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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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Frühlingsblüte wurden diese Blätter dann wieder ersetzt. Während dieser Zeit roch er etwas strenger, aber damit der Geruch derartig stark war, musste ich mich näher daran befinden, als sonst.
    Oben auf den Wurzeln waren Plattformen und Treppen zu sehen. Dazwischen gab es Laufstege, um sie zu verbinden. Die Stadtbewohner konnten hinaufklettern, um ihre Gebete zu sprechen oder sich an der Sonne zu erfreuen. Allerdings befanden sich dort meines Wissens keine Häuser oder Gebäude.
    Das war nicht das einzige Ungewöhnliche. Langsam setzte ich mich auf. Ich zuckte zusammen, weil sich mein gesamter linker Arm wund anfühlte. Bei näherer Untersuchung fand ich dort, an meiner Hüfte und an einem Knöchel frische Blutergüsse. Ich räusperte mich, aber das Kratzen in meiner Kehle wurde dadurch noch schlimmer. Von der Schädeldecke bis in den Kopf hinein dröhnte dumpfer Schmerz und drückte von innen gegen meine Augen ...
    Dann erinnerte ich mich. Die Leere. Mein falsches Nimaro. Zerbersten, Fallen, Stimmen. Madding.
    Wo zu allen Höllen war ich?
    Das Zimmer war kühl, obwohl ich von links schwaches Sonnenlicht spürte. Ich schlug die Decken zur Seite. Obwohl ich mit einem einfachen, ärmellosen Hemd und weiten Hosen, die mit einem Kordelzug geschnürt waren, bekleidet war, zitterte ich leicht. Die Kleidung war bequem, passte aber nicht ganz. Neben der Pritsche standen Hausschuhe, die ich aber vorerst mied. Es war einfacher, den Boden mit bloßen Füßen zu ertasten.
    Ich erkundete das Zimmer und entdeckte, dass man mich eingesperrt hatte.
    Für ein Gefängnis war es schön hier. Die Pritsche war weich und bequem, der kleine Tisch und die Stühle waren solide gebaut, und es gab dicke Teppiche, die fast den gesamten Holzboden bedeckten. In einem winzigen Raum nebenan befanden sich eine Toilette und ein Waschbecken. Doch die Tür, die ich fand, war fest abgesperrt. Auf meiner Seite befand sich kein Schloss. Die Fenster waren zwar nicht vergittert, aber fest geschlossen. Ihr Glas war schwer und dick. Ich hätte Mühe gehabt, es zu zerbrechen, und dabei zweifellos eine Menge Lärm gemacht.
    Die Luft fühlte sich merkwürdig an. Sie war nicht so schwül, wie ich es gewohnt war. Irgendwie war sie dünner. Geräusche trugen nicht so gut wie sonst. Ich klatschte versuchsweise in die Hände, aber der Widerhall klang völlig falsch.
    Während ich noch darüber nachdachte, wurde die Tür aufgeschlossen. Ich erschrak. Die Stabilität der Fenster, in deren Nähe ich stand, wirkte plötzlich beruhigend auf mich. Ich wich zurück, bis ich sie im Rücken spürte.
    »Ah, endlich seid Ihr aufgewacht«, sagte die Stimme eines Mannes. Ich hatte sie noch nie zuvor gehört. »Passenderweise dann, wenn ich keinen Novizen schicke, sondern selbst komme, um nach Euch zu sehen. Hallo.«
    Senmitisch, aber kein Stadtakzent, der mir geläufig war. Eigentlich klang er wie ein Reicher. Seine Betonung war präzise und die Sprache formell. Mehr als das konnte ich nicht heraushören, weil ich nur selten mit Reichen sprach.
    »Hallo«, sagte ich. Das heißt, ich versuchte, es zu sagen. Meine gequälte Kehle - mir fiel wieder ein, dass ich in der Leere geschrien hatte - gab ein rostiges Quäken von sich. Das schmerzte so sehr, dass ich mein Gesicht verzog.
    »Vielleicht solltet Ihr nicht sprechen.« Die Tür schloss sich hinter ihm. Jemand verschloss sie von draußen. Wieder zuckte ich bei dem Geräusch zusammen. »Bitte, Eru Shoth, ich werde Euch kein Leid zufügen. Ich kann mir die meisten Eurer Fragen vorstellen. Also nehmt Platz, und ich werde Euch alles erklären.«
    Eru Shoth? Es war lange her, dass ich diese Anrede gehört hatte. Fast hätte ich sie nicht erkannt. Es war eine Höflichkeitsform der Maro für junge Frauen. Ich war ein wenig zu alt dafür — man gebrauchte sie für Mädchen unter zwanzig —, aber das war schon in Ordnung; vielleicht wollte er mir schmeicheln. Allerdings klang er nicht wie ein Maro.
    Er wartete geduldig, bis ich mich endlich auf einem der Stühle niederließ.
    »So ist es besser«, sagte er. Er ging an mir vorbei. Seine Schritte waren fest, aber würdevoll. Er war ein großer Mann, allerdings nicht so groß wie Sonnenschein. Er war alt genug, um seinen Körper gut zu kennen. Er roch nach Papier, feinem Stoff und ein wenig nach Leder.
    »Nun. Mein Name ist Hado. Ich bin für alle Neuankömmlinge hier verantwortlich. Zu diesem Zeitpunkt seid Ihr der Einzige. Falls Ihr Euch fragt, wo >hier< ist - wir befinden uns im Haus

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