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Die Gebrüder Kip

Die Gebrüder Kip

Titel: Die Gebrüder Kip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Beweise, sagte sie dann, die greifbaren Beweise… das Geld… die Schiffspapiere… und obendrein jener Dolch!… Kann man denn annehmen, daß unser armer Gibson nicht mit dieser Waffe ermordet worden wäre?
    – Ja ja, antwortete darauf Hawkins, das weiß ich alles. Hier liegen Beweise vor, die erdrückend erscheinen. Und doch kann ich daneben so manches andere nicht vergessen. Nein, ich zweifle so lange, bis diese Unglücklichen ein unumwundenes Geständnis ablegen.
    – Würdest du im Beisein Nats wohl ebenso sprechen?
    – Nein… er hätte dafür kein Verständnis. Was könnte es bei seinem überreizten Zustande nützen, ihm andere Gedanken nahe legen zu wollen?… Warten wir die weitere Entwicklung der Sache ab. Wer weiß, ob es Karl und Pieter Kip nicht gelingt, ihre Unschuld nachzuweisen. Und selbst im Falle ihrer Verurteilung würde ich noch sagen: Warten wir die Zukunft ab!«
    Nach der Durchsuchung des Zimmers im Gasthofe zum Great Old Man lag die Sache so, daß sie vor dem Kriminalgerichtshof weitergeführt werden mußte. Zu einer Hinausschiebung lag kein Grund vor. Die einzigen Zeugen, die vorgeladen werden konnten, befanden sich alle in Hobart-Town. Etwaige aus Holland einzuziehende Erkundigungen über die Familie der beiden Brüder, über ihre persönlichen Verhältnisse und ihren Leumund konnten mit Hilfe des Telegraphen binnen vierundzwanzig Stunden erlangt werden. Die Untersuchung bedingte keine weitschweifigen Ermittelungen, keine Herbeischaffung weiterer Beweismittel.
    Drei Tage verstrichen Am 25., an dem dafür bestimmten Termin, fuhr der »Skydnam« ab, nachdem der Kapitän Fork einen anderen Obersteuermann gewählt hatte. Er dampfte hinaus… ohne Karl oder Pieter Kip an Bord zu haben, und Hawkins zerriß es fast das Herz. als er das Schiff auf dem Meere schaukeln sah.
    Flig Balt und Vin Mod glaubten jetzt natürlich, wegen des in Kerawara begangenen Verbrechens nichts mehr zu befürchten zu haben. Wer hätte auch das abscheuliche Komplott durchschauen können, dem zwei Unschuldige zum Opfer gefallen waren, wer hätte die Maschen des Netzes zerreißen können, worin diese gefangen saßen?
    Der Bootsmann und sein Helfershelfer allein hatten das häßliche Manöver ersonnen und ausgeführt. Weder Sexton, noch Bryce oder der Koch Koa hatte davon die leiseste Ahnung, ja sie waren fast mehr als die anderen erstaunt über die plötzliche Wendung, die die Angelegenheit vor dem Seegerichte genommen hatte. Was Kyle angeht, der nach achtundvierzigstündiger Hast entlassen worden war, so konnte dieser, obwohl er als Mittelsmann zwischen Vin Mod und Flig Balt gedient hatte, aus der von ihm überbrachten Mitteilung doch nicht den Verdacht schöpfen, daß die beiden genannten den Mord begangen hätten und daß die Gebrüder Kip nur in eine Falle geraten wären. Auch Len Cannon kannte die Wahrheit so wenig wie die anderen. Diese verabscheuungswürdigen Matrosen konnten sich aber nur beglückwünschen über die Wendung, die die Angelegenheit genommen hatte. Flig Balt, der jetzt nicht mehr gefangen saß, konnte sich um eine Heuer für sie und für sich selbst umtun. Und wenn es auch in ihrer Macht gestanden hätte, wären sie gewiß nicht zu Gunsten der beiden Brüder aufgetreten.
    Nach der Abfahrt des »Skydnam« am Abend des 25. schlenderten Flig Balt und Vin Mod auf dem Kai umher. Dieser war ganz menschenleer, und so konnten sie jetzt plaudern ohne die Gefahr, gehört oder belauscht zu werden.
    »Na, glückliche Reise dem ›Skydnam‹, sagte Vin Mod, glückliche Reise, da er die beiden Holländer nicht nach Holland mitnimmt. Ha ha, Karl Kip hatte an Bord des ›James-Cook‹ deinen Platz eingenommen, Freund Balt, nun er wird ihn auch noch ein zweites Mal einnehmen, doch hinter den Riegeln des Gefängnistores, und solche Riegel… die halten hübsch fest!
    – Unser Streich ist gelungen, meinte dazu der Bootsmann, eigentlich leichter, und vielleicht gründlicher, als ich es selbst erwartete.
    – O, es war ja alles von langer Hand vorbereitet. Die beiden Kip werden nicht imstande sein, sich aus der Schlinge zu ziehen.
    – Wir wollen nur erst das Ende abwarten, Mod.
    – Das steht schon im voraus fest, alter Freund!… Ha, ich möchte wohl ihr Gesicht gesehen haben, als sie erfuhren, was man in ihrem Reisesacke gefunden hatte. Wahrlich, es war ein Glück, daß wir auf das treibende Wrack der ›Wilhelmina‹ gestoßen sind und daß jener Reisesack bei deren Unfalle nicht mit versanken war. Hatten sie denn

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