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Die Gebeine von Zora

Die Gebeine von Zora

Titel: Die Gebeine von Zora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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schummrig war, um noch einzelne Gegenstände erkennen zu können, tastete er die Beutestücke mit den Händen ab. Schließlich hielt er vor einer Reihe Kisten, die säuberlich nebeneinander gestapelt waren. Er öffnete eine und fühlte vorsichtig hinein. Sie war mit schwerem dicken Stoff gefüllt, möglicherweise für Decken. Eine andere enthielt Teller und Tafelgeschirr. In der dritten befanden sich Rollen krishnanischen Papiers, jede von einem farbigen Band zusammengehalten.
    »Scheint sich um irgendwelche Dokumente zu handeln, Testamente oder so was«, murmelte Alicia, die neben ihm stand. »Die werden hier so zusammengeknotet.«
    »Die müssen aus dem Archiv irgendeines krishnanischen Rechtsanwalts stammen. Aber ich frag mich bloß, was Tondi wohl mit einer Kiste mit Dokumenten anfangen will.«
    Alicia zuckte die Achseln. »Ich schätze, sie hofft, jemanden zu finden, der sie ihr für gutes Geld abkauft.«
    Der Inhalt der nächsten Kiste entlockte Alicia einen freudigen Jauchzer. Selbst in dem trüben Licht war das Glitzern, das von dem Haufen juwelenbesetzter Halsbänder, Ringe und Armbänder ausging, nicht zu übersehen. Sie grub die Finger in den funkelnden Berg und hielt ein Stück nach dem anderen in das schummrige Licht.
    »Sieht aus wie Kostümschmuck«, grunzte Reith. »Kostbare Steine findest du darunter bestimmt nicht – alles nur Blech und bunte Glasperlen.«
    »Das stört mich überhaupt nicht. Ich bin es leid, immer nur als Wissenschaftlerin in dreckigen Khakiklamotten rumzulaufen. Ich möchte zur Abwechslung auch mal ein bisschen Weibchen sein. Wie steht mir das hier?«
    Sie hielt sich ein glitzerndes Kollier vor den Hals – ein wie eine Spitze gearbeitetes Band aus goldenem Filigran, das mit funkelnden Steinen besetzt war, die aussahen wie Smaragde, Rubine, Amethyste, Granate und weiß Bákh was noch für Edelsteine. Jeder große Stein war eingefasst von einem Kranz gleißender Diamanten (oder zumindest brillantartig geschliffener Glasperlen), von denen perlenbesetzte Fransen herabhingen. Sie sagte:
    »Sieht aus wie das Kollier, das die Entertainerin bei Angur an hatte. Guck doch mal, Fergus.«
    »Sehr hübsch«, brummte Reith geistesabwesend. »Aber du solltest es besser wieder wegstecken, bevor dich die Piraten damit sehen.«
    Alicia tanzte über den Kleiderhaufen und wühlte darin herum, bis sie ein Halstuch fand. Dieses schlang sie sich um den Hals, so dass es das Kollier verdeckte.
    Inzwischen hatte Reith die nächste Kiste geöffnet. Er stutzte, starrte einen Moment verblüfft, dann rief er in aufgeregtem Flüsterton: »He, Aristide! Gendu! Kommt mal her!«
    Die Kiste enthielt mindestens ein Dutzend Schwerter: Zierwaffen mit juwelenbesetzten Griffen und Scheiden mit silbernen und goldenen Filigranornamenten.
    Die beiden anderen Männer zogen scharf die Luft ein. Leise sagte Reith:
    »Die müssen für reiche Stutzer angefertigt worden sein.« Er griff ein Schwert heraus, zog es aus der Scheide und stieß ein enttäuschtes Grunzen aus. »Eine reine Paradewaffe – mit stumpfer Klinge.«
    Marot untersuchte ein anderes. »Das hier scheint scharf zu sein.«
    Von neuer Hoffnung angefacht, holten sie die Schwerter der Reihe nach aus der Kiste und prüften die Klingen mit dem Daumen. Von den vierzehn Schwertern waren fünf kampftauglich.
    »Alles schön und gut«, grummelte Gendu, »aber was sollen wir in dieser düsteren Gruft damit anfangen?«
    »Das werdet ihr schon sehen«, sagte Reith mit einem grimmigen Lächeln.
     
    Der Tag rann zäh dahin. Die Gefangenen erzählten sich Geschichten und Witze, um sich die Zeit zu vertreiben und die Gedanken von ihrem stetig stärker werdenden Hungergefühl abzulenken. Selbst der mürrische, reizbare Gendu ließ sich dazu überreden, Anekdoten aus seiner Seefahrerkarriere zu erzählen. Schließlich jedoch hatten sie sich mangels Trinkwasser den Mund so trocken geredet, dass die Unterhaltung im wahrsten Sinne des Wortes versiegte.
    Als das Tageslicht zu schwinden begann, rief ein Pirat herunter: »Kommt herauf zum Essen, Gefangene! Gebt acht, ich lasse jetzt die Leiter hinunter!«
    »Sollen wir uns jeder ein Schwert nehmen und sie angreifen?« flüsterte Marot.
    »Nein«, entschied Reith. »Es ist noch zu hell, und außerdem werden sie uns bestimmt von oben beobachten. Aber ich habe schon so eine Idee im Kopf.«
    Roqir war halb hinter der zerklüfteten Hügelkette von Kap Dirkash versunken, als die Piraten die Gefangenen zum Vorderdeck führten. Dort mussten

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