Die Gefährtin Des Lichts erbin2
Blöcke, drei. Ich hörte nur wenige andere Menschen auf der Straße. Sie bewegten sich schnell. Einige murmelten etwas über die Kälte und kümmerten sich nur um ihr eigenes Elend. Über lange Strecken hinweg gab es nur mich und meinen Verfolger. Jetzt wird er zuschlagen dachte ich einige Male. Aber er griff nicht an.
Ich drehte meinen Kopf, um besser hören zu können. Aus dem Augenwinkel sah ich etwas glitzern. Ich erschrak — zu der Zeit war ich noch nicht sehr an Magie gewöhnt —, ließ alle Weisheit fahren, blieb stehen und drehte mich um, um genauer hinzusehen.
Mein Verfolger war eine junge Frau. Sie war untersetzt, klein und hatte lockige blass-grüne Haare. Ihre Haut hatte einen ähnlichen Farbton. Das allein hätte mir schon verraten, was sie war. Noch offensichtlicher war allerdings die Tatsache, dass ich sie sehen konnte.
Sie blieb stehen, als ich anhielt, und neigte den Kopf zur Seite. Da bemerkte ich, dass sie sehr traurig aussah. Sie sagte nichts, also ging ich das Wagnis ein und sprach sie an: »Hallo.«
Verwirrt zog sie ihre Augenbrauen hoch. »Du siehst mich?«
Ich runzelte ein wenig die Stirn. »Ja. Du stehst da.«
»Wie interessant.« Sie ging weiter, blieb aber wieder stehen, als ich einen Schritt rückwärts machte.
»Ich hoffe, es macht dir nichts aus, wenn ich das sage«, sagte ich vorsichtig, »aber ich bin noch nie von einem Gottkind ausgeraubt worden.«
Jetzt sah sie noch trauriger aus. »Ich will dir nichts tun.«
»Du folgst mir schon seit dieser einen Straße dort hinten. Die mit dem verstopften Kanal.«
»Stimmt.«
»Warum?«
»Weil du möglicherweise sterben wirst«, sagte sie.
Ich taumelte zurück. Allerdings nur einen Schritt, dann rutschte meine Fers» bedrohlich auf Eis. »Wie bitte?«
»Du wirst höchstwahrscheinlich gleich sterben. Es könnte schwierig werden ... schmerzhaft. Ich bin gekommen, um dir beizustehen.« Sie seufzte leise. »Ich verkörpere Gnade. Verstehst du?«
Bis dahin hatte ich noch nicht viele Gottkinder getroffen. Aber jeder, der sich lange genug in Schatten aufhielt, wusste so viel: Sie bezogen ihre Kraft aus etwas Bestimmtem. Das konnte ein Prinzip sein, eine Wesensart, ein Gefühl. Die Priester und Schreiber nannten es Verbundenheit, obwohl ich nie hörte, dass ein Gottkind diesen Begriff verwendete. Wenn sie auf ihre Verbundenheit stießen, wurden sie davon magnetisch angezogen. Einige konnten gar nicht anders, als darauf zu reagieren.
Ich schluckte und nickte. »Du ... du bist hier, um mich sterben zu sehen. Oder ...« Ich zitterte, als es mir klar wurde. »Oder um mich zu töten, wenn es nicht zu Ende gebracht wird. Habe ich recht?«
Sie nickte. »Tut mir leid.« Sie wirkte tatsächlich so, als ob es ihr leidtat. Ihre Augenlider hingen halb herab, und ihre Stirn war traurig in Falten gelegt. Sie trug nur ein dünnes, unförmiges Hemd - ein weiterer Beweis für ihre Herkunft. Jeder Sterbliche wäre darin erfroren. Ihre flachen Schuhe waren auch eher für drinnen geeignet als für draußen. Sie sah jünger aus als ich und verletzlich. Wie jemand, den man auf der Straße anhielt, um zu helfen.
Ich schauderte und sagte: »Nun, äh, vielleicht könntest du mir sagen, was mich töten wird. Dann könnte ich mich davon, äh, fernhalten, und du müsstest deine Zeit nicht mit mir verschwenden. Wäre das in Ordnung?«
»Es gibt viele Wege in die Zukunft. Aber wenn ich zu einem Sterblichen hingezogen werde, sind die meisten davon bereits erschöpft.«
Mein Herz, das ohnehin schon sehr schnell schlug, kam unangenehm ins Stolpern. »Willst du damit sagen, dass es unausweichlich ist?«
»Nicht unausweichlich. Aber wahrscheinlich.«
Ich musste mich setzen. Die Gebäude rechts und links von mir waren keine Wohngebäude. Ich vermutete, dass es sich um Lagerhäuser handelte. Nirgendwo gab es eine Sitzgelegenheit, außer auf dem Boden. Allerdings war es gut möglich, dass genau das mich töten würde.
Erst da bemerkte ich, wie unglaublich still es war.
Zwei Blöcke hinter uns hatten sich noch drei weitere Menschen auf der Straße befunden. Aus verständlichen Gründen waren mir nur die Schritte der grünen Frau aufgefallen. Jetzt aber waren gar keine anderen Schritte mehr zu hören. Die Straße war menschenleer.
Dennoch hörte ich ... etwas. Nein, es war weniger ein Geräusch als ein Gefühl. Ein gewisser Luftdruck. Der Hauch eines Geruchs, der in der Nase kitzelte und sich nicht beschreiben ließ. Und er war ...
Hinter mir. Ich drehte mich um
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