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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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Duelle aus?« Das war an den Mann gerichtet.
    »Das Duell ist vorbei«, sagte der Mann. Er trat einen Schritt zurück in meine Richtung. Zu meiner Überraschung beugte er sich dann herab und half mir auf. Ich blinzelte ihn verwirrt an. Er stellte sich vor mich und verdeckte mir so die Sicht auf die Frau. Ich runzelte die Stirn und versuchte, um ihn herumzuspähen, damit ich die Frau im Blick behalten konnte. Schließlich hatte sie mich gerade erst beinahe getötet. Er aber folgte der Bewegung.
    »Nein«, sagte er. »Das solltest du lieber nicht sehen.«
    »Was?«, fragte ich. »Ich ...«
    Ein Geräusch ertönte, als ob eine große Glocke hinter ihm läutete. Dann folgte ein plötzlicher Luftzug. Die Gottkinder um uns herum verschwanden. Ich verrenkte mir den Hals, damit ich um den Mann herumschauen konnte. Nur eine leere Straße war noch zu sehen.
    »Ihr zwei habt sie getötet«, flüsterte ich entsetzt.
    »Nein, natürlich nicht. Wir haben eine Tür geöffnet, das ist alles. Wir haben sie in unser Reich zurückgeschickt. Das solltest du nicht ... sehen.« Zu meiner Überraschung lächelte der Mann. Ich war für einen Moment fasziniert davon, wie menschlich er dadurch aussah. »Wir versuchen, uns nicht gegenseitig zu töten. Das regt unsere Eltern immer so auf.«
    Ich konnte nicht anders und musste lachen. Dann wurde mir klar, dass ich mit einem Gott lachte, und ich wurde wieder still. Das verwirrte mich noch mehr, also starrte ich einfach nur auf sein merkwürdig tröstliches Lächeln.
    »Alles in Ordnung, Eo?« Der Mann wandte sich nicht von mir ab und sprach einfach lauter. Da fiel mir die grüne Frau ein.
    Als ich sie anschaute, erschrak ich aufs Neue. Die grüne Frau, die offensichtlich Eo hieß, lächelte mich so herzlich an wie eine neugefundene Mutter. Ihre Farbe hatte sich ebenfalls verändert. Das Grün war zu einem schwachen Rosa geworden. Sogar ihr Haar war rosa. Sie neigte ihren Kopf erst vor mir, dann vor dem Mann, drehte sich um und ging fort.
    Ich starrte ihr mit offenem Mund eine Weile nach. Dann schüttelte ich den Kopf.
    »Ich glaube, ich verdanke dir mein Leben«, sagte ich und wandte mich wieder dem Mann zu.
    »Da es zum Teil meinetwegen in Gefahr war, sind wir dann eben quitt«, sagte er. Ein schwaches Läuten lag in der Luft, wie Glöckchen eines Windspiels. Allerdings ging kein Wind. Irritiert schaute ich mich um. »Aber ich hätte nichts dagegen, dir etwas zu trinken zu spendieren, wenn du dein Leben feiern möchtest.«
    Alarmiert brach ich erneut in Gelächter aus. Endlich wurde mir klar, was er bezweckte. »Machst du allen Mädchen, die du beinahe umbringst, schöne Augen?«
    »Nur denen, die nicht schreiend wegrennen«, sagte er.
    Dann berührte er mein Gesicht unterhalb eines Auges, was mich erneut alarmierte. Ich spannte mich ein wenig an, wie ich es immer tat, wenn jemand meine Augen bemerkte und wappnete mich gegen das »wenn doch nur«.
    Aber in seinem Blick lag kein Abscheu. Seine Berührung drückte allein Faszination aus. »Und denen mit hübschen Augen«, fügte er hinzu.
    Der Rest ist nicht schwer auszumalen, nicht wahr? Das Lächeln, die Kraft seiner Anwesenheit, sein ruhiges Akzeptieren meiner Andersartigkeit, die Tatsache, dass er sogar noch andersartiger war. Ich hatte kaum eine Chance. Zwei Tage nach unserer Begegnung küsste ich ihn. Er ergriff die Gelegenheit beim Schopf und gab mir einen Vorgeschmack auf sein wahres Ich. Der Schuft versuchte doch glatt, mich in sein Bett zu locken. Zu dem Zeitpunkt hatte er noch keinen Erfolg; ein paar Prinzipien hatte ich noch. Einige Tage später aber ging ich mit ihm nach Hause. Als ich nackt vor Madding stand, hatte ich das erste Mal das Gefühl, dass mich jemand als Ganzes wahrnahm und nicht nur Teile von mir. Er fand meine Augen faszinierend, schwärmte aber auch sehr beredt von meinen Ellenbogen. Letztlich mochte er alles.
    Er fehlt mir. Götter, er fehlt mir so sehr.
    Am nächsten Tag schlief ich lange. Mit furchtbaren Schmerzen wachte ich auf. Mein ganzer Rücken tat weh. Weil ich nicht daran gewöhnt war, auf dem Bauch zu schlafen, war mein Nacken steif. Meine geschwollenen, brennenden Augen machten mir zu schaffen, und die Kopfschmerzen waren mit aller Macht zurückgekehrt. Das alles zusammen macht es vielleicht nachvollziehbar, warum ich nicht sofort bemerkte, dass noch jemand außer mir im Haus war.
    Angelockt von den Gerüchen und Geräuschen eines Frühstücks, das zubereitet wurde, stolperte ich benommen in die Küche.

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