Die Gebrüder Kip
ihre, wenn auch nur kleinen Häuser bieten einen angenehmen Anblick. An grünen, öffentlichen Plätzen fehlt es hier nicht, und dazu kommt noch ein herrlicher, vierhundert Hektar großer Park, östlich vom Mount Wellington, dessen schneeige Gipfel sich dicht daneben in den Wolken verlieren.
Bei ihren Spaziergängen begegneten Karl und Pieter Kip auch wiederholt einigen Matrosen vom »James-Cook«, unter anderen Vin Mod und Bryce. Suchten die auch wieder auf einem Schiffe Stellung oder wollten sie eine Zeitlang auf dem Lande bleiben? Jedenfalls schien es, als ob gerade die beiden genannten sich nicht von einander trennen könnten, denn stets sah man sie zusammen durch die Straßen schlendern. Karl und Pieter Kip hatten aber nicht bemerkt, daß die beiden ihnen unausgesetzt bei ihrer Aufsuchung eines Unterkommens nachfolgten.
Offenbar interessierte diese Frage die beiden Matrosen nicht wenig, und die Gebrüder Kip hätten daran gar nicht zweifeln können, wenn sie die Worte gehört hätten, die zwischen jenen wiederholt gewechselt wurden.
»Sie kommen aber auch niemals damit zu Ende… scheinen sehr anspruchsvoll in der Wahl eines Hotels zu sein, meinte Vin Mod.
– Und haben doch nichts oder nur blutwenig in der Tasche, bemerkte Bryce.
– Wenigstens wenn nicht der Kerl von Reeder – den der Kuckuck holen möge – sie ihnen frisch gefüllt…
– Oder ihnen nicht gar angeboten hat, in seinem Hause zu wohnen, fiel Bryce ein.
– Nein, davon ist keine Rede! rief Vin Mod. Ich wäre lieber erbötig, für sie, wo es immer sei, ein hübsches Zimmer mit zehn Schilling täglich zu bezahlen!«
Aus diesem Zwiegespäch Vin Mods und Bryces geht zweierlei hervor: erstens, daß ihnen viel daran lag, zu wissen, wo die Gebrüder Kip nach der Abtakelung der Brigg wohnen würden, und zweitens, daß es ihre Pläne arg durchkreuzen würde, wenn Hawkins ihnen Unterkunft in seinem eigenen Hause anböte.
Ihre Pläne?… Welche?… Offenbar hatten sie gegen Karl und Pieter Kip einen Schurkenstreich im Sinne, zu dessen Ausführung es nötig war, bei den Brüdern einzudringen.
War das im Notfalle möglich, wenn diese in einem Hotel wohnten, so erschien es kaum möglich, wenn Hawkins sie in seinem Hause aufnahm und sie bis zur Abreise daselbst blieben.
Das war also der Grund ihrer unausgesetzten Beobachtung der beiden Brüder, wobei sie sich kaum darum bekümmerten, gesehen zu werden oder nicht. Am 8. Januar sollten sie endlich ihre Wißbegier befriedigt sehen.
Am Morgen dieses Tages begleitete der Matrose Burnes, beladen mit dem vom Wrack der »Wilhelmina« geretteten Reisesack, der alle Habseligkeiten Karl und Pieter Kips enthielt, die beiden Holländer nach einer Straße in der Nähe des Hafens.
Hier hatten diese, nicht in einem Hotel, sondern in einem sehr bescheidenen, doch sauber aussehenden Gasthofe ein einziges Zimmer im ersten Stockwerke als Wohnung gewählt.
Vin Mod konnte sich gleich danach darüber Gewißheit verschaffen, und als er mit Bryce, der ihn auf dem Kai erwartete, wieder zusammentraf, sagte er:
»Fleet street, Gasthof zum Great Old Man… nun haben wir sie!«
Zweites Kapitel.
Zukunftspläne.
Das Unglück, das die Familie Gibson so grausam heimgesucht hatte, bewirkte zunächst, daß Hawkins seine früher entworfenen Pläne änderte.
Wie wir wissen, hatte sich der Reeder in der Absicht, seinen Geschäftskreis zu erweitern, nach Neuseeland begeben, um hier mit Herrn Balfour, einem in Wellington hochgeachteten Kaufmanne, noch ein neues Kontor zu begründen. Nat Gibson, der ihn auf dieser Reise begleitete, sollte neben Balfour als Teilhaber eintreten. In der nächsten Zeit gedachte man dann die Handelsbeziehungen des Hauses, besonders im Bismarck-Archipel, weiter auszudehnen und zu vermehren. Herr Zieger, der bei dem Aufenthalte des »James-Cook« in Tombara darum befragt worden war, wünschte nichts mehr, als mit dem neuen Kontor in Verkehr zu treten, und sicherte diesem auch laufende und umfangreiche Geschäfte zu. Eines der Schiffe der Firma Hawkins sollte dann ausschließlich zur Großen Küstenfahrt zwischen Wellington und Port-Praslin Verwendung finden.
In Wellington war es ja auch gewesen wo Harry Gibson seinen Sohn und Herrn Hawkins abgeholt hatte, um sie nach Vervollständigung seiner Fracht im Bismarck-Archipel nach Hobart-Town zurückzubringen. Nach seiner Rückkehr von Tasmanien sollte Nat Gibson dann in der Hauptstadt Neuseelands seine dauernde Stellung antreten.
Jetzt, wo der Kapitän Gibson
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