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Die Gebeine von Zora

Die Gebeine von Zora

Titel: Die Gebeine von Zora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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würde lieber von einer Kobra geliebt werden«, versetzte Alicia bissig. »Und wie stimmst du, Fergus?«
    Reith holte tief Luft. »Ich meine, wir sollten besser Ozums Rat befolgen und ihn den hiesigen Behörden übergeben. Auch ich möchte in der Zukunft weiter hier arbeiten, und da wäre es in meinem Interesse, wenn ich weiterhin eine saubere Weste behielte. Ich kann Foltz so viele Klagen und Prozesse an den Hals hängen, dass er für lange Zeit aus dem Verkehr gezogen wäre.«
    »Der würde sich ja doch irgendwie wieder raus winden«, sagte Alicia. »Abgesehen davon würde uns der Prozess bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag hier festhalten.«
    »Nein; ich könnte von dir und Aristide eidesstattliche Zeugenaussagen vorlegen.«
    Sie waren in einer Pattsituation. Jeder wiederholte seine Argumente, aber die Diskussion drehte sich im Kreis, und sie kamen keinen Schritt weiter. Schließlich machte Ozum den Kompromissvorschlag, statt ihn zu töten, solle man ihn blenden und irgendwo am Ufer aussetzen. Dieser Vorschlag löste eine erneute stürmische Diskussion aus.
    Hatte Foltz sich angesichts der verzweifelten Lage, in der er sich befand, bis zu diesem Zeitpunkt noch vergleichsweise gefasst verhalten, so änderte sich dies schlagartig, als er den Vorschlag hörte, ihm die Augen auszustechen. Blankes Entsetzen trat auf sein Gesicht, und seine Lippen begannen in Panik zu zittern. Während die anderen noch zu sehr damit beschäftigt waren, sich gegenseitig niederzubrüllen, um auf ihn zu achten, wuchtete er sich plötzlich hoch und stürmte humpelnd Richtung Tür. Er stieß Marot zur Seite, und ehe einer der andern ihm den Weg abschneiden konnte, war er schon zur Kajütentür hinaus.
    Mit einem spitzen Aufschrei sprang Alicia ihm nach. Hinter ihr her stürmten Reith und Ozum, der letztere wüste Verwünschungen brüllend. Die beiden krachten zusammen, als sie gleichzeitig durch die Tür wollten. Als Reith endlich das Deck erreichte, sah er, wie Alicia sich über die Reling lehnte und etwas mit einer Stange nach unten drückte. »Was tust du da, Alicia?« schrie er.
    »Ich ertränke Warren Foltz«, erwiderte sie trocken. »Er versuchte, trotz seiner Verletzungen über die Reling zu klettern. Dabei rutschte er aus und fiel ins Wasser. Da habe ich mir schnell den Bootshaken geschnappt, und jetzt drücke ich ihn damit unter Wasser.«
    Reith beugte sich über die Reling und schaute hinunter. Der Himmel begann sich bereits aufzuhellen, und unter der schwarz schimmernden Wasseroberfläche konnte er die blasse Form eines menschlichen Körpers erkennen, dessen Gliedmaßen zappelnde Bewegungen machten, die immer matter wurden.
    Trotz seines ausgeprägten Hangs zu Gesetz und Ordnung schritt Reith nicht ein. Foltz, so dachte er, würde früher oder später ohnehin ein schlimmes Ende nehmen, und welchen Unterschied machte es da, ob es ihm nun von Alicia oder von irgend jemand anderem bereitet wurde?
    »Da!« sagte sie mit einem Klang von Genugtuung in der Stimme und deutete nach unten. »Er hat aufgehört zu zappeln.«
    »Meine erbarmungslose kleine Superfrau!« sagte Reith. »Kapitän, sollen wir ihn nicht besser mit einem Gewicht beschweren, damit er nicht irgendwo wieder auftaucht und Zetergeschrei auslöst?«
    »Das werden die Avvale schon besorgen, keine Angst«, erwiderte Ozum.
    Die Leiche trieb ab und verschwand, und Alicia zog den Bootshaken wieder aus dem Wasser. Dann hoben Reith und Ozum die Leiche des Kurzschwertträgers auf die Reling und stießen sie hinunter, wo sie mit einem leisen Gurgeln verschwand. Im selben Moment schob sich Roqirs scharlachrote Scheibe über den Horizont und sandte ihre ersten Strahlen durch den sich langsam verflüchtigenden Nebel. Marot sagte:
    »Mein lieber Herr Capitaine, wollen wir hoffen, dass Euer so genannter Koch es wenigstens einmal schafft, uns ein anständiges Frühstück zu bereiten. Ich könnte glatt einen Eurer Shaihane mitsamt Haut und Knochen verspeisen!«

 
XIV.
Der Raumhafen
     
    Am Tag darauf fragte Marot Reith: »Wo hat Ozum bloß diesen Koch aufgegabelt? Er ist terrible! Ich bin sicher, dass ich es besser könnte, trotz der ungewöhnlichen Ingredienzien. Ich werde mal mit ihm sprechen.«
    »Hol dir besser erst Ozums Okay«, riet ihm Reith. »Er würde es bestimmt nicht gern sehen, wenn du ihn übergehst.«
    Als Reith ihn das nächste Mal sah, stand er in der Kombüse, im Gespräch mit Yeshram vertieft, dem dicken Koch. Ozum warf einen kurzen Blick hinein und ging dann wieder seiner

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