Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gebeine von Zora

Die Gebeine von Zora

Titel: Die Gebeine von Zora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
Vom Netzwerk:
und saß auf. Während ihres langen Ritts nach Kubyab weigerte sie sich schmollend, auch nur ein Wort mit Reith oder Marot zu wechseln.

 
VI.
Das Boot
     
    Als Stunden später die drei Flüchtigen vor Sainians Farmhaus anhielten, hatte die Wolkendecke sich zu lockern begonnen, und ein paar Strahlen goldener Nachmittagssonne brachen im Westen durch die Ritzen.
    »Bei Qondyors eherner Elle!« scholl ihnen Sainians volltönendes Organ zur Begrüßung entgegen. »Ihr seht aus wie die Überlebenden einer Schlacht!«
    »Das sind wir auch«, sagte Reith.
    »Herg kam heute Nachmittag zurückgeritten und berichtete von irgendeinem Scharmützel inmitten des Unwetters. Er schien indes ein wenig verwirrt und vermochte nicht zu sagen, wer gegen wen gekämpft hat. Kommt herein, trocknet euch ab, esst; trinkt und dann erzählt mir alles! Das einzige Entgelt, das ich verlange, ist eine gute, spannende Geschichte. Kommt herein!«
    »Meister Reith ist verwundet, Herr«, sagte Alicia.
    »Verwundet?« fragte Sainian. »Lasst mich sehen … Ah, wie ich sehe, ist Terranerblut rot, just, wie mir berichtet ward. Seltsam. Eure Schnittwunde erinnert mich an den Kratzer, den ich mir zuzog, als ich diesen Shaihandieb tötete. Hui! Hol einen Breiumschlag und einen Verband. Aber zuerst müssen wir ihn von dem Schmutz befreien. Babir! Fülle die Zuber!«
    Sainian gab Reith und Marot in die Obhut seines Dieners Babir, während Hui sich Aliciens annahm. Babir führte die Männer in einen kleinen Raum, in dem ein riesiger Holzzuber stand, und begann diesen mit einem Eimer zu füllen.
    »Du gehst als erster, mein Freund!« sagte Marot. »Nein, nein, ich bestehe darauf! Du hattest den anstrengenderen Tag.«
    Da Reith wusste, dass Marot eher die halbe Nacht debattieren würde als in seiner Höflichkeit auch nur einen Millimeter nachzugeben, ließ er sich überreden. Er ließ seinen ermatteten Körper in den Zuber sinken. Das kalte Wasser ließ ihn im ersten Moment zusammenzucken.
    »In solchen Momenten«, sagte er, »vermisse ich das fließende warme Wasser in Novo.«
    Als Reith mit dem Baden fertig war und Marot die zum Glück nur oberflächliche Schnittwunde verbunden hatte, sagte Reith: »Ich möchte dir eigentlich nicht zumuten, in benutztem Badewasser zu baden, aber wenn wir Babir bitten, den Zuber auszuleeren und wieder zu füllen, dauert das wahrscheinlich eine ganze Stunde.«
    »Das macht mir überhaupt nichts!« wehrte Marot ab und stieg beherzt in das kalte Wasser. »Wenn in einem kleinen französischen Hotel eine Familie ein Bad bestellt, dann badet erst der Papa, dann die Maman und zum Schluss die Kinder, und alle im selben Badewasser. Kein echter Franzose wäre so extravagant, für drei volle Wannen zu bezahlen, wenn eine auch reicht.«
    Babir steckte den Kopf zur Tür herein und fragte: »Sind die Herren fertig? Der Junker lässt fragen, ob ihr Kleider braucht.«
    »Alles was wir haben, sind die schmutzigen Arbeitskleider, in denen wir gekommen sind. Wir wären fürwahr sehr dankbar, wenn Ihr uns welche leihen könntet«, antwortete Reith.
    »Dann, so spricht der Junker, soll ich euch welche aus seinem Bestand bringen.«
    Als sie in ihr Zimmer kamen, lagen zwei feine Wollanzüge auf dem Bett. Jeder bestand aus einem plissierten Kilt und einer perlgrauen ärmellosen Jacke mit großen Messingknöpfen. Ein Kilt war von schlichtem Blau; der andere war scharlachfarben und golden gestreift. Reith hätte lieber den blauen genommen, aber er war gezwungen, den anderen anzuziehen, da der rot-goldene zu eng war, um Marots Leibesfülle aufzunehmen.
    »Nicht schlecht«, sagte Reith, als er sich in einem Metallspiegel betrachtete. »Ach, Babir! Würde es Eurem Herrn etwas ausmachen, wenn wir uns noch eine Stunde ausruhten, bevor wir uns zu ihm gesellen? Wir haben einen anstrengenden Tag hinter uns.«
     
    Eine Stunde später folgten Reith und Marot, angetan mit ihrem neuen eleganten Staat, Babir in die Wohnstube, wo Sainian und ein stämmiger Krishnaner sie erwarteten. Ihr Gastgeber machte sie miteinander bekannt: »Dies sind die Ertsuma, von denen ich dir erzählt habe. Der Füllige ist Maghou; der Dünne Rief. Meine Herren, dies ist mein alter Freund und entfernter Vetter Kapitän Sarf bad-Duden von der Barke Morkerád. «
    Nach dem Austausch der üblichen Artigkeiten und einer Runde Kvad fragte Reith: »Wohin fährt Euer Schiff, Kapitän?«
    »Den Zora hinauf bis Kubyab, dann den Zigros hinunter nach Jazmurian. Das ist der letzte Haltepunkt für

Weitere Kostenlose Bücher