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Die Gebeine von Zora

Die Gebeine von Zora

Titel: Die Gebeine von Zora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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»Sag mal, mein lieber Fergus; für einen, der sich gerade erst als Superliebhaber erwiesen hat, machst du aber ein ziemlich unglückliches Gesicht. Als würde dich irgendwas bedrücken. Was ist denn, Liebster?«
    »Nichts, mein Schatz«, erwiderte Reith und zwang sich zu einem Lächeln. »Ich habe gerade darüber nachgedacht, wie wir alle heil nach Novo zurückkommen.«
    Reith war klar, dass es nicht das war, was ihn bedrückte. Seit seiner Befreiung hatte er sich ständig zwischen einander widersprechenden Gefühlen hin- und hergerissen gefühlt. Sie hatte seinen inneren Konflikt noch verstärkt, indem sie ihn oft lange, ruhig und mit hochgezogenen Augenbrauen angeschaut hatte – mit einem Blick, in dem die Frage geschrieben stand: ›Nun, wann heiraten wir wieder?‹ Seine Liebe, sein Verlangen nach ihrem Körper und das Gefühl, tief in ihrer Schuld zu stehen, taten das ihrige, seinen inneren Aufruhr noch zu schüren und den Druck, dem er sich ausgesetzt fühlte, noch zu verstärken.
    Was ihn zurückhielt, war seine in vielen schmerzhaften Erlebnissen erworbene Vorsicht, verbunden mit der noch sehr lebendigen Erinnerung an ihre kurze stürmische Ehe. Immer wieder sagte er sich: Sie ist ein wunderbarer Mensch, aber sie ist auch noch immer dieselbe ungestüme Alicia. Sie würde dich herumkommandieren, bevormunden, tyrannisieren, mit dir herumzanken, ständig an dir herumerziehen, und bei dem geringsten Vorwand würde sie aufbrausen und dich anbrüllen – wenn nicht gar mit irgendeinem stumpfen Gegenstand auf dich losgehen. Und in einem oder zwei Monaten würdet ihr wieder da stehen, wo ihr standet, als sie sich von dir trennte. Und eine traumatische Scheidung ist genug!
    »Weißt du, was ich mir wünschen würde?« riss sie ihn aus seinen Gedanken.
    »Was?«
    »Dass wir beide uns früher kennen gelernt hätten, bevor einer von uns Erfahrungen mit Sex hatte, und dass wir geheiratet hätten und dass es seitdem in unserem Leben niemand anderen als nur uns zwei gegeben hätte! Wenn man den Büchern glaubt, dann war es früher bei den meisten Menschen so.«
    »Eine schöne Vorstellung, Lish. Aber der schüchterne, dünne Jüngling, der immer seine Nase in einem Buch versteckt hatte, hätte dir bestimmt nicht gefallen.«
    »Dazu kann ich nichts sagen. Ich weiß nur, dass ich so ziemlich die zickigste Ziege war, die man sich vorstellen kann. Und die hätte dir bestimmt auch nicht gefallen.«
    »Vielleicht; vielleicht auch nicht. Leider ist das Leben keine Kassette, die du zurückspulen, löschen und neu abspielen kannst. Ich befürchte, wir sind dazu verurteilt, unser momentanes Bandsegment auszuagieren, und das heißt gerade im Moment, aufstehen und frühstücken.«
    Widerstrebend löste sie sich von ihm.
    Beim Frühstück sagte Reith: »Unsere nächste Aufgabe ist, ein Schiff nach Majbur zu finden. Kann ich euch zwei eine Weile euch selbst überlassen?«
    Marot: »Ich gehe mir noch mal die Züge angucken.«
    »Und du, Lish?«
    »Ich würde gern einen Einkaufsbummel machen, jetzt, da wir bei Kasse sind.«
    »Ich rate dir davon ab. Jazmurian ist keine Stadt, in der eine Frau allein herumlaufen sollte. Ziemlich übles Pflaster.«
    »Ach, Schnickschnack! Ich habe mich in den Ländern um die Drei Meere auch allein durchgeschlagen. Außerdem haben wir Lazdai ausgeschaltet. Von der haben wir nichts mehr zu befürchten.«
    »Jetzt hör mir mal bitte einen Moment zu, Liebchen!« sagte Reith ernst. »Ich habe versprochen, dich nicht mehr herumzukommandieren. Ich habe also auch nicht gesagt: ›Bleib hier!‹ Wenn du gehen musst, dann geh. Aber ich werde in ein paar Stunden zurück sein; und dann können wir doch, wenn du willst, alle gemeinsam unsere Einkäufe machen.«
    »Okay, machen wir das so. Ich führe dann inzwischen ein bisschen mein Tagebuch weiter.«
    Erleichtert, um einen neuen Streit mit seiner Amorex herumgekommen zu sein, borgte sich Reith von Angur einen Roller. Das Büro des Hafenmeisters befand sich in einer Kuppel auf dem Zollhaus, von der aus der Beamte über die Nachbardächer hinwegschauen konnte, um alle Schiffe im Auge zu behalten, die im Hafen ein- und ausliefen. Reith stieg die Wendeltreppe zu der Kuppel hinauf und begrüßte den Hafenmeister:
    »Hallo, lieber Meister Peyuz! Erinnert Ihr Euch noch an mich? Ich bin Fergus Reith.«
    »Aber gewiss erinnere ich mich! Was machen Eure Touren? Habt Ihr wieder einen Schwarm Ertsuma mitgebracht, die unsere Sehenswürdigkeiten angaffen, unsren Weibern schöne

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