Die Gedichte
Dinge,
über das Meer her was wir sind.
… . Wären wirs doch. So wären wir zuhaus.
(Die Himmel stiegen in uns auf und nieder.)
Aber mit diesem Wind geht immer wieder
das Schicksal riesig über uns hinaus.
(Für die junge Gräfin M. zu S.)
Nun schließe deine Augen: daß wir nun
dies alles so verschließen dürfen
in unsrer Dunkelheit, in unserm Ruhn,
(wie einer, dems gehört).
Bei Wünschen, bei Entwürfen,
bei Ungetanem, das wir einmal tun,
da irgendwo in uns, ganz tief
ist nun auch dies; ist wie ein Brief,
den wir verschließen.
Laß die Augen zu. Da ist es nicht,
da ist jetzt nichts, als Nacht;
die Zimmernacht rings um ein kleines Licht,
(du kennst sie gut).
Doch in dir ist nun alles dies und wacht –
und trägt dein sanft verschlossenes Gesicht
wie eine Flut …
Und trägt nun dich. Und alles in dir trägt,
und du bist wie ein Rosenblatt gelegt
auf deine Seele, welche steigt.
Warum ist das so viel für uns: zu sehn ?
Auf einem Felsenrand zu stehn?
Wen meinten wir, indem wir das begrüßten,
was vor uns dalag? …
Ja, was war es denn?
Schließ inniger die Augen und erkenn
es langsam wieder: Meer um Meer,
schwer von sich selbst, blau aus sich her
und leer am Rand, mit einem Grund aus Grün.
(Aus welchem Grün? Es kommt sonst nirgends vor …)
Und plötzlich, atemlos, daraus empor
die Felsen jagend, von so tief, daß sie
im steilen Steigen gar nicht wissen, wie
ihr Steigen enden soll. Auf einmal bricht
es an den Himmeln ab, dort, wo es dicht
von zuviel Himmel ist. Und drüber, sieh,
ist wieder Himmel, und bis weit hinein
in jenes Übermaß: wo ist er nicht?
Strahlen ihn nicht die beiden Klippen aus?
Malt nicht sein Licht das fernste Weiß, den Schnee,
der sich zu rühren scheint und weit hinaus
die Blicke mitnimmt. Und er hört nicht auf,
Himmel zu sein, eh wir ihn atmen.
Schließ, schließ fest die Augen.
War es dies?
Du weißt es kaum. Du kannst es schon nicht mehr
von deinem Innern trennen.
Himmel im Innern läßt sich schwer
erkennen.
Da geht das Herz und geht und sieht nicht her.
Und doch, du weißt, wir können also so
am Abend zugehn, wie die Anemonen,
Geschehen eines Tages in sich schließend,
und etwas größer morgens wieder aufgehn.
Und so zu tun, ist uns nicht nur erlaubt,
das ist es, was wir sollen: Zugehn lernen
über Unendlichem.
(Sahst du den Hirten heut? Der geht nicht zu.
Wie sollte er’s? Dem fließt
der Tag hinein und fließt ihm wieder aus
wie einer Maske, hinter der es Schwarz ist …)
Wir aber dürfen uns verschließen, fest
zuschließen und bei jenen dunkeln Dingen,
die längst schon in uns sind, noch einen Rest
von anderm Unfaßbaren unterbringen,
wie einer, dems gehört.
DIE MARIEN-VASE
(in einer Wand-Nische des ›Rosenhauses‹)
Die Nische war ganz ohne Bild. Wir stellten
die Vase hin mit ihrem Namenszug:
innige Blumen drinnen, still genug – :
da war sie fast schon selbst ( sie ist nicht selten).
Limonen lagen, voll von sich, verstreut
rings in der Nische. Und auch diese Früchte
gehörten ihr. Es giebt in uns Gerüchte,
daß alles das sie ruft und rührt und freut:
Vielleicht aus jenen Frucht-Gewinden her
die oft ihr leichtes Weiß mit Schwerem schmücken,
vielleicht aus dunkelbunten Blumenstücken,
oder auch nur aus unserem Entzücken
an ihrer Einfalt, Ehrfurcht und Beschwer.
SANTA MARIA A CETRELLA
I
Die Kirche ist zu, und mir ist es geschieht
nichts mehr für dich. Bist du drin?
Der dich liebte, dein Eremit,
ging die Zeit mit ihm hin,
liebe Marie a Cetrella.
Er war nicht mehr da, und sie schlossen dich
mit dem Schwarz ohne Licht in dein Haus; [ein
und ich bin so wie du so allein, so allein
und ich rufe dich leise heraus:
liebe Marie a Cetrella.
Weißt du denn noch von dem Lorbeerbaum,
den er dir im Garten gepflegt;
er steht noch da, jeder Blättersaum
wellend wie windbewegt –
liebe Marie a Cetrella –
sieh: wie bewegt von dem Frühlingswind
der mitnimmt (gedenkst du wie –)
und ahnst du, wie warm die Kräuter sind:
sie duften als hülfen sie.
Liebe Marie a Cetrella.
II
Diese Tage schwanken noch. Das Helle
kann sich manchmal wie verscheucht entziehn.
Und ich bringe dir zu deiner Schwelle
einen kleinen Zweig von Ros-marin;
sieh wie rührend blüht er. Aber wir
haben ihm so trüben Sinn gegeben,
daß er uns mit seinem lieben Leben
an den Tod erinnern muß. Auch dir
ist es schwer geworden, ahnungslos
auszustrahlen deine klaren Gnaden,
denn sie haben dir das Herz beladen
mit dem Schicksal, das aus deinem Schoß
unaufhaltsam aufwuchs,
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