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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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und stolperte erneut. Mir schlug das Herz bis zum Hals, denn ich sah ein weiteres Gottkind auf der anderen Seite der Straße stehen.
    Dieses Gottkind schenkte mir allerdings keine Beachtung. Die Amnfrau war mittleren Alters, hatte schwarze Haare und sah bis auf die Tatsache, dass ich sie sehen konnte, durchschnittlich aus. Sie stand mit gespreizten Beinen da. Ihr Körper war angespannt und ihre Hände zu Fäusten geballt. Ihr Gesicht zeigte blanke Wut. Ich folgte ihrem Blick, um herauszufinden, gegen wen sich ihr Zorn richtete. Auf meiner Straßenseite befand sich eine weitere Person. Auch sie war angespannt und bewegte sich nicht. Ein Mann. Madding, obwohl ich das zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste.
    Zwischen diesen beiden Gottkindern stand eine Wolke in den Farben von Blut und Zorn. Auch das konnte ich sehen. Sie wallte und zitterte, breitete sich aus und zog sich dann aufgrund der Kräfte, die die beiden gegeneinander einsetzten, wieder kompakt zusammen. Ich war in einen Kampf hineingeraten, auch, wenn dieser in völliger Stille ablief. Um das zu erkennen, brauchte man nicht einmal Augen, die Magie sehen konnten.
    Ich leckte mir über die Lippen und warf der grünhäutigen Frau einen Blick zu. Sie nickte: Das war meine mögliche Todesursache. Ich stand im Kreuzfeuer zweier Götter, die sich duellierten.
    So schnell und leise ich konnte, wich ich in Richtung der grünen Frau zurück. Ich glaubte zwar nicht, dass sie mich beschützen würde - schließlich hatte sie ihre Absicht deutlich gemacht -, aber es gab keine andere Richtung, in der ich sicher gewesen wäre.
    Ich hatte die Eisfläche hinter mir vergessen. Natürlich rutschte ich aus und fiel hin. Dabei fiel der Stock aus meiner Hand und landete laut klappernd auf dem Kopfsteinpflaster. Ich heulte schmerzerfüllt auf.
    Die Frau auf der anderen Seite der Straße zuckte überrascht zusammen und sah mich an. Mir blieb ein winziger Moment, um zu bemerken, dass ihr Gesicht nicht so durchschnittlich war, wie ich angenommen hatte. Ihre Haut war zu glänzend und außerdem hart und glatt wie Porzellan. Dann fingen die Steine unter mir an zu beben, die Wand hinter mir machte Anstalten einzustürzen, und meine Haut kribbelte ...
    Plötzlich war der Mann vor mir, öffnete seinen Mund und stieß ein Gebrüll aus, das sich wie die Brandung in einer Ozeanhöhle anhörte. Die Frau mit den Juwelenaugen schrie und warf ihre Arme hoch, als ob etwas - was genau konnte ich nicht erkennen — um sie herum zerbrach. Dieselbe Kraft warf sie rückwärts. Ich hörte Mörtel bersten und bröckeln, als ihr Körper gegen eine Wand prallte. Dann fiel sie schlaff zu Boden.
    »Was zur Hölle tust du?«, brüllte der Mann sie an. Ich starrte benommen zu ihm auf. Vor Zorn pulsierte eine Ader an seiner Schläfe deutlich sichtbar. Das faszinierte mich, weil mir nicht bewusst gewesen war, dass Gottkinder Adern hatten. Natürlich hatten sie die! Ich war zwar noch nicht lange in der Stadt, aber ich hatte schon von Gottesblut gehört.
    Die Frau rappelte sich langsam hoch. Der Schlag, den sie eingesteckt hatte, hätte jedem Sterblichen die Hälfte seiner Knochen zerschmettert. Sie wirkte geschwächt, verharrte auf einem Knie und starrte den Mann wütend an.
    »Du kannst nicht hierbleiben«, sagte er. Er wirkte jetzt etwas ruhiger, obwohl er immer noch sichtlich erbost war. »Du lässt nicht genug Vorsicht walten. Du hast das Leben dieser Sterblichen in Gefahr gebracht und damit die oberste Regel gebrochen.«
    Die Lippen der Frau verzogen sich höhnisch. »Deine Regel.«
    »Die Regel, der alle von uns zugestimmt haben, die hier ansässig sind! Keiner von uns will eine neue Untersagung. Man hat dich gewarnt.« Er reckte eine Hand in die Höhe.
    Plötzlich war die Straße voller Gottkinder. Ich sah sie überall. Die meisten sahen wie Menschen aus. Einige hatten aber ihre sterbliche Hülle abgelegt oder sich gar nicht erst eine zugelegt. Ich erhaschte Blicke auf Haut aus Metall, Haare aus Holz, Beine mit Tiergelenken und Tentakelfinger. Es müssen ungefähr zwei oder drei Dutzend gewesen sein. Sie standen auf der Straße oder saßen auf den Bordsteinkanten. Einer flatterte sogar mit insektenähnlichen Flügeln über unseren Köpfen.
    Die Frau mit dem Porzellangesicht stand auf, immer noch zittrig. Sie schaute sich die versammelte Menge der Gottkinder an; das Unbehagen auf ihrem Gesicht war unverkennbar. Dennoch straffte sie sich, nahm die Schultern zurück und schaute mürrisch. »So trägst du also deine

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