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Die Gebrüder Kip

Die Gebrüder Kip

Titel: Die Gebrüder Kip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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auf Port-Arthur zu in Bewegung.
    Die Gebrüder Kip befanden sich am Ende des Zuges, die Irländer gingen an seiner Spitze… in tödlichster Unruhe, die Farnham natürlich teilte.
    Ohne allen Zweifel hatte Walter den Zettel niedergelegt gehabt, ohne allen Zweifel aber war er verloren gegangen oder gar gefunden worden!
    Es schlug gerade sieben, als die Sträflinge in die Anstalt zurückkehrten, und nach Einnahme der letzten Mahlzeit begaben sich Karl und Pieter Kip wie gewöhnlich nach ihrer Zelle.
    Da sie hier keine Beleuchtung hatten, hätten sie den Zettel nicht noch einmal lesen können, doch das war auch nicht nötig, da sich Pieter Kip seines Inhalts Wort für Wort erinnerte.
    Ja, hier war eine Entweichung geplant, bei der es sich um O’Brien und Macarthy, sowie um den Aufseher Farnham handelte Dieser mußte die Flucht der anderen erleichtern, ihnen am Abend des 5. Mai, also nach sechsunddreißig Stunden, Gelegenheit vermitteln, nach der Saint-Jamesspitze zu gelangen. Hier sollte, wenn die Dunkelheit es gestattete, ein Boot ans Land kommen, das Boot des Schiffes, das von Hobart-Town kam. Hatte der Zustand des Meeres ein Verlassen der Reede vereitelt, so sollte bis zum nächsten, wenn nötig, bis zum übernächsten Tage gewartet werden, doch wer konnte im voraus wissen, ob die Flüchtlinge bis dahin nicht entdeckt, wieder eingefangen und in die Strafanstalt gebracht würden.
    »Mag sein, erklärte Karl Kip, jedenfalls haben sie Aussicht, daß ihr Plan gelingt. Sie brauchen sich nicht in den Wäldern zu verstecken, wo sie Gefahr laufen, von Soldaten und Wächtern verfolgt zu werden. Sie brauchen auch nicht durch die Palissaden der Landenge zu dringen, auf die Gefahr hin, von den Wachthunden zerrissen zu werden. Nein, die Küste ist ja nur fünf Seemeilen entfernt, und ihr Arbeitsplatz ist jetzt in deren Nähe. Dann erscheint ein Schiff… ein Boot davon nimmt sie auf, binnen wenigen Stunden wird es das Kap Pillar umfahren haben, während wir… wir…
    – Lieber Bruder, bemerkte Pieter Kip, du vergißt ganz, daß weder O’Brien oder Macarthy, noch Farnham selbst etwas von dem weiß, was du hier aussprachst.
    – Das ist freilich wahr. Die armen Leute!
    – Ich glaube, es wird ihnen bekannt sein, daß eine schriftliche Nachricht am Fuße eines Baumes niedergelegt worden ist, und ich erinnere mich auch, gesehen zu haben, daß Farnham auf jene Stelle zuging. Da hat er natürlich den Zettel nicht mehr gefunden und wird gefürchtet haben, daß dieser von einem anderen Aufseher aufgehoben und dem Gouverneur eingehändigt worden sei. Dann mußte er annehmen, daß Maßnahmen getroffen würden, die jede Flucht unmöglich machten.
    – Der Zettel, rief Karl Kip, ist aber von niemand gefunden worden, als von dir, was er enthielt, das wissen nur wir zwei, und da liegt doch noch kein Hindernis vor, das die Flucht vereiteln müßte.
    – Gewiß nicht, Karl, wenigstens wenn O’Brien und Macarthy von der Sachlage unterrichtet wären, das ist aber nicht der Fall.
    – Sie werden jedoch Mitteilung erhalten, Pieter, es muß sein! Vergessen wir nicht, daß sie uns wiederholt verteidigt haben… denken wir daran, daß es sich darum handelt, glühende Patrioten diesem Bagno zu entreißen, zwei Männer, die weiter keine Schuld belastet als die, von der Unabhängigkeit ihres Heimatlandes geträumt zu haben!
    – Morgen, Karl, morgen werden wir schon Mittel und Wege finden, ihnen den Zettel zu übergeben.
    – Und warum, sagte Karl Kip, die Hände seines Bruders ergreifend, warum sollten wir nicht mit ihnen fliehen?«
    Diese Frage hatte Pieter Kip schon erwartet. Ihm selbst war dieser Gedanke ja auch gekommen, er hatte darüber nachgedacht und das Für und Wider erwogen.
    Ja ja, wenn sich die ersehnte Gelegenheit darbot, wenn er den beiden Irländern den Zettel zugesteckt hätte und diese dessen Inhalt kannten, wenn sie erfahren hatten, daß alles für ihr Entfliehen vorbereitet war, daß das Schiff sich der Saint-Jamesspitze nähern und ein Boot absenden sollte, das sie am Abend des 5. da erwartete… wenn nun dann Pieter Kip zu ihnen sagte: »Wir erwarten von euch, nur mit uns zu fliehen!«, hätten sie das wohl abschlagen können? Würden sie die beiden Holländer als unwürdig, ihnen zu folgen, zurückweisen?
    In den Augen dieser Feniers waren die Gebrüder Kip freilich schwere Verbrecher, die kein Mitleid verdienten, und wenn sie diesen gestatteten, mit ihnen zu entfliehen, gaben sie damit nicht Mördern, den Mördern des

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