Die Gebrüder Kip
sprachen dann nur von persönlichen und völlig harmlosen Dingen, so daß sie nicht einmal die Vorsicht gebrauchten, ihre Stimmen zu dämpfen. Der starken Hitze wegen stand auch in den meisten Fällen das Fenster hinter den Jalousien halb offen.
Am Abend des 13. belauschte er nun, bei strenger Vorsicht, nicht bemerkt zu werden, eine längere Unterhaltung der Brüder. Es war schon völlig finster, eine Petroleumlampe verbreitete in dem Zimmer ein schwaches Licht, und so konnte Vin Mod nicht nur das Gespräch im Zimmer deutlich hören, sondern auch sehen, was darin vorging.
Das Zimmer war nur sehr bescheiden ausgestattet: zwei eiserne Bettstellen an der Längswand, ein ziemlich roher Schrank, ein Tisch in der Mitte, eine dreibeinige Toilette und drei Stühle aus gebogenem Holz, das war alles; im Kamin lag noch ein Haufen alter Asche.
Ein Schemel trug den vom Wrack der »Wilhelmina« geborgenen Reisesack mit allem, was die beiden Brüder jetzt besaßen und sich zum Teil erst in Hobart-Town, beschafft hatten, wie Wäsche und andere kleine Bedürfnisse, die sie für das von der Firma Hawkins erhaltene Geld eingekauft hatten. Einige in gleicher Weise erworbene Kleidungsstücke hingen an einem Kleiderrechen rechts von der Eingangstür, die sich nach dem, mehreren Zimmern gemeinsamen Vorsaale hin öffnete, an dem auch das Vin Mods lag.
Am Tische sitzend, musterte Pieter Kip eben einige, auf das Kontor in Amboina bezügliche Papiere, als sein Bruder fröhlichen Gesichts eintrat.
»Gelungen, Pieter, rief er mit befriedigter Stimme, es ist mir gelungen… unsere Rückfahrt ist nun gesichert!«
Pieter Kip begriff, daß sich diese Worte auf die seit mehreren Tagen angestellten Versuche bezogen, die Stelle eines Obersteuermannes auf einem der holländischen Schiffe zu erhalten, die sich zu bald bevorstehender Abfahrt von Hobart-Town mit der Bestimmung nach Europa rüsteten.
Pieter Kip drückte seinem Bruder glückwünschend die Hände.
»Die Firma Arnemniden hat dich also als Obersteuermann für den ›Skydnam‹ angenommen?
– Jawohl, Pieter, dank der warmen Empfehlung des Herrn Hawkins…
– O, der vortreffliche Mann, dem wir schon so vieles schulden…
– Und der mir da recht hilfreich unter die Arme gegriffen hat! setzte Karl Kip hinzu.
– Auf ihn können wir unter allen Umständen zählen, lieber Karl. Ist er dir auch einigen Dank für dein Auftreten an Bord des ›James-Cook‹ schuldig, wie viel schulden wir ihm für das, was er schon für uns getan hat. Du weißt, wie wir in seiner Familie, und trotz des Unglücks, das sie heimgesucht hat, von der Familie Gibson aufgenommen worden sind!
– Der arme Kapitän, rief Karl Kip, warum fügte es sich so traurig, daß ich an seine Stelle treten mußte! Herr Hawkins ist ganz untröstlich über den Tod seines unglücklichen Freundes! O möchten die verruchten Mörder doch entdeckt und nach Gebühr bestraft werden!
– Das wird geschehen… wird geschehen!« antwortete Pieter Kip.
Auf diese Behauptung hin, die ihm gar so zuversichtlich erschien, begnügte sich Vin Mod mit den Achseln zu zucken.
»Jawohl, Karl Kip, murmelte er, sie werden verurteilt und bestraft werden, vielleicht eher, als du es glaubst!«
Pieter Kip nahm wieder das Wort.
»Hast du dich dem Kapitän des ›Skydnam‹ schon vorgestellt?
– Gleich heut Abend, Pieter, und er hat auf mich den besten Eindruck gemacht. Es ist ein Holländer aus Amsterdam und schien mir ein Mann zu sein, mit dem ich in allem gut auskommen werde. Von den Vorgängen auf dem ›James-Cook‹ unterrichtet, weiß er, wie ich meine Pflichten als Kapitän erfüllt habe, nachdem Flig Balt seiner Führung des Schiffes enthoben war…
– Das genügt nur für diesen nicht, Karl, der Exbootsmann muß unbedingt schwer bestraft werden. Nachdem er die Brigg durch seine Ungeschicklichkeit erst dem Untergange nahe gebracht hatte und er sie dann den Meuterern ausliefern wollte, an deren Spitze er selbst getreten war…
– Das Seegericht wird seiner gewiß nicht schonen, Pieter, verlaß dich darauf!
– Ich habe mich schon wiederholt gefragt, Karl, ob du nicht unrecht daran getan hast, nur Flig Balt und Len Cannon verhasten zu lassen. Die in Dunedin angemusterten Kameraden des zweiten, sind gewiß auch nicht mehr wert, und du weißt doch, daß der Kapitän Gibson diesen niemals über den Weg traute.
– Das ist richtig, Pieter.
– Und ich muß dem noch hinzufügen, Karl, daß mir der Vin Mod von jeher verdächtig erschienen
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