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Die Gedichte

Die Gedichte

Titel: Die Gedichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Maria Rilke
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ihr Geheimnis leichter preis.

    Doch wir meinen das Verbundensein!
Und wir wollen, lieber Doktor, hoffen,
daß Sie heimlichen verliebten Stoffen,
die sich nie noch in der Welt getroffen,
der Begegnung Glück verleihn!

    … Die Sterne aber, – sie sind fern genug
und kein Verwehren führt unser Gebet
zurück und macht uns glücklicher und klug …
    Erika Mitterer

    Ja, sie sind fern genug , um zu bejahen,
was als Gebet zu ihnen sich entschließt,
doch dem, der sie nicht ehrt, sind sie die nahen,
in denen er die Welt verweigert liest.

    Die Stirne wider einen Stern gestemmt,
lebt mancher Aufgelehnte stark und fremd.
Doch wer sich so erzieht, daß er bemerke,
was ihn von dem Gestirn her zieht und hemmt,
der fühlt die Biegsamkeit in seiner Stärke.

    Daß sich das Herz dir ereigne,
dien dem Erwählten, dien.
Kommt dein Gefühl über ihn –
ist es das eigne?

    Trank er des Abenteuers
bildervollen Wein?
Mischt sich Glanz seines Feuers
in deinen Feuerschein?

    DIALOG

    – Hülf mir aus diesem vielen
Zögern die Worte entlang;
unterbrochenen Flötenspielen
fehlte der Übergang
zu dem plötzlichen Schweigen
in deinem heißen Gesicht …
– Tänzerinnen zeigen,
aber erklären sich nicht.

    – Hast du dich schwebend verschwendet
an Verwandlung und Wink
und dich anders verwendet
da ich dich beinah empfing
so als würde mein Eigen
dein bewegter Verzicht:
– Tänzerinnen neigen,
aber verlieren sich nicht.
– Nein, für solches Bewegen
giebt es nicht einfach ein Halt.

    Wieder zu erregen
deine leichte Gestalt,
ruf ich Flöten und Geigen …
Ach, sie hören nicht!
– Tänzerinnen schweigen,
während ihr Raum zerbricht.

    MAGIE

    Aus unbeschreiblicher Verwandlung stammen
solche Gebilde – : Fühl! und glaub!
Wir leidens oft: zu Asche werden Flammen;
doch, in der Kunst: zur Flamme wird der Staub.

    Hier ist Magie. In das Bereich des Zaubers
scheint das gemeine Wort hinaufgestuft …
und ist doch wirklich wie der Ruf des Taubers,
der nach der unsichtbaren Taube ruft.

    MUSIK

    Wüßte ich für wen ich spiele, ach!
immer könnt ich rauschen wie der Bach.

    Ahnte ich, ob tote Kinder gern
tönen hören meinen innern Stern;

    ob die Mädchen, die vergangen sind,
lauschend wehn um mich im Abendwind.

    Ob ich einem, welcher zornig war,
leise streife durch das Totenhaar …

    Denn was wär Musik, wenn sie nicht ging
weit hinüber über jedes Ding.

    Sie, gewiß, die weht, sie weiß es nicht,
wo uns die Verwandlung unterbricht.

    Daß uns Freunde hören, ist wohl gut –,
aber sie sind nicht so ausgeruht

    wie die Andern, die man nicht mehr sieht:
tiefer fühlen sie ein Lebens-Lied,

    weil sie wehen unter dem, was weht,
und vergehen, wenn der Ton vergeht.

    NACHTHIMMEL UND STERNENFALL

    Der Himmel, groß, voll herrlicher Verhaltung,
ein Vorrat Raum, ein Übermaß von Welt.
Und wir, zu ferne für die Angestaltung,
zu nahe für die Abkehr hingestellt.

    Da fällt ein Stern! Und unser Wunsch an ihn,
bestürzten Aufblicks, dringend angeschlossen:
Was ist begonnen, und was ist verflossen?
Was ist verschuldet? Und was ist verziehn?

    Unser ist das Wunder vom geballten
Wasser, das der Magier vollbracht.
Welche Freude, welche Macht,
Leben, das dahinstürzt, aufzuhalten!

    Aber freilich: als bemühte Über
sind wir doch nicht Herren der Gewalten;
denn nun reißen sie uns dort hinüber,
und wir stürzen still in die Gestalten.

    Nicht um-stoßen, was steht!
Aber das Stehende stehender,
aber das Wehende wehender
zuzugeben, – gedreht

    zu der Mitte des Schauenden,
der es im Schauen preist,
daß es sich am Vertrauenden
jener Schwere entreißt,

    drin die Dinge, verlorener
und gebundener, fliehn –,
bis sie, durch uns, geborener,
sich in die Spannung beziehn.

    ZUEIGNUNG
Geschrieben für Frau A. G. Kröller

    Nach so langer Erfahrung sei » Haus «,
» Baum « oder » Brücke « anders gewagt;
immer dem Schicksal eingesagt,
sag es sich endlich aus !

    Daß wir das tägliche Wesen entwirrn,
das jeder anders erfuhr,
machen wir uns ein Nachtgestirn
aus der gewußten Figur.

    Was sich uns reicht mit dem Sternenlicht,
was sich uns reicht,
faß es wie Welt in dein Angesicht,
nimm es nicht leicht.

    Zeige der Nacht, daß du still empfingst,
was sie gebracht.
Erst wenn du ganz zu ihr übergingst,
kennt dich die Nacht.

    VALANGIN

    Die vier Kissen der vier Klöpplerinnen
waren kreuzweis dicht herangeschoben
an die kleine Stufe mit den Globen;
hinter den vier Wasserkugeln, innen,
stand das Licht.

    Licht, für immer nun dahingeschienen

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