Die Gefährtin Des Lichts erbin2
beherrschte ich mich. Meine Hände ballten sich aber trotzdem zu Fäusten. Es war doch klar, dass sie einen so wertvollen Rohstoff nicht verschwendeten. Mein Blut, Datehs Blut, die Pfeilspitzen - vielleicht hatten sie sogar Datehs Verarbeitungsmethode erlernt. Die Arameri hatten ihre Waffe, ob mit mir oder ohne mich. Mögen sie verdammt sein.
Sonnenschein hatte allerdings recht. Wenn der Lord Arameri das Blut hatte, brauchte er mich nicht.
T'vril erhob sich aus seinem Stuhl. Er stieg die Treppe hinunter, ging an den Wachen vorbei und stellte sich an eins der großen Fenster. Ich sah, wie er dort innehielt und hinaus auf die Welt blickte, die ihm gehörte. Seme Hände waren hinter dem Rücken verschränkt.
»Ihr verlangt, ich solle ihr Anonymität geben«, sagte er und seufzte. Bei dem Seufzer machte mein Herz einen unsicheren Sprung der Hoffnung.
»Nun gut, ich werde darüber nachdenken. Aber wie? Soll ich jeden in der Stadt töten, der sie kennt? Wie Ihr bereits sagtet, das erfordert viel zu viele Tode.«
Ich erschauerte. Vuroy und die anderen der Künstlerzeile. Mein Vermieter. Die alte Frau von der anderen Straßenseite, die mit den Nachbarn über das blinde Mädchen und ihren Gottkind-Geliebten tratschte. Rimarn, die Priester der Weißen Halle, ein Dutzend namenloser Diener und Wachen - einschließlich derer, die hier standen und alles mit anhörten.
»Nein«, platzte ich heraus. »Ich werde Schatten verlassen. Das wollte ich ohnehin tun. Ich gehe irgendwohin, wo mich niemand kennt und rede mit niemand, nur fügt ...«
»Töte sie«, sagte Sonnenschein.
Ich zuckte zusammen und starrte sein Profil an. Er warf mir einen Blick zu. »Wenn sie tot ist, ist ihr Geheimnis egal. Niemand wird sie suchen. Niemand kann sie benutzen.«
Dann verstand ich. Die Vorstellung ließ mich erschauern. T'vril warf uns über seine Schulter einen Blick zu. »Ein vorgetäuschter Tod? Interessant.« Er dachte eine Weile nach. »Das muss gründlich gemacht werden. Sie darf nie wieder mit ihren Freunden sprechen und auch nicht mit ihrer Mutter. Sie kann nicht länger Oree Shoth sein. Ich kann dafür sorgen, dass sie mit ausreichenden Mitteln und einer erfundenen Vergangenheit an einen anderen Ort geschickt wird. Vielleicht könnten wir sogar eine pompöse Beerdigung abhalten für die Frau, die ihr Leben gab, als sie eine Verschwörung gegen die Götter aufdeckte.« Er warf mir einen Blick zu. »Aber wenn meine Spione auch nur ein Gerücht hören, irgendeinen Hinweis auf Euer Überleben, dann ist das Spiel vorbei, Eru Shoth. Ich werde alles tun, um zu verhindern, dass Ihr noch einmal in die falschen Hände geratet. Haben wir uns verstanden?«
Ich starrte ihn an, dann Sonnenschein und schließlich mich selbst. Auf den Körper, den ich wie einen Scherenschnitt vor dem ständigen Glühen von Elysiums Licht sehen konnte. Noch nie hatte ich mich so vollständig gesehen.
Zu sterben, auch auf diese vorgetäuschte Weise, war schrecklich. Meine Freunde würden um mich trauern, und ich würde sie vermissen. Meine arme Mutter: erst mein Vater und jetzt das. Am meisten aber schmerzte, die Magie, das Skurrile an Schatten und all die wunderbaren und beängstigenden Dinge, die ich erfahren und gesehen hatte, hinter mir lassen zu müssen.
Es gab eine Zeit, da wollte ich sterben. Das hier wäre schlimmer. Aber wenn ich es tat, war ich frei.
Ich muss ein wenig zu lange geschwiegen haben. Sonnenschein drehte sich zu mir um, und in seinem Blick lag mehr Mitleid, als ich je für möglich gehalten hätte. Er verstand, selbstverständlich verstand er. Manchmal war es schwer, weiterzuleben.
»Ich habe verstanden«, sagte ich zu dem Lord Arameri.
Er nickte. »So sei es. Bleibt noch einen weiteren Tag hier. Das dürfte reichen, damit ich die Vorbereitungen treffen kann.« Er schaute wieder aus dem Fenster, was einer wortlosen Entlassung gleichkam.
Ich stand bewegungslos da und wagte kaum, an mein Glück zu glauben. Ich war frei. Frei, wie in den alten Zeiten.
Sonnenschein wandte sich zum Gehen und drehte sich dann wieder zu mir um. Er wirkte verärgert, weil ich ihm nicht folgte. Wie in alten Zeiten.
Außer, dass er für mich gekämpft hatte. Und gewonnen hatte.
Ich trottete hinter ihm her und nahm seinen Arm. Falls es ihn störte, dass ich mein Gesicht gegen seine Schulter drückte, als wir zu meinem Zimmer zurückkehrten, so ließ er es sich nicht anmerken.
19
»Krieg den Dämonen«
(Kohlezeichnung auf schwarzem Papier)
Das
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