Die Gebeine von Zora
den Rücken eines Ayas heben können. Wenn ich deine Hilfe brauche, Fergus, rufe ich dich. Amusez-vous donc!« fügte er mit einem schelmischen Augenzwinkern hinzu.
»Er muss mich für einen Superman halten«, murmelte Reith, als Marot und die Krishnaner abzogen.
»Für mich bist du Superman genug«, sagte Alicia. »Wenn du noch super er wärst, würde ich bald ausleiern. Komm, fangen wir schon mit dem Packen an.«
Während sie arbeiteten, schwatzten und lachten sie und hielten immer wieder inne, um sich zu küssen. Als sie fertig waren, warf Reith einen skeptischen Blick auf den bleifarbenen Himmel und sagte:
»Wahrscheinlich fängt es gerade dann wieder zu regnen an, wenn wir aufbrechen.«
Als alles zum Abmarsch gepackt war und nur noch die Zelte abgebaut werden mussten, kamen Marot und die Krishnaner zum Mittagessen zurück. Marot sagte: »Wir sind mit der Arbeit fertig. Lasst uns essen, und dann brechen wir auf.«
Marot komponierte gerade einen seiner Salate, und Reith ‚briet über dem Feuer Shaihan-Steaks, als ein Reiter auf dem Kamm auftauchte. Er kam in kurzem Galopp die Anhöhe heruntergeritten, hielt an und sprang geschmeidig aus dem Sattel. Unter der breiten Krempe seines Strohhutes erkannte Reith den Shaihan-Hirten Herg wieder, der sie zu ihrer Ausgrabungsstätte begleitet hatte.
»Guten Morgen, meine Herren!« begrüßte er sie. »Der Junker hat mich hergesandt, um zu sehen, wie es euch geht und was für einen Schatz ihr gefunden habt.«
»Ich zeige Euch gern meinen Schatz«, sagte Marot und blickte von seiner Salatschüssel auf. »Esst ihr schon mal! Ich führe Meister Herg zur Ausgrabungsstelle.«
Als der Paläontologe und der Shaihan-Hirte zurückkamen, trug der Krishnaner ein verdutztes Stirnrunzeln zur Schau. »Haben diese zu Stein gewordenen Knochen magische oder medizinische Eigenschaften?«
»Nein«, sagte Marot. »Wir suchen sie nur, um uns Wissen zu erwerben. Mit diesem Wissen hoffen wir, das Leben auf dieser wie auch auf unserer Welt endlich erklären zu können.«
Herg schüttelte den Kopf. »Ich werde die Ertsuma nie verstehen.«
»Eure Landsleute sprechen doch mit Neid und Ehrfurcht von den Wundern der terranischen Maschinen und Vorrichtungen, nicht wahr? Der Grund, warum wir sie besitzen, ist der, dass gewisse Terraner zuerst nach dem Wissen forschten, welches zu ihrem Bau vonnöten ist.«
»Ein Gedanke, der nicht von der Hand zu weisen ist«, gab Herg zu. »Doch nun möchte ich euch mitteilen, dass ihr bald Gesellschaft haben werdet.«
»He?« entfuhr es Reith. »Wer kommt denn? Foltz und seine Leute?«
»Nein – zumindest nicht, dass ich wüsste. Der Besuch, von dem ich spreche, ist ein Bákhpriester, Behorj bad-Qarz geheißen, welcher mit Soldaten und Gefolge, insgesamt wohl zwanzig Leute an der Zahl, hierher unterwegs ist.«
»Woher wisst Ihr das?« fragte Reith und schaute ihn scharf an.
»Ich begegnete ihnen auf meinem Weg hierher. Sie suchten nach eurem Lager. Ich zeigte ihnen die Richtung und ritt weiter.«
»Wieso sind sie dann nicht mit Euch zusammen gekommen?«
»Seine Hochwürden Behorj ist sehr betagt und vermag daher nur langsam zu reisen. Sie werden innerhalb einer Stunde hier eintreffen.«
»Was wollen sie?«
»Einer der Gardisten erzählte mir, in Jeshang gehe das Gerücht, die Ausgrabungen von euch und Meister Folt könnten vielleicht Schatten des Zweifels auf unsere heiligen Schriften werfen. Vater Behorj kommt, um diesbezüglich Nachforschungen anzustellen.«
»Aristide«, sagte Reith, »können wir den Pack-Aya schnell beladen und nach Kubyab aufbrechen, bevor sie eintreffen? Wir versuchen, einen Bogen um sie zu machen …«
»Wir brauchen mindestens noch eine halbe Stunde, das Aufladen und Festzurren des Fossils eingeschlossen.« Marot legte die Hand wie einen Schirm über die Augen und spähte über die Anhöhe. »Meister Herg, seht Ihr auch Gestalten oben auf dem Kamm?«
»Ja ’s ist in der Tat die Gruppe des Priesters.« Herg schaute zum Himmel, der sich immer mehr zuzog. »Ich rieche Regen, und der Junker trug mir auf, auch Meister Folt aufzusuchen. Mein Herr hat Girch aus Meister Folts Lager abgezogen, da er seine Hilfe beim Auftrieb braucht. Lebt wohl!«
Marot sagte zu Reith: »Du siehst, mein Freund, zum Abhauen ist es zu spät. Sie wären schon da, wenn wir uns noch mit dem Fossil abmühen. Wir müssen ihnen so gelassen wie möglich entgegentreten.«
»Du hast das meiste Training in dieser Art von Debatten, also befass du dich am
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