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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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nickte. »Si'eh tut das. Er tut es jeden Tag, den ganzen Tag; er hört nie damit auf. Das macht ihn stark.«
    Langsam dämmerte es mir. »Bist du deshalb ein Wucherer?«
    Madding kicherte. »Ich bevorzuge den Ausdruck >Geldgeber<. Und meine Zinsen sind absolut fair, schönen Dank auch.«
    »Dann eben Drogenhändler.«
    »Ich bevorzuge den Ausdruck >unabhängiger Apotheken ...«
    »Schhh.« Wehmütig streckte ich meine Hand aus und berührte seine Hand, die auf den Laken ruhte. »Es muss für dich während der Untersagung schwer gewesen sein.« So nannten er und die anderen Gottkinder die Zeit vor ihrer Ankunft; die Zeit, in der es ihnen nicht erlaubt war, unsere Welt zu betreten oder Kontakt mit Sterblichen aufzunehmen. Warum es ihnen verboten war, herzukommen, oder wer es ihnen verboten hatte, wollten sie nicht sagen. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Götter viele Verpflichtungen haben.«
    »Das ist nicht wahr«, sagte er. Er beobachtete mich eine Weile, dann drehte er seine Hand um und ergriff meine. »Die schwerwiegendsten Verpflichtungen sind nicht-materieller Art, Oree.«
    Ich sah, wie er meine unbedeutende Hand mit seiner umklammerte. Ich verstand und wünschte mir, dass ich es nicht tat. Ich wünschte, er hätte sich einfach ... entliebt. Das hätte alles einfacher gemacht.
    Sein Griff lockerte sich. Mein Ausdruck hatte ihm mehr verraten, als mir lieb war. Er seufzte, hob meine Hand und küsste meinen Handrücken. »Ich sollte gehen«, sagte er. »Wenn du etwas brauchst...«
    Spontan setzte ich mich auf, obwohl mein Rücken furchtbar schmerzte. »Bleib«, sagte ich.
    Er sah unbehaglich weg. »Das sollte ich nicht tun.«
    »Keine Verpflichtung, Mad, nur Freundschaft. Bleib.«
    Er streckte seine Hand aus und strich mir die Haare von den Wangen zurück. Sein Ausdruck in diesem Augenblick der Unachtsamkeit war der weichste, den ich je an ihm gesehen hatte, wenn er nicht in seiner flüssigen Form war.
    »Ich wünschte, du wärst eine Göttin«, sagte er. »Manchmal scheint es so, als ob du eine bist. Aber dann geschieht so etwas wie das hier ...« Er öffnete den Bademantel und strich mit der Fingerspitze über einen Bluterguss. »Und dann weiß ich wieder, wie zerbrechlich du bist. Dann fällt mir ein, dass ich dich eines Tages verlieren werde.« Seine Kiefer mahlten. »Ich kann das nicht ertragen, Oree.« »Göttinnen können auch sterben.« Zu spät wurde mir mein Fehler bewusst. Ich hatte an den Krieg der Götter gedacht, der vor Jahrtausenden stattgefunden hatte. Ich hatte Maddings Schwester vergessen.
    Madding lächelte traurig. »Das ist etwas anderes. Wir können sterben. Ihr Sterblichen aber ... Nichts kann euch davor bewahren, zu sterben. Alles, was wir tun können, ist, daneben zu stehen und zuzusehen.«
    Und ein wenig mit euch sterben. Das hatte er in der Nacht, als er mich verließ, gesagt. Ich verstand seine Beweggründe und sah es im Grunde genauso. Das hieß aber nicht, dass es mir auch gefallen musste.
    Ich berührte mit einer Hand sein Gesicht und beugte mich vor, um ihn zu küssen. Er erwiderte den Kuss, aber ich spürte, dass er sich zurückhielt. Dieser Kuss schmeckte überhaupt nicht nach ihm, obwohl ich mich an ihn drückte und geradezu um mehr bettelte. Als wir voneinander ließen, seufzte ich. Er schaute weg.
    »Ich sollte gehen«, sagte er erneut.
    Dieses Mal ließ ich ihn gehen. Er erhob sich vom Bett und ging zur Tür. Dort zögerte er einen Moment.
    »Du kannst nicht wieder zur Künstlerzeile zurückkehren«, sagte er. »Das weißt du, nicht wahr? Du solltest nicht einmal in der Stadt bleiben. Geh fort, zumindest für einige Wochen.«
    »Und wohin soll ich gehen?« Ich legte mich wieder hin und wandte mein Gesicht von ihm ab.
    »Vielleicht deine Heimatstadt besuchen.«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich hasste Nimaro.
    »Dann mach eine Reise. Es muss doch irgendeinen Ort geben, den du gerne besuchen würdest.«
    »Ich muss essen«, sagte ich. »Miete zahlen wäre auch nicht schlecht. Es sei denn, du möchtest, dass ich meinen ganzen Hausstand mitnehme, falls ich gehe.«
    Er seufzte ansatzweise resigniert. »Dann stelle deinen Tisch wenigstens an einer der anderen Promenaden auf. Die Ordensbewahrer von Oscha kümmern sich nicht viel um die anderen Teile der Stadt. Du wirst dort immer noch ein paar Kunden haben.«
    Nicht genug. Aber er hatte recht — es wäre besser als nichts. Ich seufzte und nickte.
    »Ich kann meinen Leuten sagen ...«
    »Ich will dir nichts schulden.«
    »Ein

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