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Die Gebeine von Zora

Die Gebeine von Zora

Titel: Die Gebeine von Zora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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soziologischen Gekritzel unseren kostbaren Zeitvorsprung aufs Spiel setzen! Kommt nicht in Frage!«
    Alicias Lippen verengten sich zu einem schmalen Strich, ihre Augen blitzten, und Reith befürchtete, sie würde wieder einen ihrer Wutausbrüche bekommen. Aber dann beherrschte sie sich mit sichtlicher Mühe. Sie lenkte ihren Aya neben den Reiths, fasste ihn bei der Hand und schaute ihn mit bettelndem Kleinmädchenblick an. Schmutzig, zerzaust und durchnässt, wie sie war, fand er, dass sie noch immer das schönste Geschöpf auf beiden Planeten war. Dann flötete sie mit herzerweichendem Timbre in der Stimme:
    »Fergus! Es ist doch nur ein winzigkleiner Umweg, und es ist noch Stunden hell! Und ich möchte diese Aufzeichnungen mehr als alles – mehr als alles bis auf eins – in der Welt. Ich – ich tue auch alles, was du sagst.«
    Marot räusperte sich. »Mein Freund, ich für mein Teil bin bereit, dieses kleine zusätzliche Risiko einzugehen. Ich kann der kleinen Alicia nachfühlen, wie sie unter dem Verlust ihrer Aufzeichnungen leidet. Erlaube mir, dass ich ein Wort für sie einlege!«
    »Und was ist, wenn wir Bewaffneten über den Weg laufen?«
    »Dann können wir ja immer noch umkehren. Wie lautet doch das schöne alte Sprichwort: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.«
    »Okay. Aber wenn wir wieder in der Tinte stecken, dann schiebt die Schuld nicht mir in die Schuhe.« Sie schlugen die Richtung zu Foltz’ Camp ein. »Da fällt mir gerade ein, in einer Hinsicht stecken wir bereits in der Tinte. Foltz’ Krishnaner haben uns fast alles Geld abgenommen.«
    »Wann war das?« fragte Marot.
    »Als wir zusammenpackten, habe ich nach den Beuteln mit den Münzen gesucht, mit denen wir die Helfer entlohnen wollten; aber sie waren weg. Ich hab noch ein paar Karda in meinem Geldgürtel, aber damit können wir uns nicht zu dritt in einer großen Stadt wie Jazmurian ernähren. Meine Kleider haben sie auch geklaut. Wie sieht’s denn bei euch beiden aus?«
    Alicia sagte: »Als ich von Warren wegging, habe ich nichts mitgenommen außer den Sachen, die ich am Leib trage.«
    »Ich hatte kein Geld bei mir«, sagte Marot. »Bekommen wir nicht mit dem Täfelchen, das du da am Hals trägst, Kredit auf Novorecife?«
    Reith nestelte das rechteckige Täfelchen aus grünem Jade hervor, in das sein Name und Beruf in verschiedenen krishnanischen Sprachen geprägt waren. »Das würde in einer richtigen Stadt wie Mishe oder Majbur funktionieren, aber ich bezweifle, dass diese chilihaghischen Hinterwäldler das akzeptieren würden. Die wissen doch hier am Ende der Welt nichts von terranischen Kreditgepflogenheiten.«
    Foltz’ Camp lag verlassen. Als erstes holte Alicia ihre Aufzeichnungen. Dann ging sie noch einmal ins Zelt, um ihre Kleider und sonstigen Habseligkeiten zusammenzusuchen. Das zog sich so lange hin, dass Reith schließlich ungeduldig rief:
    »Lish, jetzt komm endlich! Foltz’ Bande kann jeden Moment zurückkommen.«
    »Eine Sekunde noch … ich suche noch meine …«
    »Alicia, jetzt komm! Aristide, hilf mir, sie holen!«
    »Sie müssen kommen, meine Liebe«, versuchte es Marot auf die galante Tour. »Sie wollen doch nicht, dass wir Sie wieder mit Gewalt holen müssen.«
    »Ach, zum Henker mit euch Kerlen!« zeterte es aus dem Zelt. Im gleichen Moment kam sie aus dem Zelt, ein kleines Bündel unter dem Arm, das sie zusammen mit ihren Aufzeichnungen auf dem Pack-Aya verstaute. »Tun so, als wären sie weiß Gott wie stark und heldenhaft, aber machen sich vor ihrem eigenen Schatten in die Hose! Ihr habt eure Sachen mitgenommen; wieso kann ich dann nicht meine auch mitnehmen? Vielleicht helft ihr mir mal, das Zeug festzuzurren!«
    »Eine wahrhaft bestrickende Art, einen um etwas zu bitten!« maulte Reith, beugte sich dann aber herunter, um ihr zur Hand zu gehen. Da ließ ihn ein fast unirdisch gellender Wutschrei Alicias erschrocken auffahren. Sie hielt den Blick auf einen Tisch gerichtet, auf dem mehrere in Tuch eingewickelte Knochenstücke lagen. Sie stürzte hinüber zu dem Tisch und schnappte wütend einen der himmelblauen Stoff-Fetzen. Das Fossil fiel heraus und kollerte auf die Erde.
    »Kein Wunder, dass ich mein einziges gutes Kleid nicht finden konnte!« schrie sie aufgebracht. »Dieser Hundesohn hat es in Streifen geschnitten, um seine verdammten Fossilien damit einzuwickeln! Und das aus reiner Gehässigkeit! Wenn ich den erwische, siede ich ihn in Öl!«
    Sie wischte sich wütend eine Träne fort, stapfte zu ihrem Aya

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