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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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dass ich ihn tötete.
    Aber es war eine Sache, im Eifer des Gefechts zu töten. Es jetzt aus kaltblütiger Überlegung heraus zu tun, das war etwas völlig anderes.
    Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich in der Lage war, ihn zu töten. Mein rechter Arm war nutzlos — entweder ausgekugelt oder gebrochen. Zum Glück wurde er langsam taub. Alles andere schmerzte. Ich hatte den Fall zwar in besserem Zustand überlebt als er, aber ich war alles andere als unversehrt. Um ihm das Genick zu brechen, brauchte ich zwei funktionstüchtige Arme.
    Schlagartig traf mich die Erkenntnis: Ich befand mich irgendwo in Schatten, war hilflos und hatte einen Begleiter, der dem Tod näher war als dem Leben. Es war nur eine Frage der Zeit, bevor die Lichter nach uns suchten. Sie wussten, dass zumindest Sonnenschein wieder ins Leben zurückkehrte. Ich war krank, verletzt und schwach. Ich ängstigte mich zu Tode. Und verdammt noch mal, ich war blind.
    »Warum zur Hölle ist alles mit dir so schwierig?«, verlangte ich von Sonnenschein zu wissen. Dabei versuchte ich blinzelnd, die Tränen der Frustration zu unterdrücken. »Beeil dich und stirb!«
    Etwas klapperte in der Nähe.
    Ich schnappte nach Luft, und mein Herz sprang mir fast aus der Brust. Das Geräusch war von irgendwo rechts über mir erklungen. Es war ein kurzes metallisches Geräusch. Vielleicht Wasser, das auf ein Metallrohr tropfte. Oder jemand, der nach uns suchte und auf den Klang meiner Stimme reagierte.
    Auf allen vieren tastete ich umher. Einige Fuß zu meiner Linken fand ich altes Holz, das voller Splitter war. Dort stand ein Fass. Seine Bauchringe waren rostig, und eine Seite war eingebrochen. Darauf stand ein weiteres. An die Fässer gelehnt fand ich etwas, das sich wie ein breites, flaches Stück einer Dachschindel anfühlte. Darunter eingeklemmt war eine vergammelte Kiste.
    Ich befand mich auf einem Schrottplatz. Der einzige Schrottplatz in der Nähe des Baums war Shustocks in Wescha. Dort warfen alle Schmiede und Kutscher ihre nutzlosen Materialien und Kutschwracks fort.
    Die Dachschindel formte mit den Fässern eine Art Schrägdach. Darunter war ein wenig Platz. So vorsichtig, wie ich konnte, schob ich die Schindel ein Stück zurück. Ich betete, dass nichts dagegen gelehnt war, das umfallen und uns verraten - oder zerquetschen - hätte können. Nichts geschah, also tastete ich noch weiter. Schließlich kroch ich unter die Schindel, um den Platz zu untersuchen.
    Dort war gerade genug Platz.
    Ich kroch rückwärts wieder hinaus und stand auf. Beinahe wäre ich umgefallen, als mich erneuter Würgreiz überkam. Meine Kopfschmerzen waren wirklich grauenhaft und schlimmer als je zuvor. Ich musste mir bei dem Sturz den Kopf gestoßen haben. Nicht fest genug, um mir den Schädel einzuschlagen, aber ausreichend, um alles darin durcheinanderzurütteln.
    Aus derselben Richtung erklang wieder ein Geräusch. Etwas schlug gegen Holz. Dann war Stille.
    Ich keuchte vor Schmerzen und stolperte zurück zu Sonnenscheins Körper. Meine unverletzte Hand packte seine Hosen. Dann lehnte ich mich mit den Hüften nach hinten, stieß mich mit den Beinen ab und zerrte ihn Stück für Stück mit. Es kostete all meine Kraft, ihn in das kleine Versteck zu bringen. Er passte nicht besonders gut hinein, seine Füße ragten ins Freie. Ich kroch hinein neben ihn, keuchte und lauschte. Ich hoffte, dass der Regen Sonnenscheins Blut schnell fortspülte.
    Plötzlich stöhnte Sonnenschein. Ich fuhr zusammen und starrte ihn bestürzt an. Das Gezerre musste ihm noch weitere Verletzungen beigebracht haben. Jetzt hatte ich keine Wahl mehr; wenn ich ihn nicht tötete, verriet er uns.
    Ich schluckte schwer. Dann tat ich das, was er mit mir im Haus der Aufgegangenen Sonne versucht hatte. Ich presste meine Hand auf seinen Mund und kniff seine Nase mit meinen Fingern zusammen.
    Fünf Atemzüge lang — ich zählte meine eigenen — schien es zu gelingen. Seine Brust hob und senkte sich. Blieb bewegungslos. Dann bäumte er sich auf und wehrte sich. Ich versuchte, ihn festzuhalten, aber er war trotz seiner schweren Verletzungen zu stark für mich. Mein Griff lockerte sich. Sobald ich losließ, sog er noch lauter als vorher die Luft ein. Dämonen, er wird uns noch beide umbringen!
    Dämonen. Ich erinnerte mich, beugte die Finger und spannte sie wieder an.
    Es gab genug Blut, das ich als Farbe benutzen konnte. Ich fuhr mit der Hand unter seinen Nacken und holte mir eine großzügige Handvoll. Vorsichtig legte ich

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