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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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stehen. Hinter ihm näherten sich noch drei weitere Fußpaare, die diese furchtbar bekannten, schweren Stiefel trugen. Zitternd stand ich auf.
    »Ich hatte erwartet, dass du dich bereits auf halbem Weg nach Nimaro befindest«, fuhr er fort. »Stell dir meine Überraschung vor, als mir der Geruch bekannter Magie ganz in der Nähe in die Nase stieg.«
    »Ich weiß nichts«, stammelte ich. Dabei umklammerte ich meinen Gehstock, als ob mir das half. »Ich habe keine Ahnung, wer Lady Rolie getötet hat, auch bin ich kein Gottkind.«
    »Meine Liebe, das ist mir inzwischen völlig egal«, sagte er. Die kalte Wut in seiner Stimme verriet mir, dass er das, was Lil von seinen Freunden übrig gelassen hatte, gefunden hatte. Das bedeutete, ich war ganz und gar verloren. »Ich will deinen Freund. Den weißhaarigen Marobastard — wo ist er?«
    Ich war kurz verwirrt. Sonnenscheins Haar war weiß? »Er hat nichts getan.« O Götter, das war eine Lüge. Rimarn war ein Schreiber und würde das erkennen. »Ich meine, da war ein Gottkind, eine Frau namens Lil, sie ...«
    »Das reicht«, schnauzte er und wandte sich ab. »Ergreift sie.«
    Die Stiefel kamen vorwärts und näher. Ich stolperte rückwärts, konnte aber nirgendwo hin. Würden sie mich totschlagen und den Tod ihrer Kameraden auf der Stelle rächen, oder brachten sie mich zur Befragung erst in die Weiße Halle? Ich begann zu hyperventilieren. Mein Herz hämmerte. Was konnte ich nur tun?
    Und dann geschah alles auf einmal.
    Warum?, hatte ich meinen Vater vor langer Zeit gefragt. Warum durfte ich meine Gemälde anderen nicht zeigen? Sie bestanden doch nur aus Malfarbe und Pigment. Nicht jeder mochte sie — einige der Bilder waren dafür zu aufwühlend —, aber sie richteten keinen Schaden an.
    Sie sind magisch, sagte er mir. Immer wieder sagte er es mir, aber ich hörte nicht gut genug zu. Ich glaubte nicht daran. Magie, die keinen Schaden anrichtet, gibt es nicht.
    Die Ordensbewahrer traten auf meine Zeichnung.
    »Nein«, flüsterte ich, als sie näher kamen. »Bitte.«
    »Armes Mädchen«, hörte ich eine Frau in einiger Entfernung in der Menge murmeln. Sie war eine derjenigen gewesen, die mich gefragt hatten, ob ich beruflich malte. Noch vor einem Moment hatten sie mich geliebt. Jetzt standen sie einfach nutzlos herum, während die Bewahrer sich rächten.
    »Leg den Stock weg, Weib«, sagte einer der Bewahrer. Er klang verärgert. Ich umklammerte meinen Stock noch fester. Ich konnte nicht atmen. Warum taten sie das? Sie wussten, dass ich Rolie nicht getötet hatte und dass ich kein Gottkind war. Ich besaß Magie, aber sie würden lachen, wenn sie wüssten, welch ungeheure Kräfte ich in mir verbarg. Ich war blind. Ich war keine Bedrohung.
    »Bitte, bitte«, sagte ich. Ich schluchzte es beinahe wie meinen Namen: bitte Luftschnappen bitte. Sie kamen noch näher.
    Eine Hand griff nach meinem Stock. Plötzlich brannten meine Augen. Hitze schien hinter ihnen hochzukochen und sich einen Weg nach draußen zu bahnen. Reflexartig schloss ich sie. Der Schmerz steigerte mein Entsetzen.
    »Macht, dass ihr von mir wegkommt!«, schrie ich. Ich versuchte, zu kämpfen und schlug mit meinen Händen und meinem Stock um mich. Meine Hand fand eine Brust...
    Sonnensebeins Hand gegen meine Brust gedrückt, als er auf die Zeugin seiner Schande losging ...
    Ich stieß zu.
    Es ist schwer zu beschreiben, sogar jetzt noch. Habt Geduld mit mir.
    Irgendwo, an einem anderen Ort, existiert ein Himmel. Es ist ein heißer, leerer Himmel. Er befindet sich über den Köpfen — dort, wo ein Himmel sein sollte. Er wird von dem Licht zweier Sonnen gleißend erhellt. Das war der Himmel, den ich zeichnete, versteht Ihr? Es gibt ihn irgendwo. Das weiß ich jetzt.
    Ich schrie und stieß die Ordensbewahrer fort. Dabei flammte die Hitze hinter meinen Augen auf. Vor meinem geistigen Auge sah ich, wie Beine verkehrt herum in diesen Himmel stürzten. Beine und Hüften, die aus dem Nichts auftauchten. Sie strampelten und verdrehten sich. Sie fielen.
    Sie waren mit nichts anderem verbunden ...
    Etwas veränderte sich.
    Als ich es bemerkte, blinzelte ich. Um mich herum war Geschrei. Füße rannten und trampelten. Etwas stieß gegen einen meiner Tische und warf ihn um. Ich stolperte rückwärts. Ich roch Blut und noch etwas Widerwärtigeres: Exkremente, Galle und reine, übelriechende Angst.
    Schlagartig wurde mir klar, dass ich meine Zeichnung nicht mehr sah. Sie war da, denn ich konnte ihre Umrisse noch erkennen, aber

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