Die Gebrüder Kip
in Begleitung des Ziegerschen Ehepaares die interessante Umgebung von Port-Praslin zu durchstreifen. Sie besuchten unter anderem die bedeutendsten, an dieser Seite der Küste errichteten Faktoreien. Die einen waren in Besitz deutscher Kolonisten, die anderen, die schon vor dem Teilungsvertrage gegründet waren, befanden sich noch in der Hand englischer Handelshäuser. Alle machten recht gute Geschäfte. Die Einfuhr und die Ausfuhr im früheren Tombara – jetzt Herbertshöhe genannt – und im früheren Birara – dem heutigen Matupi – nahm zum Vorteil des deutschen Melanesien ununterbrochen zu.
Überall fanden die Gäste des Herrn Zieger einen vortrefflichen Empfang. Der ehrenwerte Kaufmann nahm in der Handelsgesellschaft, in deren Hand auch die Verwaltung liegt, einen hervorragenden Rang ein. Er war durch seine Stellung mit einer gewissen richterlichen Gewalt bekleidet, der sich die Eingebornen willig fügten. Übrigens verging auch kein Jahr. ohne daß ein Kriegsschiff eine der Inseln des Bismarck-Archipels anlief und den deutschen Farben die vorschriftsmäßige Ehrenbezeugung erwies, wenn Herr Zieger an der Fahnenstange in Port-Praslin die deutsche Flagge hissen ließ.
Die kaiserliche Regierung hatte den Eingebornen ihre Unabhängigkeit fast uneingeschränkt gelassen. Die Stämme haben nur sozusagen keine Häuptlinge mehr. Wird auch einzelnen Greisen noch einige Autorität zugesprochen, so leben doch alle Zugehörigen eines Stammes auf der Stufe völliger Gleichheit. Sklaven gibt es nicht mehr, auch nicht in den Dorfschaften des Innern, und alle Arbeiter sind freie Männer. Als solche werden sie gegen eine verabredete Entschädigung, die in Gebrauchsgegenständen oder Nahrungsmitteln besteht, von den Fabriken oder beim Anbau des Landes beschäftigt. Übrigens wurden die Sklaven hier auch schon vor der Aufhebung der Sklaverei von ihren Herren freundlich behandelt
Dieser Anlauf zur Zivilisation ist sicherlich dem Eifer und der Opferwilligkeit der Missionare zu verdanken, die sich an verschiedenen Stellen des Archipels niedergelassen haben. Sie durchstreifen die Inseln immer mit dem Evangelium in der Hand. In Port-Praslin besteht auch eine protestantische Kapelle, an der zwei Geistliche tätig sind und die den religiösen Bedürfnissen bis jetzt genügt.
Bei einem Ausfluge nach dem Innern der Insel und bis auf drei Seemeilen vom Hafen, besuchten Hawkins und Nat Gibson und die Gebrüder Kip in Gesellschaft des Herrn Zieger auch ein tombarisches Dorf.
Dieses bestand nur aus einem Haufen hölzerner Hütten, die, obgleich der Erdboden hier nicht sumpfig war, alle frei auf Baumstämmen oder Pfählen standen.
Die Eingebornen daselbst gehörten zweifellos zur papuanischen Rasse und unterschieden sich überhaupt nicht sehr von denen Neuguineas. Das Dorf bewohnten, jede Familie für sich, etwa hundertsechzig Männer, Frauen, Kinder und Greise. Natürlich kannten alle den Herrn Zieger und unterwarfen sich seiner Amtsgewalt, obgleich er diese unter den Stämmen im Innern nur selten geltend zu machen Veranlassung hatte.
Seine Begleiter und er wurden von zwei Persönlichkeiten empfangen, die eine Ehre darin zu suchen schienen, recht gemessen und gleichgültig aufzutreten. Die Frauen und die Kinder hielten sich in den Hütten zurück, und es war ziemlich schwierig, sich ihnen zu nähern. Tatsächlich ist man über die Familienverhältnisse und über die soziale Stellung der verschiedenen melanesischen Völkerschaften auch heute noch nicht vollständig aufgeklärt.
Die Zeiten waren schon vorüber, wo diese Wilden noch fast völlig nackt gingen oder nur mit einem Lendenschurz aus der Rinde des Vakoi bekleidet waren, der in lange Streifen zerschnitten und mit einer Naht aus Pflanzenfasern zusammengehalten wurde.
Dank den englischen und deutschen Baumwollstoffen, die heute im ganzen Gebiete verbreitet sind, bekleiden sich jetzt Männer und Frauen mit streifigen Geweben. Diese Dezenz darf wohl als ein Anfang zivilisatorischer Wandlung betrachtet werden.
Zieger konnte recht zuverlässige und wertvolle Mitteilungen über diese Eingebornen machen, deren Gesichts-, Geruchs-und Gehörssinn ganz erstaunlich entwickelt ist.
Echosee und »Loch in der Wand«-Krater.
Terrasse in Whakarewarewa.
Auch in allen Körperbewegungen zeigen sie eine auffallende Schmiegsamkeit und man könnte fast sagen – Eleganz. Sie aber zum Arbeiten zu veranlassen, das bedarf der Nötigung durch Mangel an Nahrungsmitteln. Von Natur recht
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