Die Gebeine von Zora
hörte er, wie hinter ihm die andere Tür aufflog und weitere bewaffnete Krishnaner hereinstürmten. Ein schriller Schrei von Alicia gellte durch den Kampfeslärm.
Reith sprang vor und stieß mit gestrecktem Arm nach dem Gesicht des Gegners, während dieser noch dabei war, den Vorwärtsschwung seines zweiten Schlages auszubalancieren. Der Krishnaner rettete sich mit einer Reflexbewegung, schwang seine schwere Klinge hoch über den Kopf und setzte zu einem fürchterlichen beidhändigen Hieb an. Das hält meine Klinge nicht aus, schoss es Reith durch den Kopf, als er seine Waffe hochriss, um den Schlag abzuwehren.
Der Krishnaner hatte jedoch vergessen, dass er in einem Türrahmen stand und der Oberbalken nur wenige Handbreit über seinem Kopf war. Seine Klinge krachte in den Oberbalken, biss sich tief in das Holz und blieb stecken.
Ohne groß zu überlegen, stürzte sich Reith mit einem mächtigen Ausfallschritt vorwärts, mit der Klingenspitze auf die Herzgegend des Krishnaners zielend. Seine Klinge fand genau ins Ziel, traf den Krishnaner exakt dort, wo bei einem Terraner der Solarplexus und bei einem Krishnaner das Herz saß.
Die Klinge glitt jedoch am Stahl des Brustpanzers ab. Verdutzt registrierte Reith, dass er in seinem Ungestüm schlicht vergessen hatte, dass sein Gegner einen Brustpanzer trug. Er riss sein Schwert zurück, um einen Nachstoß gegen die ungeschützte Kehle des Krishnaners zu führen. In dem Moment krachte ihm von hinten etwas Hartes und Schweres auf den Schädel. Der Krishnaner im Türrahmen und die Kajüte lösten sich in ein Feuerwerk aus wirbelnden Sternen auf. Reith hörte wie durch eine Wattewand, wie sein Schwert zu Boden klirrte. Dann spürte er, wie er mit Händen und Knien auf den Holzboden der Kajüte schlug.
Als nächstes fühlte er sich von schwieligen Händen gepackt, unsanft hochgerissen und zur Tür hinausgeschleift, verblüfft zur Kenntnis nehmend, dass er immer noch am Leben war. Draußen, im Licht des anbrechenden Tages, sah er, dass längsseits der Kubitar ein anderes Schiff lag, von ähnlicher Länge, aber mit einem schlankeren Rumpf. Drei Enterhaken von dem fremden Schiff staken im Steuerbordschott der Kubitar. Drüben, an Bord des anderen Schiffes, durch die Nebelschwaden nur vage erkennbar, standen mehrere Gestalten, die die an den Enterhaken befestigten Taue strammhielten, um das Auseinanderdriften der Schiffe zu verhindern.
Das Deck der Kubitar wimmelte von abenteuerlich gekleideten Krishnanern; alle waren mit Schwertern, Piken oder Äxten bewehrt, ein paar trugen Brustpanzer.
»Fergus!« ertönte Alicias helle Stimme. »Wo bist du?«
»Hier!« rief Reith und hielt nach ihr Ausschau. Er entdeckte sie in der Menge, eingerahmt von zwei kräftigen Krishnanern, die sie an den Armen festhielten. Zwei andere Krishnaner hielten Aristide Marot, der heftig aus einer Armwunde blutete.
»Was ist passiert?« rief Reith zu den beiden hinüber.
Marot antwortete: »Ich glaube, ich habe einen der Angreifer verwundet, aber ein anderer hat mir eine Schnittwunde am Arm beigebracht. Dann sah ich, wie ein dritter sich dir von hinten näherte und dir mit dem Schwertknauf auf den Kopf schlug.«
Hinter Alicia und Marot standen Kapitän Gendu und seine Matrosen nebeneinander in einer Reihe, von mehreren Krishnanern mit gezücktem Schwert in Schach gehalten. Einige von Gendus Leuten hatten klaffende Schnittwunden, aus denen blaugrünes Blut quoll. Durch die Beine der Angreifer hindurch sah Reith die Leichen von zweien von Gendus Leuten auf den Decksplanken liegen. Eine heisere Stimme brüllte:
»Keine Bewegung! Ergebt euch oder sterbt! Wer den Widerstand aufgibt, dem wird nichts geschehen!«
Der Besitzer der Stimme erschien an der Reling des anderen Schiffes. Durch den allmählich sich lichtenden Nebel erkannte Reith die Umrisse einer kleinen dicken Krishnanerin, bekleidet mit Helm, Brustpanzer und Kilt.
Die aufgehende Sonne warf einen rosafarbenen Teppich, über das glatte Wasser, und Reith konnte jetzt einzelne Gesichter ausmachen.
»Bringt sie auf unser Schiff!« schrie die Anführerin. »Wir durchsuchen sie, sobald es heller ist. Sehe ich da nicht einige Ertsuma? Mit rotem, gelbem und schwarzem Haupthaar, wie im Vertrag beschrieben? In der Tat, sie sind es! Gepriesen sei Maibud! Die alte Hexe in Jeshang wird uns für diese Wesen mehr Lösegeld zahlen, als wir mit zwanzig gewöhnlichen Entführungen verdienen könnten! Ein Glück für euch Abschaum, dass ihr sie lebend
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