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Die Gebeine von Zora

Die Gebeine von Zora

Titel: Die Gebeine von Zora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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und ihrem Befinden erkundigte. Kurze Zeit später kam der Dasht mit dem Hauptmann der Tempelgarde zurück. »Hauptmann Zurian, schließt die Handfesseln der beiden Terraner auf!«
    Als sie von ihren Handschellen befreit waren, sagte Reith: »Vielen Dank, Eure Hoheit. Ich sagte doch, Bákh wird ein Wunder geschehen lassen. Wo ist Foltz?«
    »Er hätte gern noch ein wenig verweilt, um sich an eurer Hinrichtung zu ergötzen, aber ich schickte ihn mit einer Eskorte los. Offiziell bin ich natürlich empört über den feindlichen Übergriff von Major Kaldashi, aber ich werde meinen Nutzen daraus ziehen. Ich habe bereits die Verhaftung der Hohenpriesterin Lazdai und ihrer Berater angeordnet, wegen des eigenverantwortlichen Begehens eines kriegerischen Aktes gegen ein befreundetes Nachbarland. Die zivile Regierung wird sich endlich gegen die Machtansprüche der Bákhtiten behaupten!«
    »Wird Ihre Hoheit dann auch die Religionsfreiheit wiederherstellen?« fragte Alicia.
    »Ja. Wir Sterblichen haben wahrlich genug damit zu tun, unsere eigenen Streitereien zu schlichten; was sollen wir uns da auch noch in die Dispute unter den Göttern einmischen?« Reith und Marot bestiegen die eigens für sie mitgebrachten Ayas, und wenig später verließ die Schwadron Jeshang.
    Reith, der neben Marot ritt, sagte: »Hoffentlich wird wenigstens dieser Ritt nicht so eine Hetzjagd wie der letzte. Mir tun noch immer die Knochen weh.«
    »Das hoffe ich auch. Aber dieser Ritt müsste kürzer werden, da wir auf dem Hinweg einen riesigen Umweg gemacht haben.« Marot nickte in Richtung Alicia, die an der Spitze der Kavalkade neben der Majorin ritt. »Wie sieht’s denn nun aus zwischen euch beiden?«
    Reith seufzte. »Wenn sie mich wieder heiraten will, wäre ich ein Schwein, wenn ich ablehnen würde, nachdem sie mir das Leben gerettet hat. Aber ich darf gar nicht daran denken, wie es wäre, wenn wir wieder zusammen leben würden. Ich habe das alles schon einmal durchgemacht, und das war eigentlich genug für zwei Leben.«
    »Selbst wenn’s ganz schlimm kommt – so schlimm wie der Kessel der Buße kann’s bestimmt nicht werden«, sagte Marot lachend.
    »Stimmt. Aber das wäre auch in ein paar Minuten vorbei gewesen. Das andere kann aber mehr als ein Jahrhundert dauern!«

 
X.
Der Palast
     
    Drei Tage später ritt die Schwadron in Jazmurian ein. Ein Leutnant begleitete die drei Terraner zu Angurs Gasthof und nahm ihre Ayas wieder mit. Reith orderte bei Angur ein heißes Bad für sich und seine Gefährten und sagte zu Marot:
    »Ist mir egal, wenn du meinst, drei Wannen voll wären Verschwendung! Wir sind hier nicht in Südfrankreich. Wenn dein Institut sich blöd anstellt, dann bezahle ich die zwei Extrawannen eben aus meiner Tasche.«
    Später sagte Reith zu seinen Gefährten: »Ich gehe mal eben zum Bahnhof und gucke, ob die Züge wieder verkehren.«
    Der Bahnhofsvorsteher eröffnete ihm: »Nein, Herr. Das zerstörte Gleis ist noch nicht wieder repariert.«
    »Wann wird der Betrieb wieder aufgenommen?«
    Der Krishnaner spreizte die Hände. »Das weiß nur Bákh.
    Die Chilihaghuma haben nicht nur das Gleis herausgerissen, sondern auch eine Brücke zerstört. Vielleicht in acht oder zehn Tagen.«
    Reith ging zu Angurs Gasthof zurück und erstattete seinen Freunden Bericht. »Das bedeutet wohl«, schloss er, »dass wir nun doch besser das Schiff nehmen. Es ist schon zu spät am Tag, um uns jetzt noch um Kabinen zu kümmern. Ich schlage also vor, wir machen uns einen ruhigen Nachmittag und gehen nach dem Abendessen früh schlafen.«
    »Aber wir müssen doch eure Rettung feiern!« protestierte Alicia. »Sollen wir nicht noch mal tanzen gehen?«
    Reith schüttelte ungläubig den Kopf. »Sag mal, Frau! Bist du ein Wesen aus Fleisch und Blut oder ein medizinisches Wunder? Oder vielleicht gar ein Roboter, der niemals ermüdet?«
    »Meine Zahnräder sind von bester Qualität. Komm, Supermann, raff dich auf! Du wirst doch nicht eingestehen wollen, dass ein armes, schwaches Weib mehr Durchstehvermögen hat als du, oder?«
    »Was auch immer ich über dich gesagt habe«, seufzte Reith mit gequältem Blick, »die Vokabel ›schwach‹ habe ich im Zusammenhang mit dir nie in den Mund genommen.«
     
    Als sie am nächsten Morgen in ihrem Zweierbett aufwachten, meinte Alicia frotzelnd: »Und du hast Angst gehabt, zum Tanzen gestern Abend zu wenig Pep zu haben!«
    »Das liegt an deiner Art der Inspiration, Darling.«
    Sie zog den Kopf zurück und musterte ihn.

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