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Die Gebeine von Zora

Die Gebeine von Zora

Titel: Die Gebeine von Zora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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haben.«
    »Warum sollte Bákh eine solche Missachtung seines Willens dulden?«
    »Das weiß ich nicht, Euer Hochwürden. Eure Frage hat Generationen von terranischen Theologen beschäftigt, und noch immer haben sie keine völlig befriedigende Antwort gefunden. Anerkennt die Religion Bákhs die Philosophie Kurdes des Weisen in Fragen der Logik?«
    Der Priester richtete überrascht seine Riechantennen auf. »Du kennst die Worte Kurdes?«
    »Ich habe einige seiner Abhandlungen gelesen«, erwiderte Marot. »Er weist in seinem Denken Parallelen mit einem terranischen Philosophen auf, einem gewissen Aristoteles, welcher vor vielen Jahrhunderten wirkte. Beide Denker fanden heraus, dass eine Aussage nicht gleichzeitig wahr und falsch sein kann. Stimmt die Doktrin Bákhs damit über ein?«
    »Ja. Aber was hat das mit der Frage der Ausrottung zu tun?«
    »Lasst mich es Euch erklären, Euer Hochwürden. Wenn Männer der Wissenschaft die Überreste eines Wesens finden und sich trotz sorgfältigster Erforschung des Planeten keine lebenden Exemplare desselben finden lassen, dann müssen wir zu dem Schluss kommen, dass in der Tat eine Ausrottung oder eine natürliche Exstinktion stattgefunden hat. In einem solchen Fall muss die Doktrin Bákhs im Lichte dieser Entdeckung neu interpretiert werden. Kurde zufolge kann ein Lebewesen nicht gleichzeitig existierend und ausgestorben sein. Ist es nicht so, Hochwürden?«
    »Besteht nicht die Möglichkeit«, sagte Behorj langsam, »dass diese versteinerten Knochen nicht die Relikte lebendiger Wesen sind, sondern Formen, die durch natürliche Ursachen entstanden sind – aus den der Natur innewohnenden Zeugungskräften? Oder dass sie vielleicht von bösen Geistern, die dem Dämon Yesht dienen, in die Felsen gelegt wurden, in der Absicht, die Gläubigen zu täuschen?«
    Marot zuckte die Achseln. »Wenn Eure Welt vollständig erforscht und erkundet ist und sowohl ihre existierenden Lebensformen als auch die, welche nur in fossiler Form gefunden wurden, katalogisiert sind, dann vielleicht wird man Antworten auf diese Fragen finden. Einstweilen seid versichert, dass wir Terraner keinerlei Absicht haben, die herrschende Lehre in irgendeiner Form in Frage zu stellen oder in Zweifel zu ziehen.«
    Das bleierne Grau des Himmels war inzwischen nahezu schwarz, und in der Ferne begann Donner zu rollen. Einer der Akolyten trat herbei und verneigte sich vor dem Priester. »Euer Hochwürden, wenn wir das andere terranische Lager noch erreichen wollen, ohne nass zu werden, sollten wir jetzt vielleicht besser weiterziehen.«
    »Alles zu seiner Zeit«, sagte Behorj und gab ihm ein Zeichen, zu verschwinden.
    »Stimmen die terranischen Schöpfungslehren mit der wahren Doktrin Bákhs überein?«
    »Wenn Hochwürden mir die grundlegenden Lehrsätze Eures Glaubens darlegt, kann ich die Frage vielleicht beantworten.«
    »Im Buch des Bákh steht geschrieben: ›Am Anfang herrschte das Chaos. Der Wirrnis müde, formte Bákh alles Chaos zu einem einzigen Klumpen, welchselbigen er zusammenpresste, bis er nicht größer war denn der Kopf einer Stecknadel. Alsdann sprach er ein Zauberwort, worauf der Stecknadelkopf zerplatzte und alle Einzelteile des Universums in die Weite, die Tiefe und die Höhe schleuderte, wo sie sich zu Sternen, Planeten und all den anderen Himmelskörpern formten.‹ «
    »Oh!« rief Marot aus. »Das ist ein Glaube, der sich auch unter terranischen Astronomen hoher Wertschätzung erfreut. Es ist die Lehre von der Großen Explosion – in Meister Reiths Muttersprache ›Urknall‹ geheißen.«
    Ein purpurfarbener Blitz zuckte aus den sich immer dichter zusammenballenden Wolken, und diesmal war das Donnerrollen schon erheblich näher. Behorj sagte: »Ich fürchte, wir müssen scheiden, so sehr mir das Gespräch mit dir gefallen hat, mein Sohn. Ich werde der Hohenpriesterin von deiner Frömmigkeit und Demut berichten, mein guter Doktor.«
    Reith und der Franzose standen auf und verneigten sich, als der betagte Priester sich mühevoll von seinem Stuhl erhob und, auf seinen Stab gestützt, zu seiner Sänfte zurückwankte. Schweigend schauten sie zu, wie die Gruppe Aufstellung nahm und den Rückweg antrat.
     
    »Whow!« sagte Reith. »Das hast du sauber hingekriegt, Aristide. Doukh! Pack die Stühle und den Tisch zusammen und lade sie auf, und beeil dich dabei!«
    »Ich hatte Angst, der Priester würde mich zu irgendeinem heiklen Thema befragen«, sagte Marot, »zum Beispiel Schöpfung versus

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