Die Gefährtin Des Lichts erbin2
ein halbes Dutzend Gottkinder gegen ihren Willen festzuhalten, war hingegen absolut unmöglich.
Das sind keine normalen Leute, begriff ich plötzlich. Mir wurde eiskalt. Hier geht es nicht um Geld, sondern auch um Macht. Magie, Poli tik ... alles.
Die einzigen Menschen auf der Welt, die über derartige Macht verfügten, waren die Arameri.
»Nun, ich sehe, dass es Euch immer noch nicht gut geht ... jedenfalls nicht gut genug, um eine solche Unterhaltung weiterzuführen.« Hado richtete sich auf und kam zu mir. Ich zuckte zusammen, denn seine Finger berührten meine linke Schläfe. Überrascht stellte ich fest, dass sich dort ein weiterer Bluterguss befand. »Besser«, sagte er, »aber ich denke, ich werde empfehlen, Euch noch einen weiteren Ruhetag zu gönnen. Ich werde jemanden schicken, der Euch das Abendessen bringt und Euch danach zu den Bädern führt. Wenn Ihr noch weiter genesen seid, möchte der Nypri Euch gerne untersuchen.«
Ja, jetzt erinnerte ich mich. Nachdem mein falsches Nimaro geplatzt war, hatte man mich irgendwie aus der Leere geholt. Ich war hart auf dem Boden aufgeschlagen. Der Schmerz in meinen Augen war mir allerdings vertrauter. Ich hatte ihn bereits in Maddings Haus gespürt, nachdem ich die Ordensbewahrer im Park durch Magie getötet hatte.
Dann erst kam das, was Hado gesagt hatte, bei mir an. »Nypri?« Das hörte sich wie ein Titel an. »Euer Anführer?«
»Einer unserer Anführer, ja. Seine Rolle ist allerdings eher fachlicher Natur — er ist ein erfahrener Schreiber und hat großes Interesse an Euren einzigartigen magischen Fähigkeiten. Er wird wahrscheinlich um eine Vorführung bitten.«
Mir wich das Blut aus dem Gesicht. Sie wussten von meiner Magie. Woher? Es war egal, sie wussten es eben.
»Will ich nicht«, sagte ich. Meine Stimme war sehr leise. Daran waren nicht nur meine Halsschmerzen schuld.
Hados Hand lag immer noch an meiner Schläfe. Er bewegte sie nach unten und tätschelte zweimal meine Wange. Es wirkte irgendwie herablassend. Die beiden Klapse waren ein wenig zu hart, um tröstend zu wirken. Dann verweilte seine Hand auf mir, was eine versteckte Warnung darstellte.
»Seid nicht töricht«, sagte er sehr leise. »Ihr seid doch ein braves Maroneh-Mädchen, nicht wahr? Wir sind alle wahre Itempaner hier, Oree. Warum solltet Ihr uns nicht beitreten wollen?«
Die Arameri hatten Tausende von Jahren die Welt regiert. In der Zeit hatten sie jedem Kontinent, jedem Königreich und jedem Volk Bright aufgezwungen. Diejenigen, die andere Götter verehrten, bekamen eine einfache Anweisung: konvertiert. Wer nicht gehorchte, wurde vernichtet; ihre Namen und ihre Werke gerieten in Vergessenheit. Wahre Itempaner glaubten nur auf eine Art — auf ihre Art.
Genau wie Sonnenschein, flüsterte eine leise, bittere Stimme in mir, doch ich brachte sie schnell zum Schweigen.
Hado kicherte. Diesmal streichelte er wegen meines Schweigens zustimmend meine Wange. Es brannte trotzdem.
»Ihr werdet Eure Sache hier gut machen, wie ich sehe«, sagte er.
Mit diesen Worten ging er zur Tür und klopfte. Jemand ließ ihn hinaus und schloss hinter ihm wieder ab. Ich saß noch lange auf demselben Fleck und hielt meine Hand an die Wange gedrückt.
Schweigende Menschen betraten am nächsten Tag zweimal das Zimmer. Sie brachten mir ein leichtes Amn-Frühstück und Suppe zum Mittag. Ich sprach mit dem zweiten und fragte ihn, wo Madding und die anderen sich befanden, erhielt aber keine Antwort. In der Zwischenzeit erschien niemand mehr. Ich lauschte eine Weile an der Tür und versuchte herauszufinden, ob sich draußen Wachen befanden. Außerdem versuchte ich ein Muster in den Bewegungen zu erkennen, die ich in den Fluren draußen wahrnahm. Meine Chancen, zu entkommen, standen nicht gut. Ich befand mich in einem Haus voller Fanatiker und hatte nicht einmal einen Stock, der mir helfen konnte, den Weg zu finden. Dennoch gab es keinen Grund, es nicht wenigstens zu versuchen.
Ich machte mich gerade an dem Fenster mit dem dicken Glas zu schaffen, da öffnete sich die Tür hinter mir. Jemand von kleiner Statur trat ein. Ich straffte mich ohne schlechtes Gewissen. Sie waren nicht dumm. Sie erwarteten, dass ich versuchte, zu entkommen - zumindest in den ersten Tagen. Wahre Itempaner waren absolut vernunftgesteuert.
»Ich heiße Jont«, sagte eine junge Frau. Es überraschte mich, sie sprechen zu hören. Sie klang jünger als ich. Etwas in ihrer Stimme klang unschuldig und vielleicht sogar begeistert. »Du
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