Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
Vom Netzwerk:
Zivilisten, zu vergewaltigen und zu töten.
    »W-wo?«, fragte ich.
    »Überall.«
    Ich konnte es mir nicht vorstellen. Nicht in diesem Maße. Es war Wahnsinn. Chaos.
    Dann fiel es mir ein. Nahadoth, der Lord der Finsternis, war ebenso der Gott des Chaos. Es gab keine geeignetere Rache, die er an der Menschheit üben konnte.
    »Wenn die Arameri fallen und das Zeitalter der Helligkeit endet, kehrt der Krieg zurück«, sagte Serymn. »Der Orden des Itempas fürchtet das mehr als jede Bedrohung durch die Götter, weil es die konkretere Gefahr ist. Es mehren sich bereits Gerüchte über Unruhen in den Ländern Hochnords, die nach dem Krieg der Götter zum Glauben an Itempas gezwungen wurden. Man hat das dort niemals vergessen oder gar vergeben.«
    »Hochnordländer«, sagte jemand anders am Tisch mit verächtlicher Stimme. »Diese Dunkelrassenbarbaren! Zweitausend Jahre, und sie sind immer noch wütend.«
    »Barbaren, ja, und wütend«, sagte Hado, dessen Anwesenheit ich vollkommen vergessen hatte. »Aber verspürten wir vor Kurzem nicht dieselbe Wut, als man uns sagte, wir sollten den Lord der Finsternis anbeten?« Als Antwort erhob sich zustimmendes Gemurmel am Tisch.
    »Genau«, sagte der Nypri. »Also erlaubt der Orden Ketzerei und schaut weg, wenn die früheren Getreuen von Itempas ihre Pflichten vernachlässigen. Sie hoffen, dass das Ausloten der neuen Glaubensrichtungen die Leute beschäftigt und den Arameri die Zeit gibt, sich auf den bevorstehenden Feuersturm vorzubereiten.«
    »Aber das ist sinnlos«, sagte Serymn. In ihrer Stimme schwang Verärgerung. »T'vril, der Lord Arameri, hofft, den Krieg im Keim zu ersticken, wenn er ausbricht. Allerdings bereitet er sich auf einen irdischen Krieg vor und hat dabei die Bedrohung aus den Himmeln aus den Augen verloren.«
    Ich seufzte und war auf vielfache Art erschöpft. »Es ist ja schön, dass Ihr Euch damit befasst, aber der Lord der Finsternis ist...« Ich breitete hilflos meine Hände aus. »Eine Naturgewalt. Vielleicht sollten wir alle anfangen, die Graue Lady anzubeten. Schließlich sagt Ihr, dass sie ihn im Zaum hält. Vielleicht sollten wir uns auch einfach unseren ganz persönlichen Himmel für das Leben danach aussuchen.«
    Serymns Tonfall rief mich sanft zur Ordnung. »Wir handeln lieber bereits im Vorfeld, Lady Oree. Vielleicht ist das die Arameri in mir, aber ich habe nichts dafür übrig, eine bekannte Bedrohung unkontrolliert schwelen zu lassen. Angriff ist die beste Verteidigung.«
    »Angriff ...« Ich kicherte und war sicher, dass es sich um ein Missverständnis handelte. »Wen, einen Gott? Das ist unmöglich.«
    »Nein, Lady Oree, das ist es nicht. Schließlich hat es das schon gegeben.«
    Ich erstarrte, und mein Lächeln war wie weggewischt. »Das Gottkind, Rolie. Ihr habt sie getötet.«
    Serymn lachte verhalten. »Ich sprach von dem Krieg der Götter. Itempas, der Himmelsvater, tötete Enefa. Wenn einer der Drei sterben kann, ist es bei allen möglich.«
    Ich schwieg verwirrt. Das Lachen war mir allerdings vergangen. Serymn war keine Närrin. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass eine Arameri den Mord an einem Gott vorschlug, wenn sie nicht die Macht dazu besaß.
    »Und genau das, um endlich auf den Punkt zu kommen, ist der Grund, warum wir Euch entführt haben.« Serymn erhob ihr Glas in meine Richtung. Das schwache Geräusch des Kristalls klang in der Stille des Zimmers laut wie eine Glocke. Unsere Dinnergesellschaft war in Schweigen verfallen und hing an ihren Lippen. Als sie ihnen zuprostete, erhoben auch sie ihre Gläser.
    »Auf die Rückkehr der Helligkeit«, sagte der Nypri.
    »Und den Weißen Lord«, sagte die Frau, die eine Bemerkung über mein Augenlicht gemacht hatte.
    »Das Ende der Finsternis«, sagte Hado.
    Weitere Zustimmung erscholl von allen anderen Personen am Tisch. Es schien sich um ein ernstes Ritual zu handeln; sie alle verschrieben sich dem Lauf von absolutem, unfassbarem Wahnsinn.
    Nachdem alle ihren Beitrag geleistet hatten und schwiegen, sprach ich. Erkenntnis und Unglauben verliehen meiner Stimme einen hohlen Klang.
    »Ihr wollt den Lord der Finsternis töten«, sagte ich.
    »Ja«, sagte sie und hielt inne. Ein weiterer Diener kam herüber. Ich hörte, wie ein Deckel von einem Serviertablett genommen wurde. »Und wir möchten, dass Ihr uns dabei helft. Nachtisch?«
     

 
     

    9
    »Verführung«
    (Kohleskizze)

    Es wurde nach dem Essen nicht weiter über Götter und irrsinnige Komplotte debattiert. Ich war zu

Weitere Kostenlose Bücher