Die Gebeine von Zora
ich mich um den Posten des Kurators in diesem Museum bewerben. Nichts ist hier in logischer Ordnung, und die Tafeln sind entweder unleserlich oder fehlen ganz.«
Schließlich fanden sie das Fossil, auf das Kubanan hingewiesen hatte. Es bestand aus mehreren Gliederknochen und einem schokoladenbraunen Schädel von einem Meter Länge. Marot schnurrte vor Vergnügen, als er es mit seiner Taschenlupe untersuchte.
»Ich vermute, es handelt sich hier um ein Exemplar der Oknotheriden«, erklärte er Reith, »aber von einer neueren Gattung. Ein Pflanzen fressender Hexapode aus einer recht jungen Epoche. Was glaubst du – ob der Orden von Qarar dieses Fossil wohl verkaufen würde, damit ich es nach Novorecife schaffen kann?«
»Wenn du mit denen Geschäfte machen willst, brauchst du Nerven wie Drahtseile und das Stehvermögen eines Boxprofis. Bei denen mit ihrer kommunistischen Organisation musst du dich erst durch tausend ineinander verzahnte Komitees hochkämpfen, bis du endlich eine Entscheidung mitgeteilt kriegst.«
»Wie alt ist das System hier?«
»Genau weiß ich es nicht, aber mindestens ein paar Jahrhunderte.«
»Es scheint aber gar nicht so schlecht zu funktionieren.«
»Kein Wunder, wenn sie auf den Schultern der Gemeinen reiten, die die eigentliche Arbeit für sie verrichten. Die Ritter tun nichts anderes, als alles schön überwachen, damit der Laden läuft, aber den Rahm schöpfen sie ab. Und einen prima Vorwand haben sie auch: Die Ritter dürfen sich nicht zu vulgärer Arbeit herablassen, da sie stets bereitstehen müssen, für die Republik zu kämpfen.«
»Das erinnert mich an das Andenregime in meinem Land.«
»Aber sag mal, Aristide; angenommen, du könntest diese Fossilien wirklich kaufen – wie willst du sie nach Terra schaffen? Die Transportkosten wären astronomisch, im übertragenen wie im wörtlichen Sinn.«
»Oh, ich würde gar nicht versuchen, das ganze Skelett zu verschiffen. Drüben in Novo habe ich einen prächtigen kleinen Computer. Der zeichnet jedes Detail des Fossils so akkurat auf, dass ein Computer auf der Erde das Fossil aus einem synthetischen Material auf zehn My genau reproduzieren kann.«
»Aber angenommen, wir finden ein tonnenschweres Fossil von irgendeinem Monster in Chilihagh – wie willst du das nach Novo transportieren?«
»Wenn es zu schwer ist für die einheimischen Karren, dann besorgen wir uns einen Zimmermann und lassen uns einen Schlitten bauen. Und als Zugtiere benutzen wir diese – wie hast du doch gleich diese Viecher genannt, die so aussehen wie sechsbeinige Büffel?«
»Shaihane.«
»Aber realistisch betrachtet, ist es sehr unwahrscheinlich, dass wir mit einem solchen Problem konfrontiert werden. Die Organismen, die ich suche, stehen dicht vor der Spaltung in zwei neue übergeordnete Gruppen. Solche Wesen sind für gewöhnlich klein, etwa in der Größenordnung von Mäusen und Eidechsen.«
»Wie willst du jemals das Fossil von so einem Winzling finden?«
»Alles eine Frage der Übung, mein Freund. Ein geübtes Auge sieht einen Fossilsplitter von der Größe eines Fingerknochens auf zehn Meter Entfernung.«
Marot ballte eine Hand zur Faust und hielt den großen Ring an seinem Mittelfinger auf das Fossil gerichtet, wobei er die Hand langsam bewegte. Reith wusste, dass der Stein des Ringes in Wirklichkeit die Linse einer Hayashi-Ringkamera war und dass Marot das Skelett auf Mikrofilm bannte.
»Du enttäuschst mich«, sagte Reith. »Ich dachte, wir würden ein Skelett von der Größe eines terranischen Dinosauriers finden und müssten zehn Tonnen versteinerter Gebeine nach Hause schleppen.«
»Aber nein! Solche Funde sind selten. Ein voll erhaltenes Skelett findet man ohnehin höchstens zwei- oder dreimal in seinem Leben. Aber nun sag, was müssen wir alles in der Stadt kaufen?«
»Das wichtigste sind ein Zelt und ein Satz Kochutensilien. Außerdem möchte ich eins von diesen Feuerzeugen, so eins wie Gashigi hatte. Darin liegt die Antwort auf Strachan. Die Technologieblockade wird irgendwann in absehbarer Zeit überholt sein, ganz einfach, weil die Krishnaner genauso erfinderisch und einfallsreich wie wir sind. Seit sie jetzt einmal von den Wundern der terranischen Technologie wissen, werden sie nicht ruhen, bis sie die meisten derselben Erfindungen und Entdeckungen selbst gemacht haben, unabhängig von uns.
Außerdem kaufen wir uns krishnanische Kleider, damit wir nicht gar zu sehr auffallen. Lass uns unser Glück nicht zu sehr strapazieren;
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