Die Gebrüder Kip
schienen.
Vin Mod, der sich sein kaltes Blut vollständig gewahrt hatte, durchwühlte die Taschen des Kapitäns, worin er die Schiffspapiere und den Lederbeutel mit den zweitausend Piastern fand.
»Eine angenehme Überraschung!« rief er.
Dann klopfte er dem, vor den Augen des Leichnams noch immer regungslos dastehenden Bootsmann mahnend auf die Schulter.
»Nun aber fort von hier!« drängte er seinen Genossen.
Die Beiden ließen den Toten an Ort und Stelle liegen, wo er wahrscheinlich erst nach der Abfahrt der Brigg gefunden würde, und begaben sich nach dem Fußpfade zurück, dann aber eiligen Schrittes nach dem Hafen.
Eine Stunde später standen sie schon wieder auf dem Deck des »James-Cook«. Flig Balt schlüpfte in seine Kabine; Vin Mod begab sich nach dem jetzt leeren Volkslogis hinunter und verbarg die Papiere des Kapitäns, die gestohlenen Piaster und den Dolch tief in seinem Seemannssacke.
Eine weitere halbe Stunde mochte verflossen sein, als Karl und Pieter Kip an Bord zurückkehrten und sich hinter dem Deckhause niedersetzten, um hier die Heimkehr der Gäste des Herrn Hamburg abzuwarten.
Der elende Vin Mod machte sich, als er wieder auftauchte, auf dem Vorderdeck zu schaffen.
»Flig Balt!… Vin Mod!« stieß er mühsam hervor. (S. 191.)
Er trug eine außergewöhnliche Lustigkeit zur Schau und ließ sich in ein Gespräch mit den Matrosen Hobbes und Wickley ein, die überhaupt heute nicht ans Land gegangen waren.
In dieser Weise war das Verbrechen also begangen worden.
Ein Angestellter aus der Faktorei war es, der am anderen Tage, als er über die erwähnte Waldblöße kam, die Leiche des Kapitän Gibson entdeckte. Er stürmte sofort nach dem Kontor zurück und bald verbreitete sich das Gerücht von dem Morde nach allen Seiten.
Nat Gibson war bei dieser Nachricht wie vom Blitze getroffen, kein Wunder bei der aufrichtigen Liebe, die Vater und Sohn stets verknüpft hatte. Hawkins, der sich ebenso niedergeschmettert fühlte, wie der junge Mann, hätte diesem gar keine Hilfe gewähren können. Die Gebrüder Kip trugen ihn in seine Kabine, wo er nach längerer Zeit wieder etwas zum Bewußtsein kam. Die beiden Holländer zeigten die unverkennbar aufrichtigste Teilnahme an seinem Schmerze und die unverhohlenste Entrüstung über die grausige Schandtat.
Die Mannschaft war vor Schrecken starr. Jim vergoß heiße Tränen; Hobbes, Wickley und Burnes konnten an den Tod ihres Kapitäns gar nicht glauben, und Flig Balt und Vin Mod überboten sich in Drohungen gegen den Mörder.
Nur die Neuangeworbenen aus Dunedin zeigten eine völlige Teilnahmlosigkeit. Bekanntlich hatten Len Cannon und die übrigen beschlossen, gerade heute heimlich davonzugehen, was vielleicht die Abfahrt der Brigg vereitelt hätte. Durch das Verschwinden Gibsons mochten sie aber wohl anderen Sinnes geworden sein, denn Len Cannon warf jetzt Vin Mod wiederholt einen fragenden Blick zu. Dieser wendete dabei jedoch den Kopf ab, als ob er den Matrosen nicht verstände.
Als Nat Gibson einigermaßen wieder zu sich gekommen war, stürmte er aus seiner Kabine hervor.
»Mein Vater! rief er schluchzend, ich will meinen Vater sehen!«
Karl Kip versuchte ihn zurückzuhalten. Nat stieß ihn zurück und eilte nach dem Deck hinaus.
Herr Hamburg, der schon in seine Wohnung zurückgekehrt gewesen war, beeilte sich nach dem Schiffe zu kommen, sobald er von der Mordtat gehört hatte. Hier traf er gerade in dem Augenblicke ein, wo Nat dieses verlassen wollte.
»Ich begleite Sie,« erklärte er ohne Zögern.
Es war jetzt acht Uhr. Hamburg und Zieger, Hawkins und Nat Gibson, sowie die Gebrüder Kip und einige Angestellte von der Faktorei drangen in den Wald ein, wo sie die Lichtung kaum nach zehn Minuten erreichten.
Die Leiche lag noch ebenso da, wie die Mörder sie hinterlassen hatten, lang auf der Erde ausgestreckt und die erloschenen Augen übermäßig weit offen, als ob das Leben noch nicht ganz aus dem Opfer der Freveltat entflohen wäre.
Nat Gibson kniete neben seinem Vater nieder. Er umklammerte ihn, rief seinen Namen und auch den seiner Mutter, der unglücklichen Frau, die die Nachricht von dem schrecklichen Ende ihres Gatten wohl kaum überleben würde.
Hamburg, der es sich zur Pflicht machte, den Tatbestand sorgsam aufzunehmen, prüfte die noch im Grase sichtbaren Spuren und glaubte aus den noch frischen Fußabdrücken schließen zu dürfen, daß zwei Personen an dem Morde beteiligt gewesen wären. Als er dann die Bekleidung
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