Die Gefährtin Des Lichts erbin2
verlassen sollen Ich hätte im Haus bleiben sollen ich hätte den P revit kommen sehen müssen Ich hätte Sonnenschein im Dreck liegen lassen sollen Ich hätte in Nimaro bleiben und es niemals verlassen sollen
»Die Farbe ist ein Schloss«, sagt mein Vater.
Ich streckte meine Hände aus und stellte mir vor, dass sie zitterten.
Ein Schloss?«, frage ich.
»Ja. Die Macht steckt in dir und ist die meiste Zeit versteckt. Die Farbe öffnet einen Weg zu dieser Macht und erlaubt es dir, einiges davon auf die Leinwand zu bringen. Oder wo immer du es auch sonst anwenden willst. Wenn du älter wirst, wirst du immer neue Wege finden, um das Schloss zu öffnen. Malen ist nur die einfachste Methode.«
»Oh.« Ich denke darüber nach. »Heißt das, dass ich meine Magie so wie du singen könnte?«
»Vielleicht. Singst du gerne?«
»Nicht so gerne, wie ich male. Außerdem klingt meine Stimme nicht so gut wie deine.«
Er kichert. »Ich mag deine Stimme.«
»Du magst alles, was ich tue, Papa.« Aber meine Gedanken wirbeln herum und sind von der Vorstellung fasziniert. »Heißt das, ich kann noch mehr außer den Bildern machen? Wie ...« Meine kindliche Vorstellungskraft kann die Möglichkeiten der Magie noch nicht ausloten. Noch gibt es keine Gottkinder in der Welt, die uns zeigen, was ihre Macht ausrichten kann. »... einen Hasen in eine Biene verwandeln? Oder Blumen blühen lassen?«
Er schweigt einen Moment. Ich spüre seinen Widerwillen. Doch er hat mich noch nie angelogen; noch nicht einmal, wenn ich Fragen stelle, die er lieher nicht beantwortet.
»Ich weiß es nicht«, sagt er schließlich. »Manchmal, wenn ich singe, wenn ich daran glaube, dass etwas Bestimmtes geschieht, dann geschieht es. Und manchmal...«
Er zögert und sieht plötzlich beklommen aus. »Manchmal, wenn ich nicht singe, geschieht es ebenfalls. Es ist nicht der Glaube, der die Magie wirken lässt und auch nicht das Lied. Das Lied ist das Schloss, und der Glaube ist der Schlüssel.«
Ich berühre sein Gesicht und versuche, sein Unbehagen zu verstehen. »Was ist los, Papa?«
Er ergreift meine Hand, küsst sie und lächelt. Dennoch ist in ihm ein Hauch von Angst. »Nun, denk doch mal nach. Was würde geschehen, wenn du versuchst, etwas zu glauben, das es nicht gibt? Wenn du glaubst, dass ein Mann ein Fels ist? Wenn du glaubst, dass etwas Lebendiges etwas Totes ist?«
Ich versuche, darüber nachzudenken, aber ich bin zu jung. Für mich hört sich das lustig an. Fr seufzt, lächelt und tätschelt meine Hände.
Ich streckte meine Hände aus, schloss meine Augen und glaubte eine Welt herbei.
Meine Hände hielten es ohne Berührung nicht mehr aus, also stellte ich mir dicken, lehmigen Erdboden vor. Meine Füße wollten stehen, also platzierte ich diesen Boden unter ihnen; er war fest und klang hohl, wenn ich mit dem Fuß aufstampfte, weil er voller Luft und Leben war. Meine Lungen schrien danach, zu atmen. Ich inhalierte leicht kühle Luft, die vom Morgentau feucht war. Ich atmete aus, und die Wärme meines Atems erzeugte ein Atemwölkchen in der Luft. Ich konnte es nicht sehen, aber ich glaubte daran, dass es dort war. Ich wusste auch, dass ich von Licht umgeben war — dunstiges Morgenlicht von einer blassen Frühlingssonne.
Die Dunkelheit blieb hartnäckig weiter bestehen.
Sonne. Sonne. SONNE.
Wärme breitete sich auf meiner Haut aus und verjagte die schmerzhafte Kälte. Ich setzte mich auf meine Fersen, atmete tief ein, roch die frisch umgegrabene Erde und spürte den Glanz des Lichts auf meinen geschlossenen Augenlidern. Ich musste etwas hören, also beschloss ich, dass es windig war. Eine leichte Morgenbrise löste langsam den Nebel auf. Die Brise kam und wirbelte meine Haare durcheinander. Sie kitzelte meinen Hals. Ich erlaubte mir nicht, erstaunt zu sein. Das führte zu Zweifeln. Ich konnte die Zerbrechlichkeit des Ortes, der mich umgab, spüren. Er hatte den Drang, etwas anderes zu werden ... kalte, endlose Kälte ...
»Nein«, sagte ich schnell und war erfreut, als ich meine Stimme hörte. Es gab jetzt Luft, die sie weitertragen konnte. »Warme Frühlingsluft. Ein Garten, der bepflanzt werden will. Bleib.«
Die Welt gehorchte. Also öffnete ich meine Augen.
Ich konnte sehen.
Die Szene war mir vertraut. Ich saß in dem Terrassengarten meines Heimatdorfes. Dort war ich fast immer völlig blind gewesen. In Nimaro gab es nicht viel Magie. Ich hatte das Dorf nur einmal gesehen, als ...
... mein Vater gestorben war. Damals hatte ich alles
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