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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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flackerte blau. »Wenn sie es gewagt haben, mein Haus anzugreifen, meine Leute ...«
    »Er hatte es nicht auf Sonnenschein abgesehen«, murmelte ich. Im Nachhinein wurde mir etwas klar. Ich blieb stehen und umklammerte Maddings Arm, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. »Mad, der Mann suchte gar nicht nach Sonnenschein! Wenn er ein Ordensbewahrer wäre, wäre sein Ziel doch Sonnenschein gewesen, nicht wahr? Sie wissen, dass er die Männer in Südwurzel getötet hat.« Je länger ich darüber nachdachte, desto sicherer war ich mir. »Ich glaube nicht, dass dieser Mann ein Ordensbewahrer war.«
    Mir entging nicht der alarmierte Ausdruck, der über Maddings Gesicht huschte. Er tauschte einen Blick mit Kitr, die genauso besorgt aussah. Dann drehte Kitr sich um und schaute eine der Sterblichen an: die Schreiberin. Diese nickte und kniete sich hin. Dann zog sie aus ihrer Jacke einen Papierblock und entfernte die Schutzkappe eines dünnen Pinsels.
    »Ich werde auch einmal nachsehen«, sagte das Gottkind mittleren Alters und verschwand. Madding zog mich an sich, hielt mich mit einem Arm fest und sorgte dafür, dass der andere frei blieb, falls es Ärger gab. Ich versuchte, mich hier sicher zu fühlen. Ich befand mich in den Armen eines Gottes und wurde von einem halben Dutzend weiterer Götter beschützt. Doch meine Nerven lagen blank, und die Panik wollte nicht weichen. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass etwas ganz und gar nicht stimmte, dass jemand uns beobachtete, dass etwas passieren würde. Ich spürte es mit jeder Faser meines Körpers.
    »Da ist keine Leiche«, sagte Paitya und gesellte sich zu uns. Ich sah, wie hinter ihm Gottkinder immer wieder auf der Straße, auf umliegenden Fensterbänken oder am Rand eines Daches auftauchten und gleich wieder verschwanden. »Gemessen an der Menge Blut, sollte sich dort eine befinden, aber da ist nichts. Nicht einmal, äh, Teile.«
    »Ist es ...« Ich hatte Schwierigkeiten, mich bemerkbar zu machen, weil die Worte von Maddings Schulter erstickt wurden.
    »Es ist seins.« Paitya warf einen Blick über die Schulter auf den Windhund, der gerade an der Stelle schnupperte. Der Hund sah hoch und nickte als Bestätigung ernst. »Ohne jeden Zweifel. Das Blut ist in weitem Umkreis verspritzt, als ob es geworfen wurde oder von oben herabgefallen ist. Aber gelandet ist er hier nicht.«
    Madding murmelte etwas in seiner Sprache, schwenkte dann aber um auf Senmitisch, damit ich ihn verstehen konnte. »Er muss eine Waffe benutzt haben. Oder Magie, wie du gesagt hast.« Er sah mich an und runzelte verärgert die Stirn. »Er ist jetzt machtlos. Er muss gewusst haben, dass er gegen einen Schreiber keine Chance hat, wenn der Mann einer war. Auf dem Dach eines Hauses, das voller Gottkinder ist — warum hat er nicht einfach um Hilfe gerufen? Sturer Mistkerl.«
    Ich schloss meine Augen und lehnte mich an Madding. Ich fühlte mich plötzlich schwach. Zu spät wurde mir klar, dass auch ich um Hilfe hätte rufen können. Allerdings hätte ich dafür wahrscheinlich zu viel Angst gehabt. Sonnenschein wiederum hatte überhaupt keine Angst gehabt. Er wollte keine Hilfe. Wieder einmal hatte er sich blindlings in eine gefährliche Situation gestürzt und sein Leben aufs Spiel gesetzt, nur um seine frühere Macht kosten zu können. Diesmal hatte er es zwar zu meinen Gunsten getan, aber wurde es dadurch besser? Gottkinder respektierten das Leben; das schloss ihr eigenes ein. Sie waren auch unsterblich, aber wenigstens versuchten sie, sich zu verteidigen oder einem Schlag auszuweichen, wenn sie angegriffen wurden. Außerdem versuchten sie, wenn sie sich wehrten, den anderen nicht zu töten.
    »Der Lord der Finsternis hätte ihn einfach töten sollen«, sagte ich. Madding zog überrascht seine Augenbrauen hoch. Ich schüttelte meinen Kopf. »Mit ihm stimmt etwas nicht, Mad. DenVerdacht hatte ich schon immer, aber heute Abend ...«
    Mir fiel das Schwanken in Sonnenscheins Stimme ein, als er seine Rolle bei dem Krieg der Götter gestand und über die Rache seines früheren Liebhabers sprach. Es war nur ein kurzer Moment der Unsicherheit gewesen, ein Riss in dem Gestein seiner Persönlichkeit. Aber es ging tiefer, oder nicht? Seine Gleichgültigkeit seinem Fleisch gegenüber ... wie genau war er eigentlich vor all den Monaten tot in meine Abfalltonne geraten? Der bösartige Kuss, den er mir gegeben hatte. Seine noch bösartigeren Worte hinterher, die mir die Schuld an der Doppelzüngigkeit der menschlichen Rasse

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