Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gebrüder Kip

Die Gebrüder Kip

Titel: Die Gebrüder Kip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Dezembers zum Ausbruche kam. Der ehrlose Bootsmann machte mit den Meuterern gemeinsame Sache. Er trieb seine Helfershelfer nach dem Deckhause, sich dort der vorhandenen Waffen zu bemächtigen. Len Cannon stürzte sich auf mich, um mich niederzustechen. Ich hatte aber schon einen Revolver in der Hand und drohte, ihm den Schädel zu zerschmettern. Mein Auftreten schreckte die Leute zurück, vorzüglich als einige brave Matrosen mir beisprangen. Die anderen wichen nach dem Vorderdeck aus, und ich ließ Flig Balt und Len Cannon ergreifen und beide in Eisen legen.
    Ein zweiter Auflehnungsversuch war nicht mehr zu befürchten. Die Fahrt ging unter günstigen Umständen weiter. Am 1. Januar umschiffte der ›James-Cook‹ das Vorgebirge und traf den übernächsten Tag auf der Reede von Hobart-Town ein.
    Das ist alles, was ich berichten kann, schloß Karl Kip, und ich habe hier nichts als die reine Wahrheit gesagt.«
    Er trat darauf zur Zeugenbank zurück, mit der Gewißheit, daß man seiner Aussage vollen Glauben schenkte, und als er sich neben Hawkins und Nat Gibson wieder niedergelassen hatte, begrüßten ihn diese mit einem dankbaren Händedruck.
    »Angeklagter, was haben Sie zu sagen? fragte jetzt der Vorsitzende.
    – Nichts!« antwortete Flig Balt.
    Nacheinander wurden nun die übrigen Zeugen aufgerufen, und sie bestätigten in allen Punkten die Darstellung Karl Kips.
    Hawkins gestand seinen Irrtum bezüglich Flig Balts unumwunden zu, einen Irrtum, den Harry Gibson vollkommen geteilt hatte, da dieser ja Flig Balt stets das beste Vertrauen entgegenbrachte. Der Reeder hatte nach der in Kerawara begangenen Mordtat gar nicht gezögert, dem Bootsmanne für die Rückfahrt den Befehl über die Brigg anzuvertrauen. Die Mehrzahl der Mannschaft schien damit recht zufrieden zu sein. Als das Schiff aber im Norden des Korallenmeeres in einen Sturm geriet, zeigte es sich deutlich, daß der neue Kapitän seiner Aufgabe nicht gewachsen war. Er hatte völlig den Kopf verloren, und ohne das Eingreifen Karl Kips wäre der ›James-Cook‹ sicherlich dem Untergange geweiht gewesen. Auch an dieser Stelle wollte diesem Hawkins nochmals den wärmsten Dank aussprechen.
    Der nach dem Reeder aufgerufene Nat Gibson konnte dessen Bericht wiederum nur bestätigen. Als er aber auf seinen Vater zu sprechen kam, fühlte man es aus seinen Worten heraus, welcher Ingrimm gegen die Mörder seine Seele erfüllte.
    Auch Pieter Kip gab, nur abgekürzt, den Bericht seines Bruders wieder. Er beleuchtete das Mißtrauen, das sie beide von Anfang an gegen den Bootsmann gehegt hätten, und den Verdacht, der sofort in ihnen aufgestiegen wäre, als Karl Kip den Kurswechsel des Fahrzeuges bemerkt hatte. Auch er zweifelte nicht, daß diese Kursänderung in verbrecherischer Absicht vorgenommen worden sei, was sich ja bald durch den Versuch einer Auflehnung eines Teiles der Besatzung bestätigt hätte.
    Die Aussagen der Matrosen Wickley, Hobbes, Burnes und des Schiffsjungen Jim stimmten damit und untereinander vollkommen überein. Sie erklärten, versucht worden zu sein, sich an der Meuterei zu beteiligen, und wenn sie von dem Auftritte am 30. Dezember überrascht worden seien, bevor sie den Kapitän Kip von dem geplanten Anschlage unterrichten konnten, so hätten sie sich doch sofort auf seine Seite gestellt.
    Der Vorsitzende widmete ihnen ein warmes Lob, das die Leute gewiß verdient hatten.
    Die Aussagen der vorgeladenen Zeugen waren hiermit beendet. Jetzt sollten die anderen, in der Angelegenheit mehr oder minder belasteten Personen abgehört werden, die gewiß etwas unruhig darüber waren, wie die Verhandlung für sie ausgehen werde.
    Zunächst wurde Vin Mod über das, was er wußte, befragt.
    Von dem arglistigen Burschen durfte man sich freilich keiner wahrheitsgetreuen Schilderung der Vorgänge versehen. Er bemühte sich denn auch, jede Verantwortlichkeit von sich abzuwälzen; er habe niemals – jetzt wie früher-geglaubt, daß Flig Balt den Kurs der Brigg hätte verändern wollen, wie Karl Kip das vermutete. Flig Balt wäre ein tüchtiger Seemann, wofür verschiedene Beweise vorlägen… seine Anordnungen bei dem Sturme wären ganz zweckmäßig gewesen, so daß er es höchst ungerechtfertigt finde, daß man ihm das Kommando wieder abgenommen hätte.
    »Genug!« fiel der Vorsitzende ein, dem der Ton und das Auftreten Vin Mods tief mißfiel.
    Der Matrose suchte seinen Platz wieder auf, doch nicht ohne einen forschenden Blick auf Flig Balt geworfen zu haben, der

Weitere Kostenlose Bücher