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Die Gebeine von Zora

Die Gebeine von Zora

Titel: Die Gebeine von Zora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Vorderbeine. Reith versuchte, ihm besänftigend zuzureden. Doch je mehr er redete, desto wilder wurde das Tier, und schließlich musste Reith sich mit einem Satz nach hinten retten, um nicht von den Hufen getroffen zu werden.
    Der Stallmeister erklärte: »Vielleicht ist er nicht gewöhnt an den terranischen Gestank – Verzeihung, Herr, ich meinte den charakteristischen Geruch der Terraner. ’s wird sich gewiss mit der Zeit legen.«
    Marot war hinter Reith getreten. Jetzt schlenderte er langsam auf das wütend keilende Tier zu. Der Aya beruhigte sich und ließ sich auf allen Sechsen nieder, wobei er freilich immer noch ein wachsames Auge rollte. In gebrochenem Mikardandou sagte Marot:
    »Wenn Ihr ihm einen Sattel auflegt, versuche ich, ihn zu reiten.«
    »He!« protestierte Reith. »Willst du dich umbringen?«
    »Wie du siehst, toleriert er mich mehr als dich. Ich glaube, es liegt nicht am Geruch, sondern an deinem roten Haar. Anders als terranische Huftiere können krishnanische Farben wahrnehmen. Einer von uns muss seine Reitfähigkeit erproben. Sollte ich dabei umkommen – dein Honorar ist in Novo hinterlegt.«
    »Aber – aber …«, stotterte Reith, unfähig, ein zwingendes Argument zu finden. Er mochte Aristide Marot mittlerweile sehr gern und war bestürzt bei dem Gedanken, den liebenswerten Wissenschaftler zu verlieren.
    Ein paar Minuten später wurde der Aya gesattelt zurückgebracht. Marot klammerte sich fest an den Sattel, setzte den Fuß in den Steigbügel und saß mit einem Schwung auf. Der Aya stand ruhig da, mit gesenktem Kopf und hängenden Ohren. In dem Moment öffnete sich das Tor der Koppel, und zwei Mikardanduma, die von einem Ausritt zurückkehrten, kamen hereingeritten.
    Als ein Stallbursche auf das Tor zuging, um es zu schließen, hob Marots Aya den Kopf. Dann stieg er mit einem plötzlichen heftigen Ruck hoch, wobei er Marot fast aus dem Sattel warf, und stürmte auf das immer noch halb offen stehende Tor zu. Der Stallbursche hatte gerade noch Zeit, sich umzusehen, als das Tier auch schon über ihm war. Er sprang zur Seite, doch der wildgewordene Aya erwischte ihn mit der Schulter und schleuderte ihn zu Boden, als er durch das Tor ins Freie galoppierte. Marot krallte sich am Sattel fest.
    »Haltet sie auf!« brüllten mehrere Stimmen auf einmal. Der durchgegangene Aya verschwand derweil in einer Stäubwolke.
    Reiths drei Ayas waren zum Putzen und Striegeln weggeführt worden. Von den zwei Reitern, die gerade zurückgekehrt waren, war einer bereits abgesessen. Reith rannte zu dem Tier und schwang sich mit einem Satz in den leeren Sattel. Der Mikardandu hielt noch immer die Zügel in der Hand.
    »Gebt mir die Zügel!« brüllte Reith.
    »Gebt sie ihm nicht!« schrie der Händler. »Diese dreckigen Terraner wollen uns berauben!«
    Inzwischen sprengten die ersten Verfolger zum Tor hinaus. Reith beugte sich vor, packte die Zügel und entwand sie dem verdutzt dreinschauenden Mikardandu. Er wendete seinen Grauen und sprengte hinter den anderen her. Als er sich der Hauptstraße näherte, galoppierten zwei Reiter mit klirrendem Panzer an ihm vorüber. Sie schwenkten ihre Schwerter und schrien: »Haltet den Dieb!«
    Reith sah im Geiste die Schreckensvision vor sich, wie sein Gefährte von den Rittern in Streifen gehauen wurde, bevor einer das Missverständnis aufklären konnte. Er gab seinem Aya die Sporen. Aber sein entliehener Grauer war ein gemütliches Vieh, das sich zu kaum mehr als einem kurzen Galopp bequemte und gleich darauf wieder in einen gemächlichen Trab fiel. Weitere Verfolger überholten Reith.
    Nach wenigen Minuten kam die Verfolgungsjagd ins Stocken, als eine Menschenansammlung die Straße blockierte. Als Reith sich auf seinem Aya einen Weg durch die Menge bahnte, entdeckte er plötzlich Marot, der unter einem weitausladenden, niedrigen Busch hockte, in den er hineingekracht war, als sein Aya ihn abgeworfen hatte. Blut lief ihm in einem dünnen Rinnsal über das Gesicht. Über ihm standen die zwei Ritter mit gezückten Klingen. Andere aus der Verfolgerschar – Stallknechte, Händler, die beiden Mikardanduma und Passanten – umringten wild diskutierend und gestikulierend die Szene, mit Hingabe der Lieblingsbeschäftigung der Krishnaner frönend: dem Schwingen blumenreicher Reden.
    Marot blickte auf. »Ich habe versucht, es ihnen zu erklären«, sagte er zu Reith, wobei er eine hilflose Geste machte, »aber so aufgeregt, wie die sind – und mit meinem Pidgin-Mikardandou

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