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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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Er ging an mir vorbei und untersuchte das Zimmer. Ich hörte, wie er einen Kerzenständer aus einer der Wandleuchten entnahm. Vielleicht hatte er bemerkt, dass ich die Kerze vorzeitig gelöscht hatte. Ich konnte auf das Licht verzichten und mochte die Vorstellung nicht, im Schlaf von einem Feuer überrascht zu werden. Er fuhr fort: »Wir haben recht erfolgreich aus bestimmten Gruppierungen rekrutiert; insbesondere aus Kreisen der Itempanerlaien, die mit den Änderungen des Ordens in letzter Zeit unzufrieden sind. Ich denke, wir werden auch in Nima- ro erfolgreich sein, wenn wir dort eine Außenstelle errichten.«
    »Sogar in Nimaro, Meister Hado, gibt es Menschen, die es nicht für nötig erachten, Itempas auf dieselbe Weise anzubeten wie alle anderen. Niemand kann sie dazu zwingen, etwas zu tun, das sie nicht tun wollen.«
    »Das stimmt nicht«, antwortete er. Ich runzelte die Stirn. »Bis vor zehn Jahren betete jeder Sterbliche im Königreich der Hunderttausend Itempas auf dieselbe Art und Weise an: wöchentliche Spenden und Dienste in einer Weißen Halle, monatliche Dienststunden, Unterricht für Kinder von drei bis fünfzehn. An jedem heiligen Feiertag wurden in der gesamten Welt dieselben Rituale durchgeführt und dieselben Gebete gesprochen. Diejenigen, die sich nicht beteiligten ...« Er hielt inne und wandte sich mir zu. Dabei strahlte er immer noch die kühle Belustigung aus, die ich an ihm so hasste. »Nun. Sagt Ihr mir, was mit ihnen geschah, Lady. Wo es doch angeblich so viele Abweichler in Eurem Land gibt.«
    Ich war betroffen und schwieg. Das war ein gezielter Seitenhieb in meine Richtung gewesen: eine Maroneh, die bei der ersten Gelegenheit aus Nimaro geflohen war. Schlimmer noch, er hatte recht. Mein Vater hatte die Weißen Hallen, die Rituale und das strikte Befolgen von Traditionen gehasst. Vor langer
    Zeit, so hatte er mir erzählt, hatten die Maroneh ihre eigenen Gebräuche, um Bright Itempas anzubeten. Es gab bestimmte Reimformen, ein heiliges Buch und Priester, die sowohl Geschichtsschreiber als auch Krieger waren, aber keine Aufseher. Damals hatten wir sogar unsere eigene Sprache. All das änderte sich, als die Arameri an die Macht kamen.
    »Wisst Ihr«, sagte Hado. Er las in meinem Gesicht wie in einem Buch. Ich hasste ihn dafür. »Itempas schätzt Ordnung, keine Wahlmöglichkeiten. Abgesehen davon ...« Er kam zu mir und nahm meine Hand. Dann drängte er mich, aufzustehen und seinen Arm zu nehmen, damit er mich führen konnte. »... wäre es offensichtlich unklug, viele von Euresgleichen zu rekrutieren. Wir hätten es auch nicht getan, wenn Ihr nicht so wichtig für unsere Sache wärt.«
    Das klang gar nicht gut. »Was genau soll das denn heißen?«
    »Es heißt, dass Ihr nicht den üblichen Aufnahmeprozess absolviert. Stattdessen verbringt Ihr den heutigen Tag mit Lady Serymn und den morgigen mit dem Nypri. Sie werden entscheiden, wie wir danach weiter vorgehen.« Er tätschelte erneut meine Hand. Das erinnerte mich an die unsanften Klapse vom Vorabend. Ja, auch dies war eine Warnung. Wenn ich die Anführer der Lichter nicht irgendwie zufriedenstellte ... was geschah dann?
    Da ich nicht einmal wusste, warum sie mich haben wollten, konnte ich das nicht erraten. Ich mahlte verärgert mit den Zähnen. In Wahrheit war ich allerdings mehr verängstigt als verärgert. Diese Leute waren mächtig und verrückt. Das war noch nie eine gute Kombination gewesen.
    Hado führte mich aus dem Zimmer und durch die Flure. Er ging ohne große Eile. Ich zählte meine Schritte, solange ich konnte, aber es gab zu viele Drehungen und Wendungen im Haus der Aufgegangenen Sonne. Irgendwann verlor ich den Überblick. Die Flure waren alle leicht gebogen, was vielleicht daran lag, dass das Haus teilweise um einen Baumstamm herum gewunden war. Da sich das Haus auch nicht zu weit vom Stamm her gesehen ausdehnen durfte — ich war keine Architektin, aber sogar ich erkannte den Sinn darin -, hatte man es eng und hoch gebaut. Es hatte viele Etagen und Abschnitte, die durch Treppen miteinander verbunden waren. Das verlieh ihm eine seltsam unzusammenhängende Atmosphäre. Es war sicherlich kein Denkmal der Ordnungsliebe des Bright Lords.
    Andererseits war das vielleicht nur Tarnung. Genau so, wie die Neuen Lichter sorgsam darauf bedacht waren, immer kultiviert und harmlos zu erscheinen. Der Orden des Itempas sah sie nur als eine weitere Ketzersekte an. Würden sie das immer noch so sehen, wenn sie wüssten, dass diese

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