Die Gebeine von Zora
Augen machen und unsere Waren mit den Fingern betatschen?«
»Ich habe diesmal nur zwei dabei, was man kaum einen Schwarm nennen kann. Wir möchten so schnell wie möglich eine Passage nach Majbur buchen. Dürfte ich einmal die Liste sehen?«
Es stellte sich heraus, dass die Kubitar von Kapitän Gendu am Mittag des folgenden Tages nach Damovang auslief; danach würde sie Majbur und Darya anlaufen. »Ein gut ausgestattetes Schiff, erst ein Jahr alt«, sagte der Hafenmeister. Reith fragte:
»Gibt es auch noch irgendein Schiff, das in den nächsten Tagen ausläuft und nicht in Damovang Station macht?«
»Das nächste ist die Garm; sie läuft Majbur und Reshir an. Aber sie segelt erst in zwölf Tagen.«
Reith kaute auf der Lippe. Im Moment neigte er dazu, Alicia einen Heiratsantrag zu machen. Heute morgen im Gasthof hatte sie sich sehr vernünftig verhalten. Wenn sie so weitermachte … Aber er hatte so ein Gefühl, dass ein Besuch bei ihrem Freund, Präsident Vizman von Qirib, sich irgendwie nachteilig auf ihre Beziehung auswirken würde. Andererseits würde eine Verzögerung von zwölf Tagen bedeuten, dass sie nur äußerst knapp vor dem Abflug der Juruá nach Terra in Novo eintreffen würden – wenn sie Pech hatten, zu knapp. Mit einem Seufzer entschied er sich für die Kubitar.
Als Reith den Liegeplatz der Kubitar gefunden hatte, wühlte er sich durch den Strom der Schauerleute, die, vollbepackt mit Kisten und Säcken, geschäftig zwischen Deck und Landesteg hin und her eilten, den Laufsteg hinauf. Der Kapitän, der von Deck aus die Ladearbeiten überwachte, musterte ihn mit gestrengem Blick, als er näher kam.
»Kapitän Gendu?« fragte Reith. »Ich bin Fergus Reith, ein Terraner, wie Ihr seht. Wie wir hörten, wollt Ihr morgen Mittag auslaufen.«
»Ganz recht«, brummte Gendu. »Vorausgesetzt, wir werden nicht dauernd von irgendwelchen Landratten heimgesucht, die uns beim Beladen im Weg stehen.«
»Es tut mir leid, dass ich Euch bei der Arbeit störe, aber habt Ihr vielleicht Platz für drei Passagiere nach Majbur?«
»Oh, das ist natürlich etwas anderes. Gewiss haben, wir Platz. Seid willkommen. Chindor!« Er rief den ersten Offizier. »Zeig diesem Herrn unsere Passagierkajüte.« Er wandte sich wieder seinen Pflichten zu.
Die Passagierunterkunft, die den Mittelteil des Deckhauses hinter der Kabine des Kapitäns einnahm, bestand aus einer kleinen Kammer mit vier Kojen, zwei übereinander auf jeder Seite. Die oberen waren über Leitern zu erreichen. Auf beiden Seiten befand sich eine Tür zum Deck.
»Wann rechnet Ihr damit, in Majbur einzutreffen?« fragte Reith den Steuermann.
»Wenn der Wind günstig ist, können wir es in fünfeinhalb Tagen schaffen, den Aufenthalt in Damovang mit eingerechnet.«
»Das ist eine gute Zeit.«
»Ja, aber dies ist auch ein neues Schiff. Sein Rumpf ist noch glatt, noch nicht bewuchert von Meeresgetier; und seine Segel sind neu und straff, noch nicht gebeutelt von Wind und Wellen. Es ist zur Zeit das schnellste Handelsschiff auf der Sabadao.«
Reith bezahlte für drei Passagiere und versprach, zeitig vor der Abreise auf dem Pier zu sein.
Auf dem Rückweg vom Hafen ging Reith am Bahnhof vorbei. Dort fand er Marot in die Betrachtung eines hölzernen Waggons vertieft. Gemeinsam gingen die zwei zum Fahrkartenschalter im Bahnhofsgebäude. Reith sagte zu dem Krishnaner, der dort Dienst tat:
»Hier sind die Kontrollabschnitte von drei Fahrkarten nach Majbur, erworben vor ungefähr einem Zehn-Tag. Wir saßen in dem Zug, welcher kurz vor Kolsafid von Marodeuren überfallen wurde, und ich wünsche, dass mir das Fahrgeld zurückerstattet wird.«
Der Schalterbeamte schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht machen, o Terraner«, sagte er in arrogantem Ton. »Die Beförderungsbedingungen schreiben klar und deutlich vor, dass Ihr einen Anspruch auf Rückerstattung innerhalb von drei Tagen nach Annullierung eines Zuges geltend machen müsst.«
»Was Ihr nicht sagt! Nun wurden mein Freund hier und ich aber mit Gewalt aus besagtem Zug geholt und nach Chilihagh verschleppt. Wie zum Hishkak sollen wir einen Antrag auf Rückerstattung stellen, wenn wir in einer Kerkerzelle in Jeshang sitzen?«
Der Krishnaner spreizte die Hände. »Das ist euer Pech. Vorschriften sind Vorschriften, und wir können nicht wegen jeder Laune des Zufalls eine Ausnahme machen.«
Reith stieg die Zornesröte ins Gesicht. »Jetzt hört mir mal gut zu, junger Bursche!« donnerte er. »Ich bin Fergus
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