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Die Gedichte

Die Gedichte

Titel: Die Gedichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Maria Rilke
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bist du reich.
Dein Ja zu dir bejaht dir Haar und Wange;
und überfüllt von solchem Selbstempfange,
taumelt dein Blick und dunkelt im Vergleich.

    II
    Immer wieder aus dem Spiegelglase
holst du dich dir neu hinzu;
ordnest in dir, wie in einer Vase,
deine Bilder. Nennst es du ,

    dieses Aufblühn deiner Spiegelungen,
die du eine Weile leicht bedenkst,
eh du sie, von ihrem Glück bezwungen,
deinem Leibe wiederschenkst.

    III
    Ach, an ihr und ihrem Spiegelbilde,
das, wie Schmuck im schonenden Etui,
in ihr dauert, abgelegt ins Milde, –
ruht der Liebende; abwechselnd sie

    fühlend und ihr inneres Geschmeid …
Er: kein eignes Bild in sich verschließend;
aus dem tiefen Innern überfließend
von gewußter Welt und Einsamkeit.

    … Wenn aus des Kaufmanns Hand
die Waage übergeht
an jenen Engel, der sie in den Himmeln
stillt und beschwichtigt mit des Raumes Ausgleich …

    … . Antwort zu geben jedem, dem geringsten
Anruf des Lebens, das sich zu dir kehrt:
oh Gunst, oh Geist, oh unaufhörlich Pfingsten!
Und jeder Gegen-Wert erweckt dir Wert.

    Stimmen, Flöten und Fiedeln
ordnet der Orgel Föhn.
Wie sich in verschiedenen Höhn
wohnbare Wolken besiedeln
mit versöhntem Getön.

    Hohes Gewölb seit wie lang

    Wenn die von der Insel mitgebrachten
Dinge dumpf verstauben und vergraun
und mit armen sinnlos überwachten
Augen in die welke Stube schaun,
wie sein Herz dann namenlos bereut!

    O die Pracht in seiner reinen Reue,
diese schöne, diese scheue
Pracht, gemessen am verhärmten Heut.

    Meint des Teppichs blumiger Grund:
sei so leicht, so vorüber und
so hinaufgehoben in dich,
daß keine Blume sich
fürchtet unter deinem Gewicht?
Oder der Blumen-Teppich spricht:
Nein, nein,
dieses immer noch Blume sein
ist ein viel zu menschlicher Wert;
dieses, den Menschen zugekehrt,
scheinbare Blume sein:
wem es verzeihn?

    So laß uns Abschied nehmen wie zwei Sterne
durch jenes Übermaß von Nacht getrennt,
das eine Nähe ist, die sich an Ferne
erprobt und an dem Fernsten sich erkennt.

    Auch dieses ein Zeichen im Raum: dies Landen der Taube,
die sich aus flacherem Flug, im Wasserstaube
an die gerundete Randung des Brunnens hebt.
Wie sie ankommt dem endlos gebenden Wasser entgegen,
ihre ruhige Herkunft hinzuzulegen
zu dem Übergehen das bebt.

    Fehlt euch ein Fest: Feiert ihr Landen, begeht
den unscheinbaren Aufschwung verschwiegener Schwere,
der im reinen Aufruhn sich eingesteht.

    Ô LACRIMOSA
(Trilogie, zu einer künftigen Musik von Ernst Krenek)

    I
    Oh Tränenvolle, die, verhaltner Himmel,
über der Landschaft ihres Schmerzes schwer wird.
Und wenn sie weint, so weht ein weicher Schauer
schräglichen Regens an des Herzens Sandschicht.

    Oh Tränenschwere. Waage aller Tränen!
Die sich nicht Himmel fühlte, da sie klar war,
und Himmel sein muß um der Wolken willen.

    Wie wird es deutlich und wie nah, dein Schmerzland,
unter des strengen Himmels Einheit. Wie ein
in seinem Liegen langsam waches Antlitz,
das waagrecht denkt, Welttiefe gegenüber.

    II
    Nichts als ein Atemzug ist das Leere, und jenes
grüne Gefülltsein der schönen
Bäume: ein Atemzug!
Wir, die Angeatmeten noch,
heute noch Angeatmeten, zählen
diese, der Erde, langsame Atmung,
deren Eile wir sind.

    III
    Aber die Winter! Oh diese heimliche
Einkehr der Erde. Da um die Toten
in dem reinen Rückfall der Säfte
Kühnheit sich sammelt,
künftiger Frühlinge Kühnheit.
Wo das Erdenken geschieht
unter der Starre; wo das von den großen
Sommern abgetragene Grün
wieder zum neuen
Einfall wird und zum Spiegel des Vorgefühls;
wo die Farbe der Blumen
jenes Verweilen unserer Augen vergißt.

    Ach, nicht getrennt sein,
nicht durch so wenig Wandung
ausgeschlossen vom Sternen-Maß.
Innres, was ists?
Wenn nicht gesteigerter Himmel,
durchworfen mit Vögeln und tief
von Winden der Heimkehr.

    Unaufhaltsam, ich will die Bahn vollenden,
mich schreckt es, wenn mich ein Sterbliches hält.
Einmal hielt mich ein Schoß.
Ihm sich entringen, war tödlich:
ich rang mich ins Leben. Aber sind Arme so tief,
sind sie so fruchtbar, um ihnen
durch die beginnliche Not
neuer Geburt zu entgehn?

    Schon etwas von dem Abschied schwebt und drängt,
schon flecken gelbe Blätter die Fontäne
wo Polyphem Verliebten überhängt;
der Himmel, stumm und irgendwie gekränkt,
leistet Verzicht auf die zu leichte Träne.

    Lazar, da er aufstand, Lazar hatte /…

    Bronzene Glocke, von eisernem Klöppel geschlagen,
hatte sein Herz einen unüberwindlichen Klang

    Jetzt wär es Zeit, daß Götter träten aus
bewohnten

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