterne wies uns den Weg.«
    »Ihr hattet keine Positionslichter brennen!«
    Tondi stieß ein verächtliches Schnauben aus. »Glaubst du, wir sind so dumm, Euch zu warnen?«
    »’s war jedenfalls ein schlauer Trick, Eures Rufes würdig.«
    Tondi lächelte geschmeichelt. »Wenn du ebenso gut rammelst, wie du schmeichelst, dann werde ich es vielleicht nicht bereuen, dein wertloses Leben verschont zu haben. Bist du nicht Kapitän Gendu, von Goftan und Fora?«
    »Der bin ich.«
    »Ich kenne die Firma. Sie werden für einen ihrer fähigsten Skipper gewiss ein gutes Lösegeld bezahlen. Betrachte also dein Leben vorerst einmal als verschont; aber du tätest gut daran, es mir ordentlich zu besorgen, wenn du an der Reihe bist.«
    Sie ging weiter zu Reith. »Ah, da haben wir ja den mit dem Feuerhaar! Wie heißt du, und was ist dein Metier?«
    Reith gab ihr die gewünschte Auskunft. Dann fragte Tondi: »Wie bist du im Bett? Vermagst du kräftig zu stoßen?«
    »Meine Frauen haben sich bisher noch nicht beklagt«, erwiderte Reith, der sich mächtig zusammenreißen musste, um sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihm Tondis Gestank zusetzte.
    »Du wirst Gelegenheit haben, deine Worte zu beweisen«, kündigte Tondi an. »Und wehe dir, wenn du

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