Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
Vom Netzwerk:
Blase der Normalität, die in die höllische Substanz der Leere geschnitzt worden war.
    Erneut drehte ich mich um — und da war Dateh.
    Er war uns näher als die verschwommenen Gestalten und befand sich auf der anderen Seite des weiten Raums, der durch die Blase entstand. Ich war mir nicht sicher, ob er sich unserer Anwesenheit bewusst war, denn er wandte uns den Rücken zu. Er kauerte zwischen ausgestreckt liegenden Leichen. Ich konnte die Leichen nicht sehen, außer an den Stellen, an denen sie Dateh verdeckten. Ich konnte aber in der Luft liegendes Blut schmecken. Es war dick, süßlich und frisch. Ich hörte Geräusche, die ich hoffte, nie wieder zu hören: reißendes Fleisch. Kauende Zähne.
    Ich erstarrte. Gleichzeitig spürte ich, wie sich Sonnenscheins Griff um mein Handgelenk verstärkte. Also konnte er Dateh ebenfalls sehen. Das wiederum bedeutete, dass es in dieser leeren Welt Licht gab, weil Dateh das so wollte. Es bedeutete auch, dass Sonnenschein sehen konnte, welche seiner Kinder ausgestreckt und entweiht um uns herum auf dem Erdboden lagen. Die Magie ihrer Leben war längst aus ihnen gewichen.
    Tränen hilfloser Wut brannten in meinen Augen. Nicht schon wieder. Nicht schon wieder. »Die Götter mögen dich verdammen, Dateh«, flüsterte ich.
    Dateh unterbrach seine Tätigkeit und wandte sich zu uns um. Dabei kauerte er immer noch am Boden und bewegte sich auf eine seltsam krabbelnde Weise. Sein Mund, seine Robe und seine Hände waren voll dunkler Flecken und seine linke Hand war um einen tropfenden Klumpen geschlossen. Er blinzelte uns an, als ob er gerade aus einer Art Trance erwachte. Ich konnte die Grenze zwischen Pupille und Iris in seinen Augen nicht erkennen. Die Pupillen wirkten wie eine dunkle, viel zu große Grube, die in das Weiße geschnitten worden war.
    Langsam schien er wieder zu sich zu kommen. »Wo ist Serymn?«, fragte er.
    »Tot«, fuhr ich ihn an.
    Diese Antwort schien ihn zu verwirren. Er runzelte die Stirn. Langsam stand er auf. Er atmete ein, um zu sprechen, dann zögerte er, als er das Herz in seiner Hand bemerkte. Er legte die Stirn in noch tiefere Falten, warf es beiseite und kam näher zu uns. »Wo ist meine Frau?«, fragte er erneut.
    Ich schaute ihn finster an, aber hinter meiner gespielten Tapferkeit stand ich Todesängste aus. Ich spürte die Macht, die aus ihm wie Wasser heraussprudelte. Sie drückte gegen meine Haut und verursachte ein Kribbeln. Hatte er sich die ganze Zeit hier versteckt und Gottkinder getötet und verspeist, um Kraft zu sammeln? Und noch verrückter zu werden?
    »Serymn ist tot, du Scheusal«, sagte ich. »Hast du mich nicht gehört? Die Götter haben sie zur Strafe in ihr Reich geholt, und sie hat es verdient. Sie werden auch dich bald finden.«
    Dateh zögerte. Er schaute finster und schüttelte den Kopf. »Sie ist nicht tot. Das wüsste ich.«
    Ich schauderte. Es gab plötzlich so viel persönliche Nähe, die trotzdem letztlich unangebracht war. Vielleicht war der Lord der Finsternis doch in kreativer Stimmung gewesen. »Dann wird sie es bald sein. Es sei denn, du willst jetzt die Drei herausfordern?«
    »Ich hatte immer die Absicht, sie herauszufordern, Lady Oree.« Dateh schüttelte wieder den Kopf und lächelte dann mit seinen blutigen Zähnen. Das war der erste Hinweis auf sein früheres Ich, das ich sah. Dennoch war mir eiskalt. Er hatte die Gottkinder in der Hoffnung gegessen, ihre Macht zu stehlen, und vielleicht war ihm das sogar gelungen. Dennoch war etwas ganz und gar schiefgegangen. Ich wusste nicht, was, aber ich wusste, wenn jemand verrückt war. Sein Lächeln und die Leere in seinen Augen zeigten das überdeutlich.
    Er drehte sich und betrachtete sein Werk. Es schien ihm zu gefallen, denn er lachte. Der Klang hallte in der ganzen Blase wider. »Wir Dämonen sind ebenfalls Kinder der Götter, oder nicht? Dennoch haben sie uns gejagt, bis wir beinahe ausgelöscht waren. Was ist daran richtig?« Bei dem letzten Satz zuckte ich zusammen, weil er ihn hinausschrie. Aber als er erneut sprach, lachte er. »Ich sage, wenn sie uns so sehr fürchten, dann sollten wir ihnen Grund dazu geben: Wir, ihre verachteten, verfolgten Kinder kommen, um ihre Stelle einzunehmen.«
    »Mach dich nicht lächerlich«, sagte Sonnenschein. Er hielt immer noch mein Handgelenk umklammert. Dadurch spürte ich die Anspannung in seinem Körper. Er hatte Angst, aber gleichzeitig war er wütend. »Kein Sterblicher kann die Macht eines Gottes besitzen. Selbst wenn du die

Weitere Kostenlose Bücher