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Die gefährliche Zeugin verschwindet

Die gefährliche Zeugin verschwindet

Titel: Die gefährliche Zeugin verschwindet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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wollen.“
    „Sollten wir uns so täuschen?
Wir dachten, nach der ersten Warnung flattert dir der Feinripp auf dem
Hintern.“
    Kalensky schwieg.
    Scheibenhonig!, dachte Tim. Bis
jetzt verhält er sich klug. Spielt den ahnungslosen Unschuldsengel.
    „Was wollen Sie?“, fragte
Kalensky.
    „Wir dachten, du willst
vielleicht verhandeln. Damit wir dich nicht wirklich alle machen.“
    „Verhandeln? Worüber? Ich weiß
doch gar nicht, weshalb man mich überfallen hat.“
    „Wirklich nicht? Dann hättest
du mich jetzt aber danach fragen müssen.“
    „Nicht unbedingt, Herr
Kommissar. Ich habe nämlich ziemlich bald gemerkt, dass dies ein Anruf der
Polizei ist. Sind das Ihre neuen Methoden? Glaubt man mir nicht, dass ich
wirklich in nichts, aber auch gar nichts verstrickt bin? Soll ich mich zu
irgendwas bekennen? Vielleicht dazu, dass ich in den Sirius-Werken einen
Betriebsspion enttarnt habe? Habe ich aber nicht. Hätte ich’s, könnten Sie —
ja, Sie — sich jetzt mit ihm beschäftigen. Also machen Sie Schluss mit dem
Unsinn!“
    Fehlanzeige!, dachte Tim. Habe
ich mich blöd angestellt?
    Gaby, Karl und Klößchen wirkten
enttäuscht.
    „Sie sind ein schlauer Hund,
Kalensky“, sagte Tim. „Beinahe liegen Sie richtig. Aber nur beinahe. Hier ist
nämlich nicht die Polizei, sondern die Presse. Ja ja, ein junger Reporter von
den bösen Medien, die ja bekanntlich vor nichts zurückschrecken, um eine geile
Sensation aus dem Sumpf zu ziehen. Wir glauben nämlich, dass Sie so ahnungslos
nicht sind.“

    „Geschmeiß!“, zischte Kalensky
im Ton höchster Verachtung. Und legte auf.
    Tim gab Klößchen das Handy
zurück.
    „Das war ja wohl nichts“,
meinte Karl.
    „Aber an unserem Verdacht
können wir festhalten“, sagte Gaby. „Kalensky ist zwar nicht auf uns
reingefallen. An der Situation als solcher hat sich jedoch nichts geändert. So
sehe ich das.“
    Tim nickte. „Exakt. Trotzdem
können wir ihn erst mal vernachlässigen. Denn was uns antreibt, ist ja nur in
zweiter Linie seine Entlarvung. Zuallererst wollen wir Irma helfen, sie finden,
befreien. Wenn der Weg zu den Pistoleros nicht über Kalensky führt, dann eben
über Irmas Schwester. Über Anna. Für die Pistoleros ist die Frau bares Geld —
Lösegeld. Und dein Hinweis auf sie, Pfote, ist das Beste, was wir haben.“
    „Zwei Schwestern, die sich gut
verstehen“, sinnierte Klößchen. „Schön, dass es so was gibt. Besonders, wenn
die eine für die andere zahlt.“
    „Wie war noch der Nachname?“,
fragte Tim. „Bolgakow-Feuchtweg“, erwiderte Gaby. „Sie wohnt im Ortsteil
Vernweh. Ich bin mal mit Irma dort vorbeigefahren. Sie hat mir das Anwesen
gezeigt. Die Anna kenne ich nur aus der Zeitung. Zweimal war sie abgebildet.
Einmal hat sie ‘ne Party gegeben für einen Filmproduzenten. Dessen Film ,Coole
Lilo auf Abwegen’ soll so dämlich sein, dass er keinen Verleih gefunden hat —
also nicht in die Kinos kommt. Die Party war als Trost gedacht — und alle
Anwesenden mussten sich das Machwerk als Videokassette angucken. Der zweite
Foto-Anlass war, als Anna im Tierpark Arche Noah Namenspatin für ein
Giraffenbaby wurde. Das Tierchen heißt nun Anna und die Patin hat für ein Jahr
das Futter gestiftet, was ich nett finde.“
    Tim überlegte. „Unser Ziel
liegt am anderen Ende der Stadt. Wir müssen die U-Bahn nehmen.“
    Mit Umsteigen und Warten
verging fast eine Stunde. Als TKKG schließlich bei der U-Bahnstation
Treppler-Straße aus dem Untergrund heraufstiegen, war es dunkel — jedenfalls
überall dort, wo keine Lichter brannten.
    Ein Villen-Viertel, also
vornehm, grün, eher ruhig und bevorzugt von Einbrechern.
    Gaby führte ihre Freunde in die
Bottenberg-Allee und wies auf ein total dunkles Grundstück. Tim erahnte einen
parkgroßen Garten mit altem Baumbestand und mittendrin eine Walmdach-Villa.
Rückseitig gab es sicherlich einen Swimmingpool und eine Terrasse mit viel
Platz für heiße Feten. Das eiserne Tor der Einfahrt war geschlossen.
    „Niemand da“, meinte Karl,
nachdem er fünfmal geklingelt hatte.
    Die Glocke befand sich an dem
Steinpfeiler der Fußweg-Pforte. Dort — nämlich im hohlen Gestein — war auch der
Briefkasten.
    Tim schob die Finger hinein so
weit es ging und konnte nichts fühlen.
    „Leer. Verreist ist sie wohl
nicht. Oder sie lässt die Post lagern. Hoffentlich ist Anna nicht schon
unterwegs mit ‘nem Koffer voll Kohle, um die Schwester auszulösen. Aber das ist
eigentlich technisch nicht möglich, zeitlich

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