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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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Ahnung von Liebe.«
    Ich drehte mich um, murmelte vor mich hin und ging zurück zur Dachfalltür.
    »Warte«, sagte Sonnenschein.
    Ich ignorierte ihn und ließ meinen Stock in knappen, ärgerlichen Halbkreisen vor mir schwingen. Seine Hand erwischte meinen Arm und diesmal versuchte ich fluchend, ihn abzuwehren.
    »Warte«, sagte er und ließ mich nicht los. Er wandte sich von mir ab und beachtete meine Wut nicht. »Hier ist jemand.« »Was versuchst du ...« In dem Moment hörte ich es auch und erstarrte. Neben der Dachklappe knirschten Schritte auf dem Kies.
    »Oree Shoth?« Die Stimme war männlich, kühl und dunkel wie die Spätwinternacht. Ich hatte sie schon einmal gehört, erkannte sie aber nicht.
    »J-ja«, sagte ich. Ich fragte mich, ob das ein Mitglied von Maddings Gruppe war. Außerdem fragte ich mich, wie viel er gesehen und gehört hatte - Sonnenscheins Kuss? Sein Geständnis? Ich riss meinen Arm los und entfernte mich von Sonnenschein. Dabei versuchte ich, mich zu beruhigen. Ich stellte sicher, dass der Morgenmantel geschlossen war, und warf meine zerzausten Locken zurück. Außerdem versuchte ich, freundlich zu erscheinen, obwohl ich immer noch ärgerlich war. »Sucht Ihr mich?«
    »Ja. Obwohl ich gehofft hatte, Euch allein anzutreffen.«
    Plötzlich bewegte Sonnenschein sich und stellte sich vor mich. Ich versuchte, den Mann durch seine recht einschüchternde Statur hindurch zu verstehen. Ich öffnete meinen Mund, um ihn anzuschreien, denn ich war zu wütend für Höflichkeiten oder Respekt - aber dann hielt ich inne.
    Es war nur ganz schwach. Ich musste die Augen zusammenkneifen, weil ich unsicher war. Aber Sonnenschein hatte angefangen, zu glühen.
    »Oree«, sagte er, ruhig wie immer. »Geh ins Haus.«
    Vor lauter Angst sagte ich nichts von dem, was ich vorgehabt hatte zu sagen. »E-er steht zwischen mir und der Tür.«
    »Ich werde ihn entfernen.«
    »Das würde ich dir nicht raten«, sagte der Mann unbeeindruckt. »Du bist kein Gottkind.«
    Sonnenschein seufzte. Unter anderen Umständen hätte seine Verärgerung mich amüsiert. »Nein«, versetzte er. »Das bin ich nicht.«
    Noch bevor ich etwas sagen konnte, war er verschwunden. Die Stelle vor mir, an der er gerade noch gestanden hatte, war kalt. Magie glühte kurz auf. Es war etwas, das durch den Schleier von Sonnenscheins Körper verdeckt wurde. Dann folgten blitzschnelle Bewegungen, Stoff zerriss und Fleisch kämpfte gegen Fleisch. Etwas Nasses spritzte gegen mein Gesicht. Ich zuckte zurück.
    Dann war es still.
    Ich blieb einen Moment bewegungslos stehen. Mein eigener Atem klang laut und schnell in meinen Ohren. Ich lauschte. Beinahe fürchtete ich, ein bekanntes Geräusch zu hören: Körper, die auf dem Kopfsteinpflaster der Straße drei Stockwerke tiefer aufschlugen. Aber ich war von schrecklicher Stille umgeben.
    Dann verlor ich die Nerven. Ich rannte zu der Dachklappe, riss sie auf, warf mich ins Haus und schrie.
     

 
     

    6
    »Ein Fenster öffnet sich«
    (Kreide auf Beton )

    Einige Dinge hat er mir über sich erzählt. Nicht alles natürlich — einiges hatte ich von anderen Göttern erfahren oder durch alte Geschichten meiner Kindheit. Aber das meiste hatte er mir einfach erzählt. Es lag nicht in seiner Natur, zu lügen.
    In dem Zeitalter der Drei war alles völlig anders. Es gab viele Tempel, aber nur wenige heilige Schriften. Diejenigen, die einen anderen Glauben hatten, wurden nicht verfolgt. Die Sterblichen liebten die Götter, die ihnen gefielen — manchmal sogar mehrere gleichzeitig —, und niemand nannte es Ketzerei. Wenn es Auseinandersetzungen wegen bestimmter Uberlieferungen oder Magie gab, konnte man einfach ein ortsansässiges Gottkind anrufen und nachfragen. Es war sinnlos, irgendwelchen Göttern gegenüber Besitzansprüche stellen zu wollen, wenn es doch genug für alle gab.
    In dieser Zeit wurden die ersten Dämonen geboren. Es handelte sich um Nachkommen von sterblichen Menschen und unsterblichen Göttern. Sie waren weder das eine noch das andere und besaßen dennoch die größten Geschenke von beiden. Eins dieser Geschenke war die Sterblichkeit. Ich finde zwar, dass es sehr merkwürdig ist, sie ein Geschenk zu nennen, aber damals dachten die Menschen anders. So oder so — alle Dämonen besaßen sie.
    Aber denkt einmal darüber nach, was das bedeutet: Alle Dämonen starben.
    Das ergibt keinen Sinn, nicht wahr? Nur selten geraten Kinder ausschließlich nach einem Elternteil; und Geschwister sind, auch, wenn sie

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