Die Gebeine von Zora
Einiges davon entspricht zweifellos der Wahrheit. Also, was machen wir nun mit ihm?«
»Wir töten ihn«, sagte Alicia. »Denk nur, wie viel Ärger wir uns erspart hätten, wenn wir das gleich beim ersten Mal getan hätten! Wenn wir ihn laufen lassen, heckt er bloß wieder neue Schweinereien gegen uns aus. Ich hatte das zweifelhafte Glück, ihn näher kennen zu lernen, und ich weiß, dass er so abgrundtief hassen kann wie kaum irgend jemand.«
»Alicia!« rief Foltz. »Ist das die Art, von einem Mann zu reden, der dich liebt?«
»Lieben? Du?« fragte Alicia und starrte ihn ungläubig an.
»Ja, ich. Ich habe mich auf Zora in dich verliebt, aber ich wurde mir dessen erst voll bewusst, nachdem du weggegangen warst. Seitdem habe ich immer gehofft, dich wieder zu finden und zu heiraten. Und habe ich dich nicht vor dem Verhungern gerettet, indem ich dir einen Job gab? Hast du das vergessen?«
»Ja, indem du mich zu deiner Nutte gemacht hast! Und ich muss sagen, es ist schon eine seltsame Art von Liebe, die Geliebte an eine Hexe zu verhökern, damit die sie in einem Kessel kochen kann.«
»Aber meine liebe Alicia! Als meine Ehefrau würde dir kein Haar gekrümmt.«
»Ich sehe es richtig vor mir«, sagte Alicia mit giftigem Hohn, »wie wir vor dem Kessel stehen und du sagst: ›Okay, meine liebe Alicia, heirate mich oder bereite dich darauf vor, gekocht zu werden!‹ «
»Aber Alicia! Du kannst doch nicht im Ernst glauben, dass ich zu so was fähig wäre! Ich …«
»Halt dein Maul und hör mir gut zu, Warren Foltz! Ich habe Heiratsanträge von zwei krishnanischen Staatsoberhäuptern bekommen, einem König und einem Präsidenten. Ich habe kein Verlangen nach einem krishnanischen Ehepartner; aber jeder von beiden wäre mir immer noch tausendmal lieber als du. Du bist ein treuloser, hinterfotziger, fanatischer, sadistischer, nazistischer, paranoider Egotomane, unfähig, jemand anderen als dich selbst zu lieben. Du bist eine schleimige, verkackte, miese kleine Kreatur. Außerdem bist du der miserabelste Liebhaber auf dem ganzen Planeten, die Krishnaner mitgerechnet. Und du bist nicht einmal Schurke im klassischen Stil, die besaßen nämlich bei aller Schuftigkeit noch eine gewisse Größe, sondern ein infantiler Egoist, der sich nicht einmal schämt, mir mein einziges gutes Kleid zu zerreißen, nachdem ich ihm weggelaufen bin. Ein Dreck bist du, ein kleiner fieser Scheißer. Du kotzt mich an! Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
Reith sah, wie der Paläontologe unter jedem Satz, den Alicia ihm ins Gesicht spie, wie unter einem Peitschenhieb zusammenzuckte. Er schien immer kleiner zu werden, buchstäblich in sich zusammenzufallen und mit jedem Wort, das Alicia sagte, fast wahrnehmbar zu altern. Schließlich murmelte er:
»Nun, ich kann verstehen, warum du ein bisschen voreingenommen gegen mich bist. Aber ich schwöre dir, das wird alles anders, wenn wir erst …«
»Halt endlich deine Schnauze!« blaffte Reith. »Was machen wir nun mit ihm? Es wird schon bald hell.«
»Ich schlage vor, wir stimmen ab«, sagte Marot.
»Wenn ihr abstimmt, wie sie es in Suruskand und Katai-Jhogorai tun, dann solltet ihr mich auch mit einbeziehen«, sagte Ozum. »Schließlich ist dies mein Schiff.«
»Okay«, sagte Reith. »Wofür stimmst du, Aristide?«
»Dass wir ihn töten. Ich hasse Blutvergießen, aber ein Mann, der mutwillig menschliches Wissen vernichtet, ist schlimmer als ein Mörder.«
Foltz seufzte und schüttelte den Kopf. »Das ist keine Art, einen Kollegen zu behandeln, Aristide. Wir Akademiker sollten gegenüber den ungebildeten Massen zusammenhalten.«
»Und Ihr, Kapitän?« fragte Reith, Foltz’ Gejammer ignorierend.
»Ich sage nein«, erklärte Ozum. »Die Kunde von seinem Dahinscheiden würde früher oder später an die Ohren jener dringen, die an höheren Stellen sitzen, und ich möchte nicht in irgendwelche Zwistigkeiten unter den Terranern hineingezogen werden. Ich muss meinen Lebensunterhalt auf diesem Fluss verdienen. Ihr könnt doch seine Verhaftung nach den Gesetzen von Gozastand erwirken, auf dessen Hoheitsgebiet sich die Zaidun zur Zeit befindet.«
»Alicia? Dein Votum?«
»Wir töten ihn. Wir haben das doch alles nun schon wahrlich oft genug erlebt. Wenn wir ihn jetzt laufen lassen, versucht er bei der nächsten Gelegenheit wieder, uns umzubringen.«
»Wenn ich daran denke, dass ich dich geliebt habe!« jammerte Foltz pathetisch. »Wie kannst du den Mann töten, der dich liebt?«
»Ich
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