Die Gefährtin Des Lichts erbin2
nicht, während sie sprach. Er wäre in diesem Zustand ohnehin nicht in der Lage gewesen, die Worte wie ein Mensch zu formen.
»Von wem? Ich bezweifle, dass diese Männer sich freiwillig dafür gemeldet haben, zu deinem Vergnügen geröstet zu werden.«
Sie hob einen Arm und zeigte mit einem knochigen Finger auf die Stelle, an der Sonnenschein kauerte. »Er hat sie getötet. Er hat das Recht, das Fleisch zu spenden.«
Ich schauderte, weil sie meine schlimmsten Befürchtungen bestätigte. Madding bemerkte es und beugte sich über mich, um mich zu untersuchen. Vorsichtig berührte er meine Schultern und meinen Kopf. Die Berührungsempfindlichkeit sagte mir, dass ich bis zum nächsten Morgen dort Blutergüsse haben würde.
»Mir geht's gut«, sagte ich erneut. Mein Kopf wurde allmählich wieder klar. Ich ließ zu, dass Madding mir auf die Füße half. »Ich bin in Ordnung. Lass mich zu ihm.«
Madding schaute finster. »Es war wirklich seine Absicht, dir wehzutun, Oree.«
»Ich weiß.« Ich ging um Madding herum. Hinter ihm erklangen eindeutige Geräusche. Fleisch wurde abgerissen, und Knochen knirschten. Ich achtete darauf, mich nicht zu weit von Madding zu entfernen, dessen breite Statur mir den Blick verdeckte.
Stattdessen konzentrierte ich mich auf Sonnenschein — oder wenigstens auf die Stelle, an der ich ihn vermutete. Ganz gleich, welche Magie er benutzt hatte, um die Ordensbewahrer zu töten, sie war längst verschwunden. Er war jetzt schwach, verwundet und schlug in seinem Schmerz um sich wie ein Tier ...
Nein. Ich hatte mein Leben lang die wahren Gefühle anderer erkannt, wenn meine Haut ihre berührte. Ich hatte die Gereiztheit und die Wut in dem Stoß gespürt. Vielleicht war das eine ganz natürliche Reaktion: Die schweigsame Göttin hatte ihm gesagt, er solle dankbar dafür sein, mich als Freundin zu haben. Obwohl ich Sonnenschein nicht besonders gut kannte, so wusste ich doch, dass er sehr stolz war. Für ihn war das deshalb nichts anderes als eine Beleidigung.
Er keuchte wieder. Mich wegzustoßen hatte die wenige Kraft, die er wieder gesammelt hatte, aufgebraucht. Aber ich spürte, wie er seinen Kopf hob und mich anstarrte.
»Mein Zuhause steht dir auch weiterhin offen, Sonnenschein«, sagte ich sehr leise. »Ich habe immer Menschen geholfen, die mich brauchten. Ich gedenke nicht, jetzt damit aufzuhören. Du brauchst mich, ob es dir gefällt oder nicht.« Dann wandte ich mich ab und streckte meine Hand aus. Madding legte meinen Stock hinein. Ich atmete einmal tief ein. Dann klopfte ich zweimal auf den Boden, um den tröstlichen Klang von Holz auf Stein zu hören.
»Sieh zu, wie du zurückfindest«, sagte ich zu Sonnenschein und ließ ihn dort zurück.
Madding überließ die Aufgabe, sich um mich zu kümmern, niemand anderem. Ich hatte das von ihm erwartet, da unser Verhältnis seit der Trennung etwas angespannt war. Dennoch blieb er und badete mich höchstpersönlich. Zitternd kniete ich in kaltem Wasser. Madding hätte das Wasser für mich wärmen können - Götter waren in der Hinsicht sehr praktisch -, aber die Kälte tat meinem Rücken gut. Danach hüllte er mich in einen flauschigen Bademantel, den er herbeigezaubert hatte, legte mich bäuchlings ins Bett und deckte mich zu. Dann legte er sich neben mich.
Ich protestierte nicht und schaute ihn nur belustigt an. »Ich nehme an, du willst mich nur warmhalten?«
»Nun, nicht nur«, sagte er und kuschelte sich an. Seine Hand ruhte auf dem unteren Teil meines Rückens, weil dort keine Blutergüsse waren. »Wie geht es deinem Kopf?«
»Besser. Ich glaube, die Kälte hat geholfen.« Es war schön, ihn hier neben mir zu haben. Wie in alten Zeiten. Ich ermahnte mich, mich nicht daran zu gewöhnen. Das war genauso sinnvoll wie einem Kind zu sagen, dass es keine Süßigkeiten mag. »Ich habe nicht einmal eine Beule.«
»Hmm.« Er strich einige Locken beiseite, setzte sich auf und küsste meinen Nacken. »Morgen früh wirst du vielleicht eine haben. Du solltest dich ausruhen.«
Ich seufzte. »Es ist schwer, sich auszuruhen, wenn du solche Dinge tust.«
Madding hielt inne. Dann seufzte er. Sein Atem kitzelte meine Haut. »Tut mir leid.« Er verweilte noch ein wenig, drückte sein Gesicht gegen meinen Nacken und atmete meinen Geruch ein. Schließlich setzte er sich auf und rückte ein wenig von mir ab. Augenblicklich vermisste ich ihn. Ich wandte mein Gesicht ab, damit er es nicht bemerkte.
»Ich sorge dafür, dass jemand ... Sonnenschein ...
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