Die Gebeine von Zora
dich auch nur als hohler Beutel entpuppst, der nur Luft ausstößt!«
»Wenn ich recht verstanden habe, spracht Ihr vorhin davon, die Hohepriesterin des Bákh in Jeshang habe einen Preis für unsere Ergreifung ausgesetzt. Wie ist das möglich? Als wir Chilihagh vor einem Zehn-Tag verließen, hatte der Dasht Lazdai und ihre Ratgeber gerade in den Kerker werfen lassen.«
»Ah, aber die Lage hat sich schon wieder geändert! Die Hohepriesterin und ihre Leute wurden von einer aufgebrachten Meute ihrer Gläubigen wieder aus dem Kerker befreit. Lazdai rief das Volk zum Aufstand auf, und ein Teil des Heeres schlug sich auf die Seite der Bákhtiten. Der letzte Stand der Dinge ist, dass Lazdai das Dashtat regiert, während der Dasht und seine wenigen Getreuen im Palast unter Belagerung stehen.«
»Wie erfahrt Ihr von solchen Dingen?«
Tondi legte den Zeigefinger an die Lippen. »Betriebsgeheimnis. Meine Spitzel sind überall!«
Sie wandte sich Alicia zu. »Aha, das terranische Weib, nach dem wir Ausschau halten sollten! Wie ich hörte, sind Terranerweiber ein besonderer Hochgenuss für zeugungskräftige Männer wie meine Burschen! Und obzwar ich rüstig und geil bin, kann ich nicht die ganze Mannschaft stets bei Laune halten.« Sie hob die Stimme. »Männer! Seht ihr diese Ertsui? Wen gelüstet es, seinen Stab in ihren Spalt zu rammen?«
»Ich!« rief ein Pirat, und die anderen schlossen sich in vielstimmigem Chor an.
»Dann stellt euch in einer Reihe auf, damit alles seine Ordnung hat. Ihr zwei da! Haltet die Metze fest!«
Zwei Piraten packten Alicia und warfen sie auf die Decksplanken. Sie versuchte, sich mit Beißen, Kratzen und Treten aus der Umklammerung zu befreien, aber mit gefesselten Händen war dies ein aussichtsloses Unterfangen.
Reith war dem Ausrasten nahe. Sein Verstand arbeitete auf Hochtouren in dem verzweifelten Bemühen, einen Weg zu finden, wie er Alicia retten konnte. Da fiel ihm das Gespräch mit Alicia ein, das sie geführt hatten, nachdem Gendu ihr Avancen gemacht hatte. Er fingierte ein lautes, raues Lachen, so als hätte er gerade den schmutzigsten Witz seines Lebens gehört.
Tondi starrte ihn mit einer Mischung aus Verblüffung und Zorn an. »Was hat dieses törichte Gelächter zu bedeuten?«
»Ich freue mich schon auf den Anblick, wenn Eure lüsternen Burschen plötzlich ohne ihr kostbarstes Körperteil dastehen. Eine Rache, die des Gottes Qondyor würdig wäre!«
»Was meinst du damit, Strolch?«
»Nur dass, wie alle Terraner wissen, die Terranerin in ihrem Liebestunnel mit messerscharfen Zähnen ausgestattet ist. Und wenn ihr ein Liebhaber nicht zusagt, dann machen diese Zähne …« Er ließ den Kiefer mit einem Klick! zuschnappen. »… und der arme Wicht ist für immer entmannt. Schon viele sind durch diesen Brauch blutig dahingerafft worden.«
Tondi drehte sich Marot zu. »Ist das wahr?«
»Aber gewiss, Madame. Es ist der sichere Schutz gegen unerwünschtes Eindringen, mit welchem die Götter der Ertsuma die Weiber meiner Spezies ausgestattet haben.«
»Genauso ist es!« beeilte sich Reith zu bestätigen. »Deshalb ist Vergewaltigung bei uns auch völlig unbekannt.«
»Ich dachte«, knurrte Tondi, »Vergewaltigung wäre bei Terranern deswegen unbekannt, weil eure Weiber so wild darauf sind, besprungen zu werden, dass es niemals der Gewalt bedarf. Aber was ist, wenn der Mann dem Weib ein Messer an die Gurgel setzt und ihm gebietet, seine Zähne eingezogen zu halten, bis die Tat vollbracht ist?«
»Das wäre zwecklos«, erwiderte Reith. »Der Vorgang vollzieht sich ganz selbsttätig, wann immer der innere Geist des Weibes unwillig ist.«
»Was weißt du darüber?« fragte Tondi Gendu.
»Auch nicht mehr als das, was diese Ertsuma sagen«, erwiderte der Kapitän achselzuckend. »Aber ich habe nicht das Verlangen, meinen kostbaren Stab zu riskieren, um auszuprobieren, ob es wahr ist!«
»Ich weiß nicht, ob ich dieses Märchen glauben soll«, schnaubte Tondi. Sie wandte sich an ihre Mannschaft. »Ihr habt gehört, was diese Halunken gesagt haben, nicht wahr? Wer ist bereit, die Geschichte auf die Probe zu stellen? Tokh! Du vielleicht?« Sie zeigte auf den ersten Piraten in der Schlange.
»Bitte verzeih mir«, murmelte Tokh. »Aber mir ist schon seit einer Weile unwohl.«
Nachdem die nächsten in der Schlange mit ähnlichen Ausflüchten gekniffen hatten, brach Tondi in schallendes Gelächter aus. »Bei allen Göttern, das ist wirklich das Lustigste, das mir begegnet ist, seit
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