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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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zurückbringt, wenn er es bis morgen früh nicht von alleine schafft«, sagte er nach einem langen, unbehaglichen Schweigen. »Das war es, worum du mich gebeten hast.«
    »Hmm.« Ihm zu danken war sinnlos. Er war der Gott der Verpflichtungen — er hielt seine Versprechen.
    »Nimm dich vor ihm in Acht, Oree«, sagte er noch einmal leise. »Yeine hatte recht. Er hält nicht viel von Sterblichen. Du hast sein Temperament ja gesehen. Ich habe keine Ahnung, warum du ihn aufgenommen hast. Die Hälfte der Dinge, die du tust, sind mir schleierhaft. Aber sei vorsichtig. Das ist alles, worum ich dich bitte.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich von dir überhaupt um etwas bitten lassen sollte, Mad.«
    Plötzlich wurde das Zimmer von blau-grünen Wellen erhellt. Da wusste ich, dass ich ihn sauer gemacht hatte. »Es ist nicht alles einseitig zwischen uns, Oree«, versetzte er. In dieser Gestalt war seine Stimme weicher und irgendwie kühl und widerhallend. »Das weißt du.«
    Ich seufzte und wollte mich umdrehen. Dann besann ich mich eines Besseren, weil meine Blutergüsse pochten. Stattdessen sah ich ihn an. Madding hatte eine schimmernde, menschliche Gestalt angenommen, die nur entfernt wie ein Mann aussah. Sein Gesichtsausdruck allerdings war der eines verletzten Liebhabers. Er war der Meinung, dass ich ungerecht war. Vielleicht hatte er sogar recht.
    »Du sagst, dass du mich immer noch liebst«, sagte ich. »Dennoch willst du nicht mehr mit mir zusammen sein. Du verrätst mir nichts. Du warnst mich vage vor Sonnenschein, anstatt mir etwas Brauchbares zu sagen. Was glaubst du denn, wie ich mich fühlen sollte?«
    »Ich kann dir nicht mehr über ihn sagen.« Das Flüssige an seiner Gestalt verhärtete sich abrupt zu Kristall; Aquamarin und Peridot mit zarten Facetten. Ich liebte es, wenn er sich verfestigte, obwohl das bei ihm normalerweise Sturheit signalisierte. »Du hast gehört, was Si'eh gesagt hat. Er muss auf dieser Welt wandeln, namenlos und unbekannt ...«
    »Dann erzähl mir mehr von Si'eh und dieser Frau. Ich glaube, du nanntest sie Yeine. Du hattest Angst vor ihnen.«
    Madding stöhnte. All seine Facetten erzitterten. »Du bist wie eine Elster. Du lässt das eine Thema fallen und hüpfst direkt auf das nächste, noch schönere.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich bin sterblich. Ich habe nicht alle Zeit der Welt. Erzähl.« Ich war nicht länger böse. Er eigentlich auch nicht. Ich wusste, dass er mich immer noch liebte — und er wusste, dass ich es wusste. Wir ließen nur einfach den schweren Tag aneinander aus. Es war leicht, in alte Gewohnheiten zu verfallen.
    Madding seufzte und lehnte sich gegen das Kopfteil des Betts. Er behielt seine menschliche Gestalt bei. »Das war keine Angst.«
    »Für mich sah es wie Angst aus. Ihr hattet alle Angst, bis auf die mit dem Mund. Lil.«
    Er verzog das Gesicht. »Lil kennt keine Angst. Und es war keine Angst. Es war nur ...« Er zuckte mit den Schultern und runzelte die Stirn. »Es ist schwer zu erklären.«
    »Das ist es bei dir immer.«
    Er rollte mit den Augen. »Yeine ist ... nun, sie ist für unsere Verhältnisse sehr jung. Ich weiß noch nicht, was ich von ihr halten soll. Und Si'eh ist trotz seines Aussehens der älteste von uns.«
    »Ah«, sagte ich, obwohl ich gar nichts verstand. Das Kind war älter als Madding? Und warum hatte Si'eh die Frau Mutter genannt, wenn sie jünger war? »Der Respekt einem großen Bruder gegenüber ...« »Nein, nein, das spielt für uns keine Rolle.«
    Ich runzelte verwirrt die Stirn. »Was denn dann? Ist er stärker als du?«
    »Ja.« Madding machte ein ratloses Gesicht. Kurz hatte ich den Eindruck, dass der Aquamarin die Färbung eines Saphirs annahm. Er veränderte sich aber nicht, also war es nur Einbildung.
    »Weil er älter ist?«
    »Zum Teil, ja. Aber auch ...« Er brach ab.
    Ich stöhnte frustriert. »Ich würde gerne heute Nacht noch schlafen, Mad.«
    »Ja. Ich versuche doch, es auszudrücken.« Madding seufzte. »Die Sprachen der Sterblichen haben keine Worte dafür. Er ... bleibt sich selbst treu. Er ist, was er ist. Die Redensart kennst du doch, oder? Für uns ist sie mehr als nur Worte.«
    Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach. Er sah es an meinem Gesichtsausdruck und versuchte es noch einmal. »Stell dir vor, du bist älter als dieser Planet. Dennoch musst du dich wie ein Kind verhalten. Könntest du das?«
    Es war unmöglich, sich das auszumalen. »Ich ... ich weiß es nicht. Ich glaube nicht.«
    Madding

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