Die Gebeine von Zora
ihr zwei Räume, mit einem großen Bett und einem kleinen. Ich kenne die terranischen Sitten und Gebräuche nicht und weiß daher nicht, wie in einem Fall wie dem euren …«
»Keine Sorge, Herr Junker; wir haben uns schon zur Zufriedenheit aller arrangiert.«
»Das erleichtert mich sehr, fürchtete ich doch schon Komplikationen. Wie wünschet Ihr den morgigen Tag zu verbringen? Ich könnte mit euch einen Ausritt über meine Güter machen …«
»Vielen Dank, Herr Junker«, flötete Alicia in ihrem betörendsten Ton, »aber nach all den Abenteuern, die wir heute erlebt haben, bin ich sicher, dass wir nichts lieber wollen als gar nichts tun und unsere Wunden und Prellungen heilen lassen.«
»Ich verstehe schon«, sagte Sainian mit einem verschmitzten Lächeln. »Bleibt so lange im Bett, wie ihr wollt. Babir soll euch zu essen geben.«
Reith und Alicia nahmen das größere Zimmer. Als Reith die Tür schloss und sich umdrehte, schlang sie ihm die Arme um den Hals und gab ihm einen langen, feurigen Kuss. »Fergus, mein Schatz, verzeih mir, dass ich heute Nachmittag schon wieder so biestig zu dir war! Du hattest wie immer recht. Du warst ein wahrer Held.«
»Hu!« grunzte er. »Ich fühle mich alles andere als heroisch. Immer waren mir die Ereignisse um eine Nasenlänge voraus, und ich war zu blöde, um sie einzuholen. Ich wäre jetzt tot, wenn du uns nicht losgeschnitten und Foltz’ Leute nicht diesen verhängnisvollen Schnitzer gemacht hätten.«
»Wie meinst du das?« Sie setzte sich auf das Bett und zog ihn zu sich herunter. Mürrisch erklärte Reith es ihr:
»Ein Held hätte sich nicht ohne Schwert von Foltz erwischen lassen. Als Aristide den Kerl mit dem Hammer niederschlug, hätte ich nicht zulassen dürfen, dass dieser Cowboy Foltz mitnahm. Ich hätte ihn zumindest solange kaltstellen müssen, bis wir auf dem Weg nach Kubyab gewesen wären. Wir waren, was Foltz betraf, viel zu sorglos und nachlässig. Wir hätten ihn töten sollen, genau wie du gesagt hast. Und da wir das nun einmal nicht getan haben, hätten wir, spätestens als Herg kam und uns den Besuch der priesterlichen Gesandtschaft ankündigte, packen und – Fossil hin, Fossil her – die Beine in die Hand nehmen müssen. Besser sogar noch früher. Nein, nein, als Held bin ich noch ein ziemlicher Stümper.«
Alicia umarmte ihn erneut und sagte, jeden Satz mit einem Kuss interpunktierend: »Ich erlaube nicht, dass du so von dem Mann sprichst, den ich liebe! … Du warst wunderbar, und du weißt das! … Du warst tapfer genug, Foltz unbewaffnet entgegenzutreten … und du warst tapfer genug, diesen Krishnaner bei den Ayas zu töten … Wenn du nicht gewesen wärst, würde Foltz mir jetzt die Seele aus dem Leib prügeln und mich jede halbe Stunde mindestens einmal vergewaltigen … Und außerdem hat er genauso viele Fehler gemacht wie wir …«
Unter ihren Lobeshymnen und Küssen begannen Reiths Lebensgeister sich rasch wieder zu beleben. Er starrte Alicia an mit einem Blick, der ihr wohlvertraut war. »Fergus, jetzt sag bloß nicht, du willst schon wieder, nach allem, was wir heute durchgemacht haben! Dass du überhaupt noch daran denken kannst, so gerädert und zerschlagen, wie du jetzt bist!«
»Das liegt an deinem Kleid und besonders an dem offenherzigen Ausschnitt. Bei dem Anblick würde sogar Aristides Fossil fleischliche Gelüste kriegen. Wo hast du es eigentlich her?«
»Ilui hat es mir gegeben. Es gehörte ihrer Tochter; sie hat es hier gelassen, als sie heiratete und auszog. Ich bin so glücklich, dass ich mich mal wieder so richtig in Schale werden kann! Ich hatte ein gutes blaues Kleid, und das hätte ich auch an dem Abend neulich angezogen, wenn ich gewusst hätte, wen Warren da zum Essen eingeladen hat; aber das hat der Hund ja, wie du weißt, in Streifen geschnitten.« Sie stand auf und drehte ihm den Rücken zu. »Würdest du es bitte aufknöpfen?«
Während Reith sich mit den winzigen Ösen abmühte, fuhr sie fort: »Was mich an meinem Unbemanntsein am meisten gestört hat, war, dass ich niemanden hatte, der mir beim An- und Ausziehen von Kleidern, die hinten geknöpft werden, hätte helfen können. So!« Sie warf ihm ein bedeutungsschwangeres Lächeln zu. »Gib mir ein paar Minuten, und dann werden wir sehen, ob du noch was drauf hast!«
Als Alicia ins Schlafzimmer zurückkam, fand sie Fergus in tiefem Schlummer. Sie küsste ihn sanft aufs Ohr, löschte die Lampe und schlüpfte zu ihm unter die Decke. Schließlich hatten
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