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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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unmissverständlich klar, dass ich auf eine Antwort wartete.
    Serymn stieß einen leisen Seufzer aus und wischte sich ebenfalls den Mund ab. »Nun gut. Ich bin bei dieser »kleinen, ketzerischen Sekte<, wie Ihr es nennt, weil ich ein Ziel erreichen muss. Mein Hiersein nutzt diesem Vorhaben. Ich sollte aber wohl erwähnen, dass die Neuen Lichter weder klein noch ketzerisch, noch eine Sekte sind.«
    »Man lehrte mich«, sagte ich langsam, »dass jede Form der Anbetung, außer derjenigen, die vom Orden genehmigt wurde, Ketzerei ist.«
    »Das ist so nicht richtig, Lady Oree. Nach dem Gesetz des Lichts — ein Gesetz, das von meiner Familie verabschiedet wurde — ist lediglich die Anbetung eines anderen Gottes als Itempas Ketzerei. Die Art und Weise, wie wir ihn anbeten, ist unerheblich. Es ist richtig, dass der Orden es vorzieht, wenn die beiden Leitbilder — Gehorsam dem Herrn des Lichts und Gehorsam dem Orden gegenüber — ein und dasselbe sind.« Wieder ertönte eine Welle leisen Kicherns von unseren Tischnachbarn. »Aber um es einmal ganz offen zu sagen: Der Orden ist eine sterbliche Autorität, keine göttliche. Wir Lichter erkennen lediglich diesen Unterschied an.«
    »Also denkt Ihr, dass die von Euch gewählte Form der Verehrung besser ist als die des Ordens?«
    »So ist es. Die Ansichten unserer Organisation sind vom Grundprinzip her dieselben wie die des Ordens von Itempas. Viele unsere Mitglieder sind sogar ehemalige Priester des Ordens. Dennoch gibt es einige wichtige Unterschiede.«
    »Und die wären?«
    »Wollt Ihr Euch jetzt wirklich auf eine Grundsatzdiskussion einlassen, Lady Oree?«, fragte Serymn. »Wir werden Euch unsere Philosophie in den nächsten Tagen vorstellen, so, wie jedem anderen Novizen auch. Ich hätte gedacht, dass Eure Fragen einfacherer Natur sind.«
    Das waren sie. Dennoch spürte ich instinktiv, dass der Schlüssel zum Verständnis dieses Fanatikerhaufens darin lag, diese Frau zu verstehen. Diese Arameri. Die Vollblut-Arameri waren die hochrangigsten Mitglieder einer Familie, die sich so sehr dem Orden verschrieben hatte, dass Rang und Stellung danach bemessen wurden, wie direkt ihre Abstammung von der Ersten Priesterin Shahar war. Sie waren die Machthaber, die Entscheidungsträger - und manchmal auch, dank der Macht ihrer versklavten Götter, die Vernichter von Nationen.
    Das lag allerdings länger als zehn Jahre zurück. So war es vor diesem merkwürdigen und schrecklichen Tag, an dem der Weltenbaum wuchs und die Gottkinder zurückkehrten. Es hatte immer Gerüchte gegeben, aber jetzt kannte ich die Wahrheit aus Sonnenscheins Mund. Die Sklaven der Arameri hatten sich befreit. Der Lord der Finsternis und die Graue Lady hatten einen Umsturz geplant und Bright Itempas gestürzt. Die Arameri waren zwar weit davon entfernt, machtlos zu sein, aber sie hatten ihre besten Waffen und ihren Schutzherrn mit einem gewaltigen Schlag verloren.
    Was geschah, wenn Menschen, die einmal absolute Macht besaßen, diese plötzlich verloren?
    »Also gut«, sagte ich bedächtig. »Einfache Fragen. Warum seid Ihr hier, und warum bin ich es?«
    »Wie viel wisst Ihr darüber, was vor zehn Jahren geschah, Lady Oree?«
    Ich zögerte unsicher. War es sicherer, die unwissende Gewöhnliche zu spielen, oder preiszugeben, was ich wusste? Ließ diese Aramerifrau mich umbringen, wenn ich ihr Familiengeheimnis ausplauderte? Oder war es ein Test, um zu sehen, ob ich log?
    Ich riss ein Stück Brot ab. Weniger, weil ich Hunger hatte, sondern eher, weil ich nervös war. »Ich ... ich weiß, dass es wieder drei Götter gibt«, sagte ich langsam. »Ich weiß, dass Bright Itempas nicht mehr alleine herrscht.«
    »Eher >gar nicht mehr<, Lady Oree«, sagte Serymn. »Aber das habt Ihr sicherlich schon geahnt, nicht wahr? Alle wahren Anhänger von Itempas wissen, dass Er die Veränderungen niemals zuließe, die es in den letzten Jahren gegeben hat.«
    Ich nickte. Dabei dachte ich unwillkürlich an Maddings Bett und Sonnenscheins finstere Missbilligung. »Das stimmt«, sagte ich und unterdrückte ein bitteres Lächeln.
    »Dann müssen wir Seine Geschwister ins Auge fassen, diese neuen Götter.«
    Einer von Serymns Gefährten stieß ein bellendes Gelächter aus. »Neu? Oh bitte, Lady Serymn, wir sind nicht die leichtgläubige breite Masse.« Sie warf mir einen Blick zu. Ihr zuckersüßer Tonfall konnte mich nicht täuschen. »Die meisten jedenfalls nicht.«
    Ich biss die Zähne zusammen und weigerte mich, den Köder zu schlucken.

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