Die Gebrüder Kip
einige Vorschläge zu machen.
»Lieber Herr Kip, begann er, sich an den älteren Bruder wendend, mit höchster Anerkennung gedenke ich Ihrer Ergebenheit und Ihres Eifers bei den unglücklichen Verhältnissen, in denen sich unser Schiff befunden hat. Wir verdanken Ihnen dessen Rettung und die seiner Insassen. Ohne Sie wär’ es wahrscheinlich bei dem Sturme im Korallenmeer elend zu Grunde gegangen.
– Es gereicht mir zur großen Genugtuung, Herr Hawkins, wenn ich mich einigermaßen habe nützlich machen können…
– Und ich bin Ihnen dafür dankbar verbunden, versicherte der Reeder. Hätte der »James-Cook« schon in der nächsten Zeit wieder abfahren sollen, so würde ich Sie ersucht haben, dessen Führung auch weiter zu behalten.
– Sie sind zu gütig, Herr Hawkins, und ich fühle mich durch Ihre Worte sehr geehrt. Einen solchen Vorschlag würde ich auch ohne Zögern angenommen haben, wenn uns, meinen Bruder und mich, nicht wichtige und höchst dringliche Angelegenheiten nötigten, so schnell wie möglich heimzukehren.
– Ja, so ist es, Herr Hawkins, setzte Pieter Kip hinzu, wir müssen schleunigst ein Schiff zu finden suchen, das nach Europa abgeht.
– Das begreif’ ich, meine Herren, antwortete Hawkins, die Trennung von Ihnen, vielleicht auf Nimmerwiedersehen, wird uns aber schwer genug werden.
– O… wer weiß? meinte Karl Kip. Warum sollten sich, nach Ordnung unserer Angelegenheiten in Groningen, die unsere Anwesenheit dort unumgänglich notwendig macht, warum sollten sich nicht später angenehme Handelsverbindungen zwischen unseren beiden Häusern entwickeln?
– Ich wünsche es dringend, erklärte der Reeder, und werde mich glücklich schätzen, wenn es sich erst verwirklicht…
– Und wir nicht minder, fiel Karl Kip ein. Was mich betrifft, werde ich einen Reedereianteil zu erwerben suchen, sobald unsere Liquidation beendet ist, und dann wär’ es ja möglich, daß ich auch noch einmal nach Hobart-Town käme.
– Wo man Sie stets als Freund empfangen wird, versicherte Hawkins in herzlichstem Tone. Es versteht sich von selbst, meine Herren, daß meine Kasse zu Ihrer Verfügung steht. Sie haben Ihr gesamtes Besitztum beim Schiffbruche der ›Wilhelmina‹ eingebüßt, und alles, was Sie in Hobart-Town irgend nötig haben… o, keinen Widerspruch… wir rechnen später miteinander ab, nicht wahr?
– Wir danken Ihnen für so viel Wohlwollen, Herr Hawkins, antwortete Karl Kip, ich hoffe aber wir werden davon keinen Gebrauch zu machen haben. Vielleicht finde ich Gelegenheit, auf dem Schiffe, das uns nach Europa bringen soll, als Obersteuermann anzutreten, und dann würde mein Sold ausreichen, die Fahrt meines Bruders zu bezahlen.
– Ganz gut und schön, Herr Kip; wenn sich eine solche Gelegenheit aber nicht bietet, so erinnern Sie sich daran, daß ich zu Ihrer Verfügung stehe.«
Die beiden Brüder antworteten nur durch einen warmen Händedruck.
»Auf jeden Fall, nahm der Reeder wieder das Wort, schulde ich Ihnen, Herr Karl Kip, noch Ihr Kapitänshonorar für den letzten Teil der Fahrt des »James-Cook« und eine Ablehnung Ihrerseits lass’ ich auf keinen Fall gelten.
– Nun gut, Herr Hawkins, erwiderte Karl Kip, wir können dagegen aber auch den Empfang nicht vergessen, der uns von Ihnen zu teil geworden ist. Sie haben sich zwei Schiffbrüchigen gegenüber als warmherziger Mann erwiesen, und wir bleiben, was auch kommen möge, Ihre Schuldner!«
Hawkins versprach noch, sich um eine Fahrgelegenheit für die beiden Brüder zu bemühen. Er werde sie über das Auslaufen geeigneter Schiffe unterrichten und sich für die Anstellung Karl Kips als Obersteuermann verwenden, was es ihnen ja ermöglichen mußte, nach Europa heimzukehren, ohne – da sie es so wünschten – deshalb jemand anders in Anspruch zu nehmen.
Hierauf trennten sich der Reeder und die Gebrüder Kip, nachdem sie einander noch ihre Ergebenheit und Dankbarkeit in warmen Worten versichert hatten.
Karl und Pieter Kip suchten nun nach einem bescheidenen Hotel, wo sie bis zur Abreise von Hobart-Town wohnen könnten. Das gab ihnen Gelegenheit, diese Stadt eingehender zu besichtigen, nach der der ältere der Brüder bei seinen weiten Seefahrten noch niemals gekommen war.
Unzweifelhaft verdient die Hauptstadt Tasmaniens die Bewunderung der Touristen. Sie ist eine der hübschesten Städte des britischen Australiens. Ihre Straßen sind breit, lustig, gut unterhalten und mit kühlen Schatten spendenden Bäumen geschmückt, und
Weitere Kostenlose Bücher